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·31. Juli 2025
Fall ter Stegen stürzt Nagelsmann ins Dilemma

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·31. Juli 2025
Man muss schon genau hinhören, wie Julian Nagelsmann sein Treuebekenntnis zu seinem Torwart Marc-André ter Stegen formuliert. Die Kernbotschaft des Bundestrainers ist: Der dauerverletzte Neuer-Nachfolger bleibt seine Nummer 1 und soll bei der WM 2026 im deutschen Tor stehen.
Im Kleingedruckten, etwas versteckt, folgt das Aber: „Wenn er gesund ist und wenn er im Verein die Nummer 1 ist.“ Beides ist ter Stegen aktuell nicht. Er wurde erneut am Rücken operiert, fällt noch monatelang aus und, schlimmer noch, wurde beim FC Barcelona zur Nummer 3 degradiert.
Das stürzt Nagelsmann in ein Dilemma. Einerseits will er ter Stegen stärken, damit die Bayern nicht wieder eine Diskussion um das Comeback ihres Torwarts Manuel Neuer in der Nationalelf entfachen können. Andererseits muss er der Realität ins Gesicht sehen.
Und die Realität ist: Marc-André ter Stegen ist nicht mehr die beste Lösung für das DFB-Team. Sein Fehlzeiten sind besorgniserregend. Von November 2023 bis Februar 2024 pausierte er wegen der Rückenverletzung, von September 2024 bis April 2024 nach einem Patellasehnenriss.
Natürlich könnte er rechtzeitig vor dem WM-Start in einem Jahr wieder fit sein. Die Nations League im Sommer und die entscheidenden WM-Qualifikationsspiele ab September aber fanden und finden ohne ihn statt. Wie will Nagelsmann ter Stegens Rückkehr begründen?
Selbst wenn ter Stegen tatsächlich auf den letzten Drücker Spielpraxis in einem Verein sammelt, heißt das ja nicht, dass er zu alter Form findet. Hätte Barcelona keine Zweifel, stünden jetzt nicht zwei andere Torhüter in der Hierarchie vor ihm. So brutal ist das Fußballgeschäft manchmal.
Deutschland ging schon einmal mit einem angeschlagenen Torwart ins WM-Turnier: 2018 mit Manuel Neuer. Das Ende ist bekannt: Auch weil der Bayern-Star keine Heldentaten vollbrachte, schied die Nationalmannschaft kläglich in der Vorrunde aus. Daraus sollte man jetzt lernen.
Die Nummer eins im deutschen Tor sollte fit und unumstritten sein, das Vertrauen des Trainers und der Mannschaft genießen und die Form mindestens auf Champions-League-Niveau bringen. Das alles kann Marc-André ter Stegen gerade nicht leisten. Die Konsequenz liegt nahe.
Für ihn persönlich mag das furchtbar sein. Jahrelang schuftete er lauernd, aber chancenlos im Windschatten von Manuel Neuer. Und jetzt, im Alter von 33 Jahren, halten ihn die Wehwehchen des Profi-Alltags vom letzten großen Karriereschritt in der DFB-Auswahl ab. Das ist echt bitter.
Und rechtfertigt doch nicht Julian Nagelsmanns Eiertanz zwischen Loyalität und Erfolgswillen. Nehmen wir ihn beim Wort: Er hat ter Stegen ein Ultimatum gesetzt. Gesund und Nummer 1 im Verein: Dann hat er eine Chance. Mehr auch nicht.