feverpitch.de
·28. November 2025
Die FIFA schaut einfach weg, wenn die US-Politik den Fußball kaputtmacht

In partnership with
Yahoo sportsfeverpitch.de
·28. November 2025

Die Weltmeisterschaft 2026 hat ihr erstes ernsthaftes Problem, und es ist kein sportliches. Der iranische Fußballverband boykottiert die Auslosung am kommenden Freitag in Washington, nachdem die USA mehreren Funktionären die Einreise verweigerten. Darunter Verbandspräsident Mehdi Taj. Das ist mehr als eine diplomatische Petitesse. Es ist der Beweis, dass die FIFA vor ihrem größten Turnier in vier Jahren die eigenen Statuten nicht durchsetzen kann, wenn es darauf ankommt.
Der Boykott unterstreicht, wie politische Konflikte den internationalen Sport beeinflussen können. Aber das eigentliche Problem liegt tiefer. Die FIFA behauptet seit Jahrzehnten, der Fußball stehe über der Politik. Artikel 4 ihrer Statuten verbietet explizit jede Form von Diskriminierung. Doch wenn ein Gastgeberland Delegierten eines qualifizierten Verbandes die Einreise verweigert (auch wenn es Iran ist!), bleibt Zürich stumm. Die Verweigerung von Visa für iranische Offizielle wirft Fragen zur Neutralität der Gastgeber auf. Mehr noch: Sie entlarvt die Doppelmoral des Weltverbandes.
Man stelle sich vor, Russland hätte 2018 amerikanischen Fußballfunktionären die Einreise verweigert. Der Weltverband FIFA hätte Sanktionen verhängt, mindestens. Jetzt, wo es die USA betrifft, herrscht Schweigen. Dabei geht es nicht um Sympathien für das iranische Regime; die gibt es nicht. Es geht um die Glaubwürdigkeit des Sports. Wenn politische Erwägungen bestimmen, wer an einer Auslosung teilnehmen darf, dann können wir die Neutralitätsrhetorik endgültig begraben.
Mit 48 Teilnehmern wird die WM 2026 ein Rekordturnier, das von geopolitischen Spannungen überschattet werden könnte. Die erweiterte Teilnehmerzahl sollte eigentlich mehr Vielfalt und Toleranz bedeuten. Stattdessen erleben wir schon vor dem ersten Spiel, wie der Fußball zum Spielball der Weltpolitik wird. Was passiert, wenn sich die Lage zwischen den USA und dem Iran weiter verschärft? Werden iranische Spieler dann auch Probleme bei der Einreise bekommen? Werden andere Länder aus Solidarität fernbleiben?
Die FIFA muss jetzt handeln. Entweder sie zwingt die USA, allen Delegierten Visa zu erteilen, oder sie verlegt die Auslosung in ein neutrales Land. Beides wird nicht passieren. Stattdessen wird man in Zürich hoffen, dass sich das Problem von selbst löst. Das ist die eigentliche Tragödie: Der Weltfußball hat sich längst der Politik unterworfen. Er gibt es nur nicht zu.


Live







































