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·11. Juli 2024
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Im Halbfinale besiegt die Southgate-Mannschaft die Niederlande mit 2:1. Eine schöne Genugtuung für die wochenlange Kritik an der Spielweise
Was haben wir wochenlang über die Engländer geschimpft, ihren Antifußball verflucht und ihnen eine baldige Heimreise über den Ärmelkanal gewünscht. Jetzt müssen wir Abbitte bei Trainer Gareth Southgate leisten: England steht im EM-Finale und lacht alle Kritiker aus. Oder wie es Legende Gary Lineker ausdrückte: „Ich würde lieber langweiligen Fußball sehen und gewinnen. Es ist ein Lebensziel von mir, mal zu sehen, wie England irgendetwas gewinnt.“
Die Gelegenheit hat er kommenden Sonntag im EM-Endspiel gegen Spanien. England geht bestens gerüstet und rechtzeitig mit Topform in das Spiel des Jahres. Das 2:1 gestern Abend im Halbfinale gegen die Niederland war endlich ein Auftritt, wie man ihn angesichts dieser Star-Mannschaft um Harry Kane und Jude Bellingham seit Turnierstart erwartete. Ballsicher, zielstrebig, streckenweise hochüberlegen, mental ein Bollwerk: Das war ihr bestes Spiel bei der EM 2024.
Das Berliner Olympiastadion wird ein Duell der Gegensätze erleben. Auf der einen Seite: die verspielte Truppe aus Spanien, die Freude an der spektakulären Spielgestaltung empfindet, hochtalentiert und leidenschaftlich. Auf der anderen Seite: das abgezockte und kaltherzige Team aus England, das kein Pfund Sterling darauf gibt, ob das Publikum nach ständigem Ballgeschiebe in einen Sekundenschlaf fällt oder nicht. Das Motto: Wer gewinnt, hat immer Recht.
Die Engländer haben in den sechs EM-Spielen niemals mehr als einen Treffer kassiert und sind nie ein Risiko eingegangen. Jeder Sieg war knapp: maximal ein Tor Unterschied. Unvergessen das Achtelfinale gegen die Slowakei. England war auf Schalke quasi geschlagen, bekam sechs Minuten Nachspielzeit, warum auch immer, und glich durch Bellinghams Fallrückzieher in letzter Sekunde aus. Die Southgate-Truppe nahm die Rettung wie eine Selbstverständlichkeit hin.
Man muss es so sagen: Aus diesem Holz sind Meister geschnitzt. Vor drei Jahren in London, beim Finale gegen Italien, reichte die unterdrückte Souveränität nicht zum EM-Sieg. Southgate lernte daraus das Rehhagel-Prinzip: aus der sicheren Abwehr heraus spielen, nicht schön, sondern geduldig und effizient. So wurde Otto Rehhagel mit den Griechen vor 20 Jahren Europameister. Jetzt die Engländer: Ihnen doch egal, was die Leute sagen. Deutschland ist raus, England im Finale.
Müssen wir das geißeln? Unbedingt! Und danach sofort Anerkennung zollen, dass aus dem oft belächelten Lions endlich ein Titelkandidat geworden ist. Das deutsche Achtelfinal-Aus gegen England vor drei Jahren war noch dem Umstand geschuldet, dass dem damaligen Bundestrainer Joachim Löw die Kraft zu weltmeisterlichen Tugenden abhanden gekommen waren. Jetzt ist England ein anderes Kaliber. Der Killerinstinkt ist nicht zu leugnen. Spanien wird das spüren.