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·3. Dezember 2025

Borussia Mönchengladbach vs. FC St. Pauli 1:2 – Erfolgreiche Pokal-Therapie

Artikelbild:Borussia Mönchengladbach vs. FC St. Pauli 1:2 – Erfolgreiche Pokal-Therapie

Der FC St. Pauli überzeugt im Pokal-Achtelfinale bei Borussia Mönchengladbach, zeigt ein verloren geglaubtes Offensivspiel und sammelt ganz viel Selbstvertrauen.(Titelfoto: Daniela Porcelli/Getty Images/via OneFootball)

Vor einem Monat konnte beobachtet werden, wie sich Borussia Mönchengladbach im Laufe der Partie gegen den FC St. Pauli am Millerntor an der eigenen Leistung hochzog und während des Spiels immer selbstbewusster wurde. Nun ist genau das dem FC St. Pauli gelungen. In der ersten Hälfte hat der FCSP sicher nicht überragend gespielt und ein wenig aus dem Nichts die Führung erzielt, in der zweiten Hälfte dann aber richtig, richtig guten Fußball gespielt. Dadurch ist der FCSP nicht einfach „nur“ ins Viertelfinale des DFB-Pokals eingezogen, sondern hat sich das auch absolut verdient.


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Aufgrund der Englischen Woche fasse ich diesen Spielbericht etwas kürzer. Das ist ein bisschen ärgerlich, weil Siege einfach mehr Spaß in der Analyse machen. Vor allem, wenn es eben solch verdiente Erfolge sind, wie nun jener in Mönchengladbach. Dort überzeugte der FC St. Pauli nämlich nicht nur mit dem richtigen Intensitäts-Level, sondern bot auch ein etwas verändertes Pressingverhalten an, was sich direkt bezahlt machte.

Oppie, Kaars – und Rückkehr zum defensiven 5-2-3

Zwei personelle Veränderungen gab es in der Startaufstellung des FC St. Pauli: Louis Oppie ersetzte Lars Ritzka auf der linken Schienenposition und Martijn Kaars kam anstelle des verletzten Andréas Hountondji in der Offensive zum Einsatz. Beide, Oppie und Kaars, sollten nicht nur aufgrund ihrer Treffer spielentscheidend sein.

Im Spiel vor einem Monat am Millerntor hatte der FC St. Pauli in den Halbräumen große Lücken offenbart. Die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen passten zu oft nicht, sodass die Gladbacher Spieler diese Räume bespielen konnten. Blessin erklärte auf der Pressekonferenz vor dieser Partie, wie wichtig es sei, dass man ihnen diese Räume nicht gebe. Gesagt, getan – der FC St. Pauli formierte sich sehr kompakt in einem klaren 5-2-3 und mit einem Fokus darauf, das Zentrum zu schließen. Das ist schon ein deutlicher Unterschied zu den Spielen zuvor gewesen, wo der FCSP viel früher in ein tieferes 5-4-1 gefallen ist.

Dieser Fokus darauf, das Zentrum zu schließen sorgte dafür, dass sich Borussia Mönchengladbach viel öfter als vermutlich gewünscht dazu gezwungen sah, bereits im mittleren Spielfelddrittel die Außenbahnen zu bespielen. Doch so richtig einfach war auch der Weg dorthin nicht. Denn noch etwas war anders beim FC St. Pauli: Die gegnerischen Innenverteidiger wurde für FCSP-Verhältnisse bemerkenswert energisch angelaufen. Das sorgte immer wieder für Gladbacher Ungenauigkeiten im Spielaufbau.

Ereignisarmut in erster Hälfte – positiv für den FC St. Pauli

Diese Ungenauigkeiten gab es aber auch im Offensivspiel des FC St. Pauli. Und da beide Teams in der ersten Hälfte verständlicherweise nicht das hohe Risiko suchten, war es ein eher ereignisarmes Fußballspiel. Eher selten wurde es vor einem der Tore gefährlich. Und wenn, dann waren es zumeist individuelle Fehler, die für Gefahr sorgten. Nur wenige Male konnte sich Mönchengladbach nach vorne durchspielen. Der Fokus des FC St. Pauli auf das Zentrum ging auf, dem Heimteam gelang es, wenn überhaupt, nur über die Außenbahn, einen Hauch von Gefahr zu erzeugen.

Interessant: Gladbach-Trainer Eugen Polanski erklärte nach Abpfiff, dass es ein Plan der Gladbacher gewesen sei im letzten Drittel die Außenbahnen doppelt zu besetzen und dann mit Flanken den Weg ins Zentrum zu suchen. Den Fokus auf das doppelte Besetzen der Außenbahnen gab es schon z.B. gegen Heidenheim. Allerdings wurde von da das Spiel flach ins Zentrum fortgesetzt, nicht geflankt. Bis ich diese Worte auf der PK sah, hielt ich das für eine aus der Not heraus geborene (weil der FCSP das Zentrum dichtmachte) Variante. Ob geplant oder nicht: Wirklich aufgegangen ist der Gladbacher Matchplan nicht.

Nein, es war kein fußballerischer Leckerbissen. Es war sehr dürftige Kost, die beide Teams boten. Aber aus FCSP-Sicht positiv: Das Spiel war in der ersten Halbzeit nahezu ausgeglichen. Das bedeutet auch, dass die Ballbesitzanteile ähnlich waren und da war bereits zu erkennen, dass der FCSP irgendwie auch mit dem Ball einen stabileren Eindruck machte. Einen großen Vorteil gegenüber Borussia Mönchengladbach hatte der FC St. Pauli dann aber doch. Das Team gewann nämlich insgesamt starke 64 Prozent seiner Zweikämpfe am Boden, war auch in der Luft den Gladbachern überlegen. Zum Vergleich: Vor einem Monat gewann Mönchengladbach 61 Prozent der Zweikämpfe. Es ist fast schon etwas zu platt, um als große Erklärung dienen zu können, aber die Intensität, die der FCSP in diesem Spiel auf dem Platz brachte, war einer der Schlüssel, um im DFB-Pokal eine Runde weiterzukommen.

Kaars in richtiger Position und mit richtiger Antwort

Damit der FC St. Pauli solche Spiele gewinnt, muss dann aber auch viel passen. So benötigt es zum Beispiel im richtigen Moment eigene Tore. Ein solches fiel in der 43. Minute. Die Hintermannschaft von Borussia Mönchengladbach zeigte auf großer Bühne den Kreisliga-Klassiker „Nimm du ihn, ich hab ihn sicher!“ und sorgte so dafür, dass Fujita Angreifer Kaars auf die Reise gen BMG-Tor schicken konnte. Kaars hatte in der ersten Hälfte bereits zwei Abschlussgelegenheiten und hatte auch in seinen weiteren Einsätzen gute Einschussmöglichkeiten, jeweils ohne Erfolg. Nun zog er mit dem Ball in Richtung Gladbacher Tor. Und eigentlich schien er den perfekten Moment für einen Torschuss bereits verpasst zu haben. Denn die freie Schussbahn wurde zwischenzeitlich von zwei Gladbachern zugestellt, Kaars hatte zudem den Elfmeterpunkt bereits passiert, der Winkel zum Tor wurde nicht besser. Doch der Angreifer ließ sich nicht beirren, schoss den Ball überlegt gegen die Laufrichtung der Verteidiger ins Gladbacher Tor.

Es dürften Zentnerlasten gewesen sein, die in diesem Moment von Martijn Kaars abgefallen sind. Der Angreifer zeigte endlich etwas, was ihm sein Trainer bereits seit Wochen bescheinigte zu besitzen: Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Blessin hatte immer wieder erklärt, dass man Kaars in Abschlussposition bringen müsse und es dann eben auch mit den Treffern klappen wird. Nun ist natürlich ein einziger Treffer sicher noch nicht genug, um ein abschließendes Urteil zu fällen. Aber es war schon auffällig, dass das gesamte Spiel viel eher zu den Stärken von Kaars passte, als viele andere zuvor. Zum einen tut ihm die Rolle als zentrale Spitze gut, aber es ist sicher auch der Raum hilfreich gewesen, den das Gladbacher Spiel bot. Kaars erklärte nach Abpfiff, dass man genau gewusst habe, wie und wo die BMG-Hintermannschaft Räume bietet und das man diese aktiv gesucht habe.

Artikelbild:Borussia Mönchengladbach vs. FC St. Pauli 1:2 – Erfolgreiche Pokal-Therapie

Martijn Kaars (hier beim Derby) erzielte gegen Borussia Mönchengladbach seinen ersten Treffer für den FC St. Pauli. Hoffen wir, dass noch viele weitere folgen werden. // (c) Stefan Groenveld

FC St. Pauli klar besser in zweiter Halbzeit

Zentnerlasten sind aber sicher nicht nur von Martijn Kaars abgefallen. Denn auch wenn das 1:0 vielleicht ein wenig aus dem berühmten „Nichts“ gefallen sein mag: Der FC St. Pauli verdiente sich diesen Treffer in der zweiten Hälfte. Klingt komisch, ist auch ein krummes Argument, aber I want to make a point here: Diese zweite Hälfte im Borussia-Park – der seit kurzem nicht mehr so heißt, ich weiß. Aber ich habe gerade keinen Bock nachzuschauen, welch seelenlosen Namen dieser Ort in einer seelenlosen Gegend bekommen hat – war das Beste, was man vom FC St. Pauli seit einiger Zeit zu sehen bekam.

In einer Phase der Partie kamen fast alle Elemente des guten FCSP-Spiels zusammen. Falls es Euch möglich ist, dann schaut gerne die Szene ab Spielminute 49:00 an. Der FC St. Pauli stört die Gladbacher Innen- und Außenverteidiger früh, dadurch wird ein Fehlpass erzwungen. Im Anschluss wird kombiniert und am Ende dieser Pass-Stafette spielt Fujita vor dem Gladbacher Strafraum einen Pass gen Pyrka, den Kaars gern erreichen möchte, aber er kann Ball nicht kontrollieren. Diese Szene hat sehr wenig mit dem FC St. Pauli im Herbst 2025 zu tun. Vielmehr vermittelte das Team einen sehr selbstbewussten Eindruck und es wirkte plötzlich vieles wieder ganz leicht, was wochenlang so schwer war.

1:1? Egal, weitermachen!

Doch bevor hier zu viel geschwärmt wird (das wäre auch zu viel des Guten), müssen wir uns mit dem Gegentreffer befassen. Ach, und da gerate ich dann vielleicht doch wieder ein wenig ins Schwärmen. Denn natürlich kann das alles besser verteidigt werden. Aber alleine der lange Ball über 40 Meter, den Reyna mal eben aus der Drehung und dem Fußgelenk spielte, war schon große Klasse. Dass Honorat diesen Ball nicht nur erreichte, sondern dass er aus mehr oder weniger vollem Lauf ebenfalls aus der Drehung eine perfekt getimte Flanke auf Tabaković schlug, ist dann schon aus der Kategorie Weltklasse. Dass es dadurch 1:1 stand, war für den FC St. Pauli dann aber natürlich alles andere als Weltklasse.

Wie habt Ihr reagiert, als der Gegentreffer fiel? Mit Resignation, weil das ja SO KLAR gewesen ist? Und weil ja auch SO KLAR ist, wie es nach diesem Gegentreffer weitergehen würde? So ging es mir zumindest, da will ich ganz ehrlich sein. Und da ist dann vielleicht doch auch Weltklasse beim FC St. Pauli. Denn das sich ein Team trotz neun Liga-Niederlagen in Serie von so einem Gegentreffer nicht aus der Bahn werfen lässt, ist alles andere als selbstverständlich. Der FC St. Pauli spielte nämlich einfach weiter, unbeirrt davon, dass die Partie nun wieder ergebnistechnisch ausgeglichen gewesen ist.

Oppie hinten wichtig, Oppie vorne wichtig

Denn der Gegentreffer führte nicht etwa dazu, dass sich der FC St. Pauli nun wieder weiter hinten reindrängen ließ. Mönchengladbach hatte keine einzige längere Druckphase in der zweiten Halbzeit. Das Team wurde sogar offensiv noch stärker, war weiter extrem zweikampfstark und fand offensiv immer mehr Lösungen. Oppie und Irvine hatten bereits gute Gelegenheiten. Oppie war es auch, der in der 79. Minute überragend gegen Tabaković im eigenen Strafraum klärte, nur um vier Minuten später im Strafraum wieder eine gute Aktion zu haben – dieses Mal aber auf der anderen Seite. Sekunden zuvor zeigte Smith, dass auch er gut getimte lange Pässe aus dem Fußgelenk spielen kann, Sands legte per Kopf auf Kaars ab, der 20 Metern vor dem Gladbacher Tor die Übersicht behielt und Oppie auf links bediente. Nachdem dieser ein paar Minuten zuvor mit links nur das Außennetz getroffen hatte, schlug er dieses Mal einen Haken und traf mit rechts zur erneuten FCSP-Führung – was für eine Erleichterung!

Und auch wenn ab diesem Zeitpunkt noch mehr als zehn Minuten zu spielen waren. Auch wenn klar war, dass Mönchengladbach nun noch einmal alles hineinwerfen und mit Druck auf das FCSP-Tor zu laufen würde, so strahlte das Team des FC St. Pauli in der Schlussphase eine Abgeklärtheit aus, die signalisierte: Diesen Sieg lassen wir uns heute nicht mehr nehmen.

So gewinnt der FC St. Pauli sicher etwas überraschend das DFB-Pokal-Achtelfinale bei Borussia Mönchengladbach. Dafür gibt es mehr als nur eine nette Summe für das Club-Konto durch das Erreichen des Viertelfinals. Denn nicht nur das Ergebnis, sondern auch der Auftritt sollten dem Team Aufwind geben für die nun anstehenden und extrem wichtigen drei letzten Ligaspiele des Jahres. Gelingt es dem FC St. Pauli, das Maß an Intensität beizubehalten, gelingt es, defensiv weiterhin so kompakt zu bleiben und offensiv wieder zuverlässiger Lösungen zu finden – dann gibt es eine echte Chance, die Dinge auch in der Bundesliga zum Jahresabschluss noch ins Positive zu drehen.

Immer weiter vor!// Tim

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