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·27. Dezember 2025
Die vergessenen Heldinnen und Helden des deutschen Amateurfußballs

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·27. Dezember 2025

Von Gerd Thomas
Es gibt Menschen, ohne die würde kein Amateurspiel angepfiffen, aber sie fliegen völlig unterm Radar – sind für die meisten Sportlerinnen und Sportler unsichtbar. Von vielen wissen die Aktiven auf den Plätzen nicht mal, dass sie existieren. Die Rede ist von den Ehrenamtlichen in den Kreis-, Bezirks- und Landesverbänden. Sie sorgen für einen verlässlichen Spielbetrieb. Was sind das für Leute?
Meistens tragen sie die Bezeichnung Staffel- oder Spielbetriebsleiter. Jede Liga hat so eine Person, die im Hintergrund für die Durchführung der Spiele sorgt, oft gleich für mehrere Staffeln. Sie müssen nicht nur den Spielbetrieb organisieren, sie müssen auch mal unpopuläre Entscheidungen treffen, bis hin zur Wertung von Spielen, was bei nicht eindeutig geklärter Lage vor dem Sportgericht landet, wo ehrenamtliche Sportrichter sitzen.
Wenn um 22 Uhr das Telefon klingelt – der Alltag der Staffelleiter. Staffelleiter werden oft hemmungslos spät abends angerufen – völlig unabhängig von Liga und Altersklasse. Da fällt einem Trainer am Samstag um 22 Uhr ein, dass er für den nächsten Tag nun doch kein Team zustande bringt – sei es wegen Grippe oder Corona, sei es wegen einer urplötzlichen Ballung von Geburtstagen der Omas seiner Spieler. Nicht immer wird von Seiten der Vereine ganz ehrlich argumentiert. Wer glaubt, ein Trainer einer 4. D-Jugend-Mannschaft würde die Sache weniger ernst nehmen als der Kollege von den 1. Herren, der kennt den Amateurfußball nicht.
Erfahrene Ansetzer haben das Telefon spätestens ab 18 Uhr ausgeschaltet. Aber da es sich in der Regel um Privathandys handelt, könnte die unbekannte Nummer im Display ja auch der Erbonkel aus Amerika auf spontanem Deutschland-Besuch sein. Bleibt er trotzdem eisern, kennen hartnäckige Trainer oder Jugendleiter weitere Informationskanäle. Die wenigsten akzeptieren, dass auch ehrenamtliche Staffelorganisatoren mal Feierabend haben, obwohl ihnen selbst ja im Verein Ähnliches widerfährt.
Unparteiische kommen nicht per Zauberhand. Noch unbekannter sind die Schiedsrichter-Ansetzer. Auch wenn mancher es glauben mag, die Unparteiischen werden nicht von Bibi Blocksberg auf den Platz gehext. Hinter den Besetzungen verbirgt sich ein komplexes System, das bis hoch zu den Ü60-Altligen reicht. Wir mögen nicht immer zufrieden mit der Leistung der Schiris sein – was bei halbwegs objektiver Betrachtung meistens noch mehr für das eigene Team gelten sollte. Aber es ist erstaunlich, dass zu fast allen Spielen Menschen erscheinen, die bereit sind, diese zu leiten – und zwar bis in die untersten Kreis- und Freizeitklassen.
Wenn es geht, pfeift ein Schiedsrichter in unteren Ligen gleich zwei Spiele hintereinander. Das spart den Verein einmal Geld für Fahrtkosten und sorgt beim Referee für eine doppelte Aufwandsentschädigung, die er für ein Match erhält. Um das zu realisieren, braucht es im Hintergrund einen Ansetzer, der das organisiert.
Vom Sportgericht bis zur AG Zukunft: Ehrenamt auf allen Ebenen. Machen wir weiter mit den Sportgerichten, in denen ehrenamtliche Richter und Schöffen sitzen, um sich nicht selten abenteuerliche Geschichten anhören zu müssen. Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass vereinzelt auch abenteuerliche Urteile gefällt werden. Doch dann gibt es die nächste Instanz, bei der man Revision einlegen kann. Auch das Sportgericht agiert weitgehend ehrenamtlich, Zuarbeit aus dem Hauptamt des Kreis- oder Landesverbands ist selbstverständlich nötig. Oft erhält man Urteile digital spät abends zugestellt, manchmal mit sehr ausführlichen Begründungen. Auch beim Sportgericht schläft das Ehrenamt oft erst spät ein.
Diverse Ausschüsse gibt es in den Sportverbänden obendrein, fast immer ehrenamtlich geleitet. Nicht immer sind diese Aufgaben vergnügungssteuerpflichtig – das kann ich aus langjähriger Erfahrung bestätigen. Neben dem klassischen Spielausschuss geht es in speziellen Kommissionen u. a. um: • Jugendfußball • Frauen und Mädchen • Schiedsrichter • Recht und Satzung • gesellschaftliche Verantwortung • Finanzen • Qualifizierung. Dazu kommen Beiräte oder Arbeitsgruppen, z. B. zur Infrastruktur, Prävention oder Öffentlichkeitsarbeit.
Beim Berliner Fußball-Verband haben wir einst sogar die sogenannte AG Zukunft – später in Future BFV umbenannt – ins Leben gerufen. Die war nicht im Sinne aller Präsidiumsmitglieder, durchgeführt wurde sie dennoch in einer Vielzahl von ehrenamtlichen Gruppen. Das Ergebnis liegt nun vor. Zum ganz großen Wurf hat es nicht gereicht, dazu fehlten wichtigen Entscheidungsträgern Vision und Mut. Aber viele Menschen aus den Vereinen und zu Beginn auch aus dem städtischen Leben haben sich eingebracht.
Ist den Funktionären der Profis klar, welcher Schatz da liegt? Der deutsche Fußball lebt von Toren, Triumphen und Talenten. Im Fokus stehen vor allem die hoch bezahlten Profis. Sie haben allesamt mal in einem Amateurverein angefangen – woran sie sich hoffentlich regelmäßig erinnern. Doch vor allem lebt er von Menschen, die man selten im Rampenlicht sieht: von Ehrenamtlichen, die Woche für Woche, Jahr für Jahr den Spielbetrieb am Laufen halten – vom Kreisverband bis hinunter in die Vereine.
Diese Menschen machen das nicht für Ruhm oder Geld. Sie tun es aus Liebe zum Spiel, aus Verbundenheit mit ihrem Verein oder ihrer Region. Sie sind es, die den Amateurfußball zusammenhalten – die ein Stück
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