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Annika Becker·24. Juli 2022
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Annika Becker·24. Juli 2022
Gestern sicherte sich Frankreich die erste Teilnahme an einem EM-Halbfinale. Für Deutschland ist damit klar, auf wen man als Nächstes trifft. Heute und morgen ist spielfrei. Am Dienstag geht es dann mit dem Halbfinale zwischen England und Schweden weiter.
Frankreich erreichte gestern zum ersten Mal das Halbfinale einer EM, brauchte dafür trotz zahlreicher, hochkarätiger Torchancen die Verlängerung. Das wird den Französinnen heute egal sein, zumal sie erst das vierte Team sind, das sowohl bei einer EM, als auch WM und Olympia bis zu diesem Punkt gekommen ist.
Die anderen drei sind Deutschland, Norwegen und Schweden. Seit Deutschland im Jahr 1989 haben allerdings keine Halbfinal-Debütantinnen mehr gewonnen. Selma Bacha sagte nach dem Spiel: „Wir wollen unsere eigene Geschichte schreiben!“
Gestern ging es hier noch um Belgiens Nicky Evrard, Belgien führte die Statistik der Paraden bei diesem Turnier mit Abstand an. Das änderte sich gestern durch die starke Leistung von Daphne van Domselaar, die ganze elf Mal rettete und erst mit einem Elfmeter überwunden werden konnte. Dazu kommen zwei Rettungstaten durch Teamkollegin van der Gragt und einmal Pfostenglück.
Am Ende rechneten viele mit van Domselaar als Player of the Match, es wurde dann aber Selma Bacha. Trainer Mark Parsons war trotzdem voller Lob für die Leistung der 22-jährigen Torfrau: „Das ist die beste Torhüterleistung in diesem Turnier seit Nadine Angerer im Finale 2013 … Torhüterin des Turniers, keine kommt auch nur annähernd an sie heran.“
Bacha, die tatsächliche Spielerin des Spiels, bedankte sie nach der Partie bei ihrem Team. „Ich bin gerade auf Wolke sieben. Ich fühle mich sehr stolz und geehrt, aber ich es war eine Teamleistung. Ohne die anderen hätte ich nicht so spielen können.“
Und ihr Einfluss auf das Spiel nach ihrer Einwechslung war wirklich stark. Bacha wird von Diacre bisher meist als linke Offensivspielerin eingesetzt. Sie findet immer wieder Räume, in die sie mit ihren Sololäufen hineinkommt, das war für die Niederlande kaum zu verteidigen. Gestern gelang es ihr sechs Mal, mit Ball ins gegnerische Drittel zu laufen. Von dort bediente sie ihre Teamkolleginnen mit Pässen und Flanken und war so ein konstanter Unruheherd.
Für die Niederlande war es ein enttäuschender Abend, Oranje fand erst in der zweiten Halbzeit und immer nur für kurze Phasen ins Spiel, wirkte unorganisiert und musste sich auf Einzelleistungen verlassen. Der Plan, Lineth Beerensteyn in Kontersituationen zu bringen, ging überhaupt nicht auf, sie wurde zur Halbzeit ausgewechselt. Mit Jill Roord im Spiel wurde es besser, allerdings hatte sie nicht ihren besten Tag.
Vivianne Miedema war die meiste Zeit des Spiels nicht zu sehen. Sie war erst unter der Woche wieder von einer längeren Corona-Infektion genesen. Eine schwache Leistung ist also verständlich, warum sie sich trotzdem auch durch die komplette Verlängerung schleppen musste, ist eine Frage für das niederländische Trainer*innenteam.
Parsons blickte nach dem Spiel lieber nach vorn: „Es gab viele Widrigkeiten, aber ich bin stolz darauf, dass die Spielerinnen trotzdem immer nach vorne geschaut haben. Am Ende mussten wir das Team wegen dieser Probleme in jedem Spiel umstellen, und unsere fußballerische Kommunikation war nicht so gut, wie man es sich in einem Viertelfinale wünscht. Trotz dieser Probleme müssen wir stolz sein und analysieren, nicht nur für den September, sondern für die Zukunft. Die Zukunft dieser Mannschaft ist sehr vielversprechend.“