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Selina Eckstein·3. November 2025
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Selina Eckstein·3. November 2025
Ein Sieg in der schottischen Liga gegen Celtic oder die Rangers dürfte sich wohl so ein bisschen anfühlen, wie für deutsche Klubs, wenn sie gerade gegen Bayern München oder Borussia Dortmund gewonnen hätten.
Genau dieses Gefühl erlebten die Fans von Heart of Midlothian gleich zweimal. Sowohl gegen die Rangers (2:0) als auch Celtic (3:1) siegte ihr Team. Wie ekstatisch die Stimmung vor allem beim Heimsieg gegen Celtic war, beschrieb Torhüter Alexander Schwolow bei 'transfermarkt.de': "Das ist einfach ein Hexenkessel. Und der Torjubel vergangenen Sonntag beim Heimsieg gegen Celtic war, glaube ich, der lauteste, den ich je gehört habe."
Doch nicht nur die Stimmung stimmt: Der neue Klub des ehemaligen Bundesliga-Keepers führt derzeit die Tabelle der Scottish Premiership an – mit neun Punkten Vorsprung auf Celtic und sogar 14 auf die Rangers.
"Ich glaube, wir können von dieser Saison an in jedem Wettbewerb, an dem wir teilnehmen, um den Titel mitspielen", hatte der neue Investor Tony Bloom im Sommer gesagt, nachdem er umgerechnet rund elf Millionen Euro 29 Prozent der Klubanteile gekauft hatte. Sein Ziel: Innerhalb der nächsten zehn Jahre den Meistertitel holen.
Dass es nun schon in seiner ersten Saison danach aussieht, dürfte ihn umso mehr freuen – schließlich wäre es das erste Mal seit 1985, dass der schottische Meister nicht Celtic oder Rangers heißt.
📸 Gareth Copley - 2025 Getty Images
Mit einem solchen Start hatte selbst Schwolow nicht gerechnet. Nach elf Spieltagen musste er erst neun Gegentore hinnehmen und stellte einen Vereinsrekord auf: In seinen ersten vier Partien blieb er ohne Gegentor – das war vor ihm keinem Hearts-Keeper gelungen. "Dass es so positiv läuft, hatte ich nicht erwartet und das war bis hierhin schon außergewöhnlich", sagte er im Interview mit 'transfermarkt.de'.
Vor seinem Wechsel wusste er kaum, was ihn erwarten würde. Sein Berater habe nach dem ersten Kontakt von den Bedingungen, den Fans und dem Stadion geschwärmt – also beschloss Schwolow, sich das Ganze selbst anzusehen. Auch einige ehemalige Mitspieler – etwa Moritz Jenz aus seiner Zeit auf Schalke – hatten von der "krassen Atmosphäre" erzählt.
Bei den Königsblauen war er vor zwei Jahren noch Stammkeeper, dann wechselte er zu Union Berlin, wo er nur wenige Einsätze bekam. Aus diesem Grund suchte er eine neue Herausforderung. Und vor allem einen Klub, bei dem er wieder die Nummer eins sein kann. Dass es ihn deshalb zum ersten Mal in seiner Karriere ins Ausland verschlägt, hatte er ursprünglich nicht geplant.
📸 Matthias Kern - 2022 Getty Images
Doch warum läuft es für ihn und die Hearts nun so gut? Zum einen seien die Trainingsbedingungen hervorragend, sagt Schwolow. Zum anderen brachte Investor Bloom mit Jamestown Analytics ein datenbasiertes Scouting- und Analysetool ein, das sich bereits bei Klubs wie Brighton oder Union Saint-Gilloise bewährt hat.
So wurde etwa Deniz Undav einst beim Drittligisten SV Meppen entdeckt, bevor er über Saint-Gilloise den Sprung nach England und später zum VfB schaffte. Auch die Hearts profitierten: Neben Schwolow kam Stürmer Cláudio Braga für rund 520.000 Euro vom norwegischen Zweitligisten Alesund – und steht nach elf Spieltagen mit neun Scorerpunkten an der Spitze der Liga, gemeinsam mit Teamkollege Lawrence Shankland. Kein Wunder also, dass die Fans dem Neuzugang direkt ein Lied widmeten.
Knapp dahinter folgt Alexandros Kyziridis, ein ablösefreier Neuzugang für die linke Außenbahn. Insgesamt holte Hearts im Sommer elf neue Spieler, alle aus dem Ausland – für gerade einmal rund drei Millionen Euro. Zum Vergleich: Die Rangers investierten fast 30 Millionen, Celtic über 15.
Noch ist die Saison lang, doch in Edinburgh wächst das Gefühl, dass diesmal tatsächlich mehr möglich ist als nur ein Achtungserfolg. Schwolow rechnet damit, dass Celtic und die Rangers im Winter "noch einmal größer nachlegen" werden, um Hearts von der Tabellenspitze zu verdrängen. Doch davon lässt sich der Torhüter nicht beirren: "Die Fans dürfen träumen – das ist gut so und gibt uns zusätzliche Motivation."
Und wer weiß – vielleicht wird der Jubel in Edinburgh irgendwann noch lauter als nach dem Sieg gegen Celtic. Nämlich dann, wenn Heart of Midlothian tatsächlich den schottischen Meistertitel holt.
📸 Steve Welsh - 2025 Getty Images









































