OneFootball
Jule Stolpe·18. November 2025
In partnership with
Yahoo sportsOneFootball
Jule Stolpe·18. November 2025
Die Diskussion fühlt sich so alt an wie der letzte Titel der deutschen Nationalmannschaft: Die DFB-Elf hat ein Stürmerproblem. Seit Miroslav Klose und vielleicht noch Mario Gomez beschweren sich die rund 80 Millionen Bundestrainer darüber, dass schöner Fußball zwar schön anzusehen ist, aber eben nicht automatisch Tore schießt.
Lange wurde mit einer falschen Neun operiert, schließlich füllte Niclas Füllkrug die weit klaffende Lücke im deutschen Sturm und sorgte dafür, dass sich niemand mehr nach einem klassischen Stürmer sehnen musste - zumindest kurzfristig wurden die Qualitäten des Knipsers in der ganzen Republik geschätzt.
Dann kam aber direkt das nächste Problem: Beim mittlerweile über 30-jährigen Stürmer, der in England immer wieder von Verletzungen geplagt ist, konnte man wahrlich nicht von der Zukunft sprechen – und musste befürchten, dass die niemals endenden Versuche mit der falschen Neun schon bald zurückkehren würden.
Doch damit ist jetzt Schluss. Optimisten würden spätestens nach dem dominanten 6:0-Sieg gegen die Slowakei im Endspiel um die direkte WM-Qualifikation sagen: Das Stürmerproblem hat Deutschland hinter sich gelassen. Der Grund dafür leitete gestern nach 18 Spielminuten mit einem Kopfball nach Kimmich-Flanke ebenjenen Sieg ein: Nick Woltemade.

Endlich steht da wieder einer in der Box, der weiß, wo ein Torjäger zu stehen hat. Und im Gegensatz zu "Fülle" ist da jemand, der sich noch lange nicht im Herbst seiner Karriere befindet, sondern im Gegenteil die Spitze seines Leistungsberges noch nicht einmal erreicht zu haben scheint.
Der 23-Jährige war im Sommer für eine zunächst aberwitzig wirkende Summe in die Premier League zu Newcastle United gewechselt – und erwischte dort, anders als Nationalmannschaftskollege Florian Wirtz, keinen schweren Start.
Die Newcastle-Fans – noch gebeutelt vom Verlust ihres Star-Stürmers Alexander Isak, der sich den Reds anschloss – waren zunächst sicherlich skeptisch. Schließlich hatte Woltemade zwei Jahre zuvor noch beim SV Elversberg in der 3. Liga gespielt. Der englische Herzschmerz war jedoch schnell vergessen – dafür sorgte Woltemade direkt bei seinem Debüt in der Premier League.
Nur 29 Minuten brauchte er, um per Kopf den Siegtreffer seines neuen Teams in seinem ersten Spiel zu erzielen und sich als "Woltemessi" damit sofort in die Herzen der Fans zu spielen. Wettbewerbsübergreifend erzielte er seit seinem Transfer sechs Tore in 14 Einsätzen.
📸 Stu Forster - 2025 Getty Images
Nick Woltemade ist zwar auf den ersten Blick ein klassischer Stürmer, verbindet dessen physische Präsenz aber häufig mit technischen Qualitäten, die an einen offensiven Zehner erinnern. In Spielen, in denen ein klassischer Stürmer abgemeldet wäre, agiert er variabler, lässt sich fallen und wirkt beim Spielaufbau mit, statt nur darauf zu warten, dass ihm etwas Ordentliches serviert wird.
Seine Präsenz auf dem Feld durften wir gestern erneut bewundern. Neben seinem Führungstreffer, mit dem er die DFB-Auswahl auf die Siegerstraße brachte, hatte er weiterhin großen Einfluss auf das Spiel. Mit seinen Stärken am Ball setzte er seine Mitspieler gut in Szene und leitete das 5:0 von Ridle Baku durch ein sehenswertes Dribbling ein.
Und dabei dürfen wir keineswegs vergessen, dass der Stürmer sein Debüt erst vor nicht einmal einem halben Jahr im Nations-League-Finale gab. Seitdem gelangen ihm vier Tore in acht Einsätzen – eine Quote, die sich mehr als sehen lassen kann.
Dass Woltemade Teil des WM-Kaders sein wird, sofern er verletzungsfrei bleibt (Klopfen auf Holz), ist aus Sicht vieler deutscher Fans eigentlich eine sichere Sache.
Und für ihn selbst? Nun ja, so ganz zugeben wollte er es im ZDF-Interview nach dem Slowakei-Spiel nicht. Allerdings sagte er am Mikrofon, dass es ihm immer Spaß mache, für Deutschland zu spielen. Außerdem freue er sich sehr darauf, zu einer WM zu fahren, und gehe schon davon aus, dass er auch dabei sein dürfe – zumindest, wenn er seine Leistungen bestätige.
Und ganz ehrlich? Davon gehen wir nach dieser Länderspielpause doch alle aus. Das Stürmerproblem könnte also der Vergangenheit angehören. Bundestrainer Julian Nagelsmann kann es jetzt mit seinem Schützling Nick Woltemade für die kommenden Jahre endgültig lösen und die Fans, Journalisten und Sofa-Bundestrainer endlich von der ewigen Neunerdiskussion befreien.
📸 Stuart Franklin - 2025 Getty Images









































