
LIGABlatt
·31. Oktober 2025
Derby-Fokus: Kartenflut als Risiko

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·31. Oktober 2025

Beşiktaş empfängt Fenerbahçe am Sonntag um 18:00 Uhr (MEZ) im Tüpraş Stadyumu. Das Istanbul-Derby verspricht wie jedes Jahr Hochspannung – sportlich, emotional und statistisch. Denn: Kein anderes Duell im türkischen Fußball produziert so viele Karten. Allein in den letzten 50 Pflichtspielen zwischen beiden Rivalen gab es 34 Platzverweise, davon 22 gegen Beşiktaş. Die Partie am 11. Spieltag der Süper Lig wird von Schiedsrichter Ali Yılmaz geleitet.
Ein Derby, das selten elf gegen elf endet
Wenn Beşiktaş und Fenerbahçe aufeinandertreffen, liegen Leidenschaft und Provokation oft nur eine Grätsche auseinander. Die Rivalität ist tief, der Puls hoch, und die Statistik spricht eine klare Sprache: Fast jedes zweite Derby der vergangenen Jahre endete mit einem Platzverweis. Türkische Sportmedien berichten viel über diese Zahlen – und warnen bereits vor einem "Nervenkrieg auf dem Bosporus".
Für Beşiktaş bedeutet das: Disziplin wird zur Taktik. In einem Spiel, in dem jeder Fehltritt zu einem Platzverweis führen kann, wird die Kontrolle über Emotionen zur wichtigsten Waffe. Cheftrainer Sergen Yalçın, der Ende August als Hoffnungsträger zurückkehrte, weiß das besser als jeder andere. Der ehemalige Spielmacher war selbst Teil vieler hitziger Derbys – und betont in internen Runden laut Klubumfeld immer wieder die Bedeutung von Ruhe, Struktur und Respekt gegenüber dem Unparteiischen – was besonders im heimischen Stadion eine wichtige Rolle spielt.
Lehren aus der Vergangenheit: Kontrolle schlägt Chaos
In den letzten fünf Aufeinandertreffen gab es drei Platzverweise für die "Adler". Das jüngste Positivbeispiel dagegen liefert das Derby vom 4. Mai 2025, als Beşiktaş im Şükrü Saracoğlu mit 1:0 siegte – ein emotional aufgeladener Abend, der auch wegen des Laserpointer-Zwischenfalls gegen Gedson Fernandes in Erinnerung blieb. Fenerbahçe verlor damals nicht nur das Spiel, sondern auch die Nerven. Für Beşiktaş war es ein Musterbeispiel: Weniger Emotion, mehr Kontrolle.
Die "Schwarz-Weißen" haben ihre besten Derbys immer dann gewonnen, wenn sie taktisch geschlossen und psychologisch stabil auftraten. Auch jetzt setzt Yalçın darauf, dass seine Mannschaft früh Foulräume vermeidet und das Pressing im Verbund statt in Einzelaktionen anläuft. "Ein Derby gewinnt man nicht nur mit Herz, sondern mit Kopf", soll der 52-Jährige laut "TRT Spor" intern betont haben.
Der Schiedsrichter im Fokus: Ali Yılmaz und die Linie der Konsequenz
Schiedsrichter Ali Yılmaz, der das Derby erstmals in dieser Konstellation leitet, gilt als sachlich, aber konsequent. In der laufenden Saison zeigte er im Ligadurchschnitt 4,8 Gelbe Karten pro Spiel – ein Wert, der über dem Süper-Lig-Mittel liegt. Beşiktaş ist also gewarnt: Diskussionen oder emotionale Reaktionen könnten schnell teuer werden.
Yalçın hat seinem Team daher eine klare Anweisung mitgegeben: Nur der Kapitän spricht mit dem Schiedsrichter. Jede unnötige Beschwerde oder Theatralik könne die Linie des Unparteiischen verschieben. Gerade im Hexenkessel von Dolmabahçe, wo die Emotionen ohnehin kochen, entscheidet oft ein Moment der Besonnenheit über Sieg oder Niederlage.
Taktische Disziplin als Schlüssel zum Erfolg
Neben mentaler Stabilität spielt auch das taktische Foulmanagement eine Rolle. In den Halbräumen vor der eigenen Box kassierte Beşiktaş zuletzt mehrere gefährliche Freistöße – Zonen, in denen Fenerbahçe mit Spielern wie Talisca brandgefährlich ist. Hier setzt Yalçın auf Doppelsicherung statt riskanter Grätschen.
Offensiv wiederum könnte die Mannschaft gezielt auf Standards setzen: Fenerbahçe kassierte in den letzten drei Ligaspielen zwei Gegentore nach ruhenden Bällen. Wer im Derby klar bleibt, könnte mit einer Ecke mehr treffen als mit zehn Chancen im Chaos.
Fazit: Wer den Puls senkt, gewinnt
Beşiktaş steht in der Tabelle auf Rang 4 und könnte mit einem Sieg bis auf zwei Punkte an den Erzrivalen heranrücken. Fenerbahçe hingegen will die Serie wahren und den Vorsprung festigen, um dem Tabellenführer Galatasaray keine Luft zum Atmen zu lassen. Doch in einem Derby, das traditionell mehr Karten als Tore sieht, wird am Ende wohl die Mannschaft gewinnen, die ruhiger bleibt.
Für Beşiktaş bedeutet das: weniger Reklamieren, mehr Reagieren. Weniger Hektik, mehr Haltung. Und vielleicht ist es genau diese Haltung, die Yalçın seiner Elf wieder eingepflanzt hat – Disziplin als Schlüssel zum Derbyglück.









































