Vertikalpass
·22. Dezember 2025
“Des musch g’wenna!“

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·22. Dezember 2025

Ich gehe mit Hoffenheims Trainer Christian Ilzer mit, der nach dem Spiel sagte, ein Spiel gegen seine Hoffenheimer würde keinen Spaß machen. Die TSG ist mir egal, aber ich musste mich trotzdem ziemlich aufregen im Stadion.
Darüber, dass Hoffenheims Albian Hajdari hätte Gelb-Rot sehen müssen, nach zwei Fouls innerhalb von 90 Sekunden. Anstatt dessen sah Tiago Tomàs eine Verwarnung, weil er einen Freistoß zu früh ausführte. Darüber, dass Tim Lemperle über 90 Minuten seine Gegenspieler treten und umrempeln konnte, ohne verwarnt worden zu sein (Süddeutsche Zeitung: „In erster Linie war er Wrestler, Ringer und Rempler“). Anstatt dessen bekam Angelo Stiller eine gelbe Karte, weil er genau darauf hinwies.
Darüber, dass der Unparteiische Daniel Siebert einen Schiedsrichterball wiederholen ließ. Anstatt dessen hätte er genau so konsequent das provokante Zeitspiel von Oliver Baumann unterbinden müssen, der bei Abstößen lange gestikulierte, sich dann im Schritt kratzte, Gras aus seinen Stollen klopfte und in aller Ruhe noch einen Schluck trank. Darüber, dass Deniz Undav schon wieder im Abseits war, wieder mit der Schulter. Eine ähnliche Situation gab es von Nikolas Nartey gegen Bayern München. Ist das Pech oder muss der VfB diese Art von Standards besser trainieren?
Am meisten regte ich mich aber auf, dass der VfB die wenigen Chancen nicht nutzte (looking at you Tiago!) und dass von Sebastian Hoeneß zum Ende des Spiels kein Signal kam, dieses Spiel unbedingt gewinnen zu wollen. “Des musch g’wenna!“, sagte beim Rausgehen einer zu seinem Kumpel. Kann ich nur zustimmen. Wer ein Spitzenteam sein will, muss dieses Spiel gegen einen direkten Konkurrenten gewinnen.

Ziemlich vorlaut für einen überschaubaren Auswärtsblock.
Dieser direkte Konkurrent spielte clever, foulte viel und war unangenehm, schoss aber nur ein halbes Mal aufs Tor. Es ging ihnen mehr ums meckern, rempeln und treten und darum, dem VfB das Spiel zu vermiesen.
Einer, der sich dafür besonders eignet, ist Grischa Prömel. Er will in Stuttgart immer zeigen, wie gut er eigentlich ist, nachdem der Esslinger es nicht zum VfB, sondern nur zu den Kickers, Karlsruhe und Hoffenheim gebracht hat. Dabei wollte ihn Sven Mislintat mal verpflichten, aber er ging letztlich lieber in die Provinz. Schon passend, denn sein Spiel ist irgendwie provinziell. In der Begegnung in Stuttgart blieb er unauffällig, seine besten Szenen hatte er, wenn er sich beim Schiedsrichter beschwerte. Aber schon richtig: Diese Art von Spieler hat man lieber in der eigenen als in der gegnerischen Mannschaft.
Aber haken wir das Spiel ab, bevor ich mich wieder aufrege. Denn der VfB hat ein hervorragendes Halbjahr hingelegt: Platz 6, Viertelfinale DFB Pokal, Europa League so gut wie sicher in den Play-offs, mit allen Chancen für die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale. Unnötige Niederlagen wie das Last-Minute 1:2 gegen Hamburg und das 0:1 in Istanbul sollten aber im ersten Halbjahr 2026 vermieden werden. Auch auf einen Zusammenbruch wie gegen Bayern sollte verzichtet werden und auf Passivität und Einfallslosigkeit wie zum Start gegen Union und Freiburg.
Um die Champions League-Plätze anzugreifen – nur drei Punkte Rückstand – sollte der VfB weniger lange Bälle spielen und wenn doch, die zweiten Bälle gewinnen. Das ist ein geeignetes Stilmittel, wenn man das Pressing aushebeln will. Aber wenn sich die Mannschaft nach vorne kombiniert, ist dies deutlich vielversprechender. Zu sehen eben gegen Hoffenheim – das braucht es aber mehr Konsequenz und Präzision im letzten Drittel. Und ein bissle Glück mit Undavs Schulter.
Alle beim VfB bekamen am Samstag aber zu Recht ihren Applaus für das letzte Halbjahr, eigentlich für das ganze Jahr 2025 mit dem Pokalsieg als Höhepunkt. Das Wort zum Sonntag sprach dann Bjarne vom Commando Cannstatt: „Vor zwei, drei Jahren waren wir auch immer da. Aber wenn wir zurücklagen, war schon klar, eigentlich kannst du nach Hause gehen. Diese Zeiten sind lange vorbei. Heute können wir sagen, da steht eine richtige Mannschaft auf dem Platz, die immer an sich glaubt, auch wir haben immer das Gefühl, die Dinger drehen zu können. Nächstes Jahr machen wir genau da weiter!”
Zum Weiterlesen: Rund um den Brustring sieht den VfB „an der Schwelle nach ganz oben“.
Die Süddeutsche Zeitung meint in Bezug auf die Abseitstore von Undav, “die Millimeter, die regulär von nicht regulär unterscheiden, (sind) als stellvertretend betrachten für jene Tabellenregion, in der es sich der VfB gerade bequem zu machen beginnt“
Bilder: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images, Enzo (Artikelbild)









































