Füllkrugs Flucht nach Mailand ist sein letzter Schuss auf die WM | OneFootball

Niclas Füllkrug zieht die Reißleine. Nach einem halben Jahr in England, das von Verletzungen und Bankplätzen geprägt war, flüchtet der 32-Jährige zum AC Mailand. Es ist der Versuch, eine Karriere zu retten, die vor anderthalb Jahren noch auf dem Höhepunkt schien.

Die Bilanz bei West Ham United ist ernüchternd. Füllkrug kam kaum zum Einsatz, sein Körper machte nicht mit. Für 27 Millionen Euro war er im Sommer 2024 von Borussia Dortmund auf die Insel gewechselt, mit großen Ambitionen und der Hoffnung, sich in der Premier League zu beweisen. Sein Berater Thorsten Wirth fand zuletzt klare Worte: Der Transfer hat nicht funktioniert. Da müsse man nichts schönreden.

Diese Ehrlichkeit verdient Respekt. Zu oft werden gescheiterte Wechsel in der Fußballbranche mit Durchhalteparolen kaschiert. Füllkrug und sein Umfeld haben erkannt, dass jeder weitere Monat auf der Bank in London verlorene Zeit wäre. Zeit, die ein 32-jähriger Stürmer nicht hat.

Der Wechsel nach Mailand ist mehr als ein sportlicher Neuanfang. Es geht um die Weltmeisterschaft 2026. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat unmissverständlich klargemacht, was er von Füllkrug erwartet: mehr Spielpraxis. Ein Nationalspieler, der bei seinem Klub keine Rolle spielt, kann im DFB-Dress keine tragende Säule sein. So einfach ist die Rechnung.

Bei Milan landet Füllkrug nicht irgendwo

Der italienische Traditionsklub kämpft um den Scudetto, liegt nur einen Punkt hinter Stadtrivale Inter. Das ist kein Abstiegskampf, keine Komfortzone für einen Veteranen auf Abschiedstournee. Füllkrug muss liefern, wenn er spielen will.

Die Serie A könnte ihm entgegenkommen. Das Tempo ist anders als in England, taktische Disziplin wird höher bewertet als athletische Wucht. Füllkrugs Qualitäten – Kopfballstärke, Abschlusssicherheit, Präsenz im Strafraum – sind in Italien gefragt. Ob sein Körper mitmacht, steht auf einem anderen Blatt.

Die Leihe bis Saisonende mit anschließender Kaufoption ist ein cleveres Konstrukt für beide Seiten. Milan geht kein großes Risiko ein, Füllkrug bekommt die Chance, sich zu beweisen. Funktioniert es, hat er seinen Platz im WM-Kader praktisch sicher. Funktioniert es nicht, war es zumindest der Versuch, aus einer verfahrenen Situation das Beste zu machen.

Füllkrug hat in seiner Karriere oft bewiesen, dass man ihn nicht abschreiben sollte. Der späte Durchbruch in Dortmund, die starke WM 2022, die Tore in der Champions League – dieser Spieler hat Nehmerqualitäten. Jetzt muss er sie ein weiteres Mal unter Beweis stellen. In Mailand, mit 32 Jahren, gegen die Uhr.