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·23. Oktober 2025

Der reparierte Trainerstuhl

Artikelbild:Der reparierte Trainerstuhl

Im Fußball geht es oft schnell. Speziell Trainer werden an einem Tag noch gefeiert und am nächsten entlassen. Ausgerechnet bei drei Vereinen, bei denen das oft, regelmäßig und schnell passiert, scheinen sich nun aber die jeweiligen Coaches so wohl zu fühlen wie Harry Kane am Elfmeterpunkt.

Es ist Frühsommer. Genauer gesagt, schreiben wir den 1. Juni 2024. Ein Tag, den ich in dieser Kolumne oft erwähne. Mein erstes Champions League-Finale live im Stadion. Der BVB spielt im Wembley gegen Real Madrid. Edin Terzic betritt den Rasen einige Minuten vor dem Spiel in einem schwarzen Pullover, mit einem weißen Anzughemd darunter. Er sieht schick aus. Aber irgendwie auch wie ein freier Trauredner, der gleich der anwesenden Partygesellschaft erzählen wird, warum Heike und Kai das perfekte Paar sind.


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Ca. drei Stunden später steht er immer noch auf dem Rasen. Inzwischen vor der Dortmunder Fankurve. Die Stimmung ist so, als hätte Heike Kai am Altar stehen lassen. Das Bild hat sich in mein Hirn eingebrannt. In seines vermutlich auch. Ein paar Tage später tritt er vom Amt als BVB-Trainer zurück.

Inzwischen hat dies Niko Kovac inne. Ein ganz anderer Charakter. Kovac sieht aus als würde er Werbung für Rasierwasser machen oder als Bösewicht in Karl May-Filmen mitspielen. Ein Hut würde ihm toll stehen. Fast so gut wie das Amt des Dortmund-Trainers. Kovac krempelt hier alles um. Zusammen mit seinem Bruder Robert macht er aus einem Haufen Mensch gewordener Mentalitätsproblemen eine Arbeitsmaschine. Unter Kovac wird gelaufen und geackert. Wie jetzt beim 4:2 Auswärtserfolg in Kopenhagen. Das ist nicht schön, aber effizient.

Was man damit erreichen kann, zeigt die 2. Halbzeit der Dortmunder in München. 45 Minuten, die so gefeiert werden, als hätte der BVB gegen die Bayern gewonnen. Schade für die Bundesliga und die mangelnde Spannung im Titelkampf. Gut für den BVB, der sich endlich nicht mehr blamiert.

Dass die Bayern diese Saison aber unbesiegbar scheinen, liegt an Vincent Kompany. Dem ehemaligen Burnley-Trainer, der vor einem Jahr als Notlösung nach München kam, gelingt aktuell alles. Ohne seinen talentiertesten Spieler Jamal Musiala, braust er durch die Bundesliga. Dann spielt Kane eben auf der 9 und der 10. 

Auch die Partie gegen Brügge geht gewonnen. Pflichtaufgabe bestanden, alle 12 Spiele in dieser Saison bislang gewonnen – irre. Mit Akkuschrauber und weiterem Werkzeug bewaffnet, hat Kompany aus einem der wackeligsten Trainerstühle der Liga einen Thron gezaubert.

Niko Kovac könnte in Dortmund das Gleiche gelingen. Endlich mal keiner, der irgendeine Verbindung zu Jürgen Klopp hat, endlich kein Kumpeltyp mehr. 

Abgerechnet wird natürlich wie immer am Schluss. Für diese Aussage müsste ich am Sonntag drei Euro ins Phrasenschwein zahlen. Wenn ich in der Talkrunde des Doppelpass Platz nehmen darf. Darauf freue ich mich sehr und werde mit den weiteren Gästen wahrscheinlich auch über Luis Enrique sprechen.

Der Trainer von Paris Saint-Germain kommt 2023 in die französische Hauptstadt und erhält einen Zweijahresvertrag mit dem Ziel endlich die Champions League zu gewinnen.

31. Mai 2025 – München. Ich bin schon wieder bei einem Finale der Königsklasse live dabei, diesmal für DAZN. Enrique coacht sich an diesem Abend in die Unsterblichkeit. Ausgerechnet Inter Mailand, eine der Schurkentruppen dieses Wettbewerbs, sticht er mit seiner Taktik sowas von aus. 

Fünf Monate später gilt PSG als das beste Team der Welt. In Leverkusen zerlegen sie die Bayer-Elf mit 7:2.  

Dortmund und Bayern können von dieser Personalie lernen. Einen Trainer machen zu lassen, ihm zu vertrauen. In der vergangenen Saison schafft Enrique es mit PSG erst am letzten Spieltag der Ligaphase in die Playoffs. Am Ende steht der Titelgewinn. 

Ruhe auf dem Trainerposten tut immer gut – vor allem bei Vereinen dieser Größenordnung. 

Am 30. Mai 2026 findet das Champions League-Finale in Budapest statt. Ich bin sehr gespannt, ob wir einen der drei genannten Trainer an der Seitenlinie sehen werden. Überraschen würde mich es nicht.

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