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·4. Juni 2025
Deutsche Fans gespalten: Nations League bleibt umstritten

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·4. Juni 2025
Die Nations League bleibt auch im Jahr 2025 ein polarisierender Wettbewerb unter deutschen Fußballfans. Das zeigt das aktuelle Bundesliga-Barometer, für das über 6.500 Fans befragt wurden. Demnach sieht eine klare Mehrheit von über 82 Prozent die Nations League als zusätzliche Belastung im ohnehin dicht getakteten internationalen Kalender. Gleichzeitig hat sich das grundsätzliche Interesse an dem 2018 eingeführten Turnierformat in den vergangenen Jahren stabilisiert – mit leicht positiver Tendenz.
Die grundsätzliche Einschätzung zur Nations League fällt deutlich aus: 82,6 Prozent der befragten Fußballfans empfinden das Turnier als zusätzliche Belastung für die Spieler. Nur 17,4 Prozent stimmen dieser Aussage nicht zu. Diese kritische Haltung zieht sich wie ein roter Faden durch die Bewertung der Turnierstruktur.
Der Hauptvorwurf: Die Nations League schaffe kaum neue Anreize und ersetze lediglich Freundschaftsspiele, ohne dass sich für Fans oder Spieler ein klarer Mehrwert ergebe. Gerade im Kontext der zahlreichen Klubwettbewerbe, EM- und WM-Qualifikationen sowie der neuen Klubturniere auf europäischer Ebene (z. B. Conference League) wächst die Skepsis gegenüber einem weiteren internationalen Wettbewerb.
Gleichzeitig zeigt sich: Trotz der Skepsis wächst das Interesse an der Nations League leicht. Seit der Einführung 2018 hat sich der Anteil der Fans, die das Turnier grundsätzlich befürworten, von rund 76 Prozent auf zuletzt 82,4 Prozent erhöht. Auch die mediale Wahrnehmung und der sportliche Reiz, etwa durch Finalrunden wie das „Final Four“, sorgen für eine gewisse Etablierung.
Vor allem jüngere Fans und regelmäßige Stadionbesucher zeigen sich offener gegenüber dem Format. In dieser Zielgruppe wird die Nations League nicht nur als sportlicher Wettbewerb, sondern auch als Chance gesehen, durch leistungsbezogene Gruppeneinteilungen attraktivere Länderspiele zu ermöglichen.
Für das DFB-Team verlief die Nations League bislang ernüchternd: In bisher fünf Turnierausgaben konnte sich die deutsche Nationalmannschaft nicht für das Finalturnier qualifizieren. Dieses sportliche Abschneiden spiegelt sich auch in der begrenzten emotionalen Bindung der Fans wider.
Weniger als ein Drittel der Befragten gab an, die Nations-League-Spiele der deutschen Nationalelf aktiv verfolgt zu haben. Die emotionale Aufladung, wie man sie von Europameisterschaften oder Weltmeisterschaften kennt, bleibt bislang aus. Die Nations League wird vielfach als Pflichtprogramm wahrgenommen – weniger als mitreißender Wettbewerb.
Ein wiederkehrender Kritikpunkt betrifft die Komplexität des Turnierformats. Die Auf- und Abstiegsregelung zwischen den Ligen A bis D, die Gruppenkonstellationen sowie die Bedeutung einzelner Partien – etwa in Bezug auf spätere Playoff-Teilnahmen für große Turniere – sind vielen Fans nicht geläufig.
„Ich weiß nie so richtig, worum es gerade geht“, zitieren die Studienautoren aus einem typischen Freitextkommentar. Solche Aussagen verdeutlichen: Für eine breitere Akzeptanz müsste die UEFA nicht nur das sportliche Niveau sichern, sondern auch die Transparenz erhöhen – sowohl in der medialen Kommunikation als auch bei der konkreten Turniergestaltung.
Trotz aller Kritik bietet die Nations League auch Potenzial. Für Nationaltrainer kann sie als Testplattform dienen, um unter Wettbewerbsbedingungen junge Spieler an die A-Mannschaft heranzuführen. Zudem sorgt die Setzung nach Leistungsprinzip dafür, dass es im Schnitt mehr Spiele auf Augenhöhe gibt – was im Vergleich zu klassischen Freundschaftsspielen für mehr Spannung sorgt.
Gerade für kleinere Nationen hat das Format einen spürbaren Effekt: Durch die strukturierte Einteilung erhalten Länder wie Georgien oder Luxemburg neue sportliche Chancen und mehr internationale Sichtbarkeit. In dieser Hinsicht erfüllt die Nations League durchaus ihr Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit in der Breite des europäischen Fußballs zu stärken.
Die Ergebnisse des aktuellen Bundesliga-Barometers zeigen deutlich: Die UEFA Nations League hat sich in der Wahrnehmung deutscher Fans zwar etabliert, bleibt aber umstritten. Das Interesse am Turnier ist da – trotz der deutlichen Kritik am Modus und der wahrgenommenen Überlastung der Spieler. Eine Mehrheit verfolgt die Spiele, hofft aber auf mehr Spannung, Klarheit und sportlichen Erfolg des eigenen Teams.
Für die UEFA bleibt das Turnier damit ein Projekt mit Potenzial – das aber noch nicht sein ganzes Vertrauen bei den Fans gewonnen hat.