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·2. Juli 2024
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Österreich und die Türkei stehen sich im Achtelfinale der EM 2024 gegenüber. Dass beide die K.O.-Runde erreicht haben, ist nicht erstaunlich. Einige Begleitumstände sind es aber schon. Vor allem Österreich muss nun lernen, mit einer neuen Rolle umzugehen.
Die österreichische Nationalmannschaft mit Trainer Ralf Rangnick ging guten Mutes in dieses EM-Turnier. Nicht nur die letzten Tests zeigten: Team Austria kann jedem Gegner gefährlich werden. Das wollte man auch prompt unter Beweis stellen, erhielt aber einen ersten, kleinen Dämpfer. Durch ein Wöber-Eigentor startete Österreich mit einer Niederlage gegen Frankreich in das Turnier, zeigte gegen Polen unter Druck aber Charakter und spielte in vielen Phasen reif, gewann souverän. Der 3:2-Sieg gegen Oranje im finalen Gruppenspiel war dann der endgültige Beweis: Mit Österreich ist zu rechnen!
Die Türkei hat zwar ebenfalls sechs Punkte geholt, ist aber nicht ganz so euphorisch wie die Österreicher. Naja, vielleicht doch, denn es braucht nicht viel, damit die Anhänger eine gewisse Euphorie versprühen. Der Auftakt gegen Georgien war ein spektakulärer mit Traumtoren, ehe Portugal der türkischen Auswahl im zweiten Spiel die Grenzen aufzeigte. Die dritte Partie, ein 2:1 gegen Tschechien, war dann gleichbedeutend mit dem Einzug in das Achtelfinale. Lange tat sich die Türkei dabei aber gegen einen in Unterzahl spielenden, biederen Gegner schwer. Doch am Ende zählte das Resultat.
Ganz Österreich fiebert dem Achtelfinale der EM 2024 entgegen. Einerseits, weil das Spiel gegen die Türkei eine ganz besondere Brisanz hat, andererseits, weil man sich endlich wieder mit dem Team identifizieren kann. Der Rangnick-Prozess hat Wirkung gezeigt, die Entwicklung scheint weitgehend abgeschlossen zu sein. Die Probe aufs Exempel folgt nun im ersten K.O.-Spiel. Denn: Ein Problem zog sich in den letzten Monaten doch immer wieder durch die Spiele von Team Austria. Mit dem Ball am Fuß fehlten die Ideen, wenn der Gegner kompakt stand und Österreich nicht die Möglichkeit gab, schnell umzuschalten.
(Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images)
Das ist einerseits ohnehin die Stilistik der türkischen Mannschaft, andererseits auch ein Verdienst dessen, was Österreich in der Gruppenphase abgeliefert hat. Die gute Entwicklung sorgt für eine neue Rolle der Österreicher. Sie werden nicht nur als gutes Team eingeschätzt, sondern es wird von ihnen erwartet, einen Gegner wie die Türkei zu dominieren und im Endeffekt auch zu besiegen. Und damit muss die Mannschaft umgehen. Diesen Schritt zu schaffen und sich an die Gegebenheiten anzupassen ist der letzte Schritt, der für Österreich noch zur Vollendung der Entwicklung fehlt.
Der Vorteil ist, dass Rangnick ein erfahrener, ausgebuffter Trainer ist, der es immer wieder schafft, seine Mannschaft nicht nur zu Höchstleistungen zu motivieren, sondern auch, sie fußballerisch weiterzuentwickeln. Dass hierbei auch noch 18, vielleicht 19 nahezu gleichwertige Spieler zur Verfügung stehen, ist eine weitere Hilfe. Wenn es gelingt, aus diesen Voraussetzungen das Optimum herauszuholen, dann muss man mit Österreich mehr als nur rechnen. Nicht nur in diesem Spiel.
Die Türkei hat ihr Mindestziel bei dieser EM 2024 erreicht. Das Achtelfinale soll nun aber noch nicht die Endstation sein. Gegen Österreich wird es aber keinesfalls leicht für die Türken, die wieder von zahlreichen Fans unterstützt werden. Denn bisher war noch nicht alles gut, was die Mannschaft auf den Platz brachte. Zwei Gesichter wurden gezeigt. Einmal das der enthusiastisch auftretenden Mannschaft, die mit Dynamik in Richtung Offensive spielt. Dann aber auch wieder das des Teams, das schon im vorherigen Verlauf des Kalenderjahres 2024 immer wieder lethargisch spielte, zu träge mit dem Ball war. Gegen allenfalls solide flankende Tschechen, denen in Unterzahl sonst überhaupt nichts einfiel, wurde einfach zu wenig kreiert.
Ob es ein Vorteil ist, gegen Österreich nicht wie gegen Tschechien oder Georgien in der Rolle es Herausforderers in die Partie zu gehen? Fraglich. Gegen Portugal, das individuell und gesamtmannschaftlich deutlich besser respektive reifer war, wurden viele Konterchancen schon im Keim erstickt. Weiterhin wird es darauf ankommen, wie es Trainer Vincenzo Montella gelingt, Hakan Calhanoglu zu ersetzen: Der spielmachende 6er, zudem noch Kapitän der Mannschaft, fehlt gelbgesperrt. Über ihn liefen viele Angriffe, einen Teil davon schloss er auch selbst ab. Sein Ausfall könnte zur Folge haben, dass die Türkei noch mehr auf Zweikämpfe, Kompaktheit und generell Arbeit gegen den Ball setzt. Das kann für das Weiterkommen durchaus reichen, wenn Österreich im Ballbesitz nicht auf dem höchsten Niveau agiert.
(Photo by Julian Finney/Getty Images)
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