
LIGABlatt
·9. Oktober 2025
Gastgeber der EM 2036 – Wer macht das Rennen um Europas größtes Fußballturnier?

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·9. Oktober 2025
Noch ist offen, in welchem Land die Europameisterschaft 2036 stattfinden wird. Doch schon jetzt beginnt hinter den Kulissen das Ringen um eines der prestigeträchtigsten Sportereignisse der Welt. Nach der Vergabe der EM 2028 an Großbritannien und Irland sowie der EM 2032 an Italien und die Türkei richtet sich der Blick auf die nächste Dekade – und auf die Frage, wer als Gastgeber der EM2036 in die europäische Fußballgeschichte eingehen könnte.
Wie die Vergabe abläuft
Die Entscheidung über den Austragungsort fällt traditionell viele Jahre im Voraus. Die UEFA eröffnet ein Bewerbungsverfahren, bei dem interessierte Nationen oder Länderverbünde ein umfassendes Konzept einreichen müssen. Bewertet werden vor allem Stadioninfrastruktur, Verkehrsanbindung, Sicherheitskonzepte, Nachhaltigkeit, Unterkünfte und wirtschaftliche Tragfähigkeit.
Das Verfahren läuft in mehreren Stufen: Zunächst reichen die Verbände eine Absichtserklärung ein, später folgt eine detaillierte Bewerbungsmappe mit verbindlichen Zusagen. Anschließend besucht eine UEFA-Delegation die möglichen Gastgeberländer, bevor das Exekutivkomitee die finale Entscheidung trifft. Erfahrungsgemäß wird der Zuschlag rund sieben bis zehn Jahre vor dem Turnier bekannt gegeben.
Anforderungen an potenzielle Gastgeber
Die UEFA hat in den vergangenen Jahren die Maßstäbe deutlich angehoben. Neben sportlicher Begeisterung zählen heute Themen wie Nachhaltigkeit, Inklusion und wirtschaftliche Verantwortung. Mindestens zehn Stadien müssen zur Verfügung stehen, von denen zwei über eine Kapazität von mehr als 50.000 Plätzen verfügen sollen.
Ein modernes Verkehrsnetz und internationale Anbindung sind ebenso Pflicht wie ausreichende Hotelkapazitäten und ein überzeugendes Sicherheitskonzept. Die Austragung eines Großturniers ist längst mehr als ein sportliches Prestigeprojekt – sie ist auch ein gigantisches Infrastrukturprogramm.
Mögliche Bewerber
Da die EM 2032 an Italien und die Türkei vergeben wurde, sind diese Länder in der Regel für den darauffolgenden Zyklus außen vor. Dadurch rücken andere Regionen Europas in den Fokus.
Als mögliche Kandidaten gelten etwa Spanien, das bereits mehrfach große Turniere ausgerichtet hat, oder auch Frankreich, das mit seiner modernen Stadionlandschaft punkten könnte. Denkbar sind zudem Bewerbungen aus Skandinavien – etwa ein gemeinsames Konzept von Schweden, Norwegen und Dänemark. Auch osteuropäische Staaten könnten sich Chancen ausrechnen, sollte die UEFA eine erneute geografische Verschiebung anstreben.
Ein Außenseiter mit Symbolcharakter wäre Deutschland. Nach der Heim-EM 2024 dürfte zwar eine neuerliche Bewerbung als unwahrscheinlich gelten, doch einzelne deutsche Stadien könnten im Rahmen eines multinationalen Konzepts eine Rolle spielen, falls die UEFA sich erneut für eine geteilte Austragung entscheidet.
Gemeinschaftliche Austragungen als Zukunftsmodell
Die EM 2020, die erstmals über ganz Europa verteilt stattfand, hat gezeigt, dass Mehrländer-Turniere organisatorisch funktionieren – auch wenn sie logistisch anspruchsvoll sind. Dieses Modell könnte in Zukunft häufiger Anwendung finden, da es Kosten und Risiken auf mehrere Schultern verteilt.
Zudem erlaubt eine gemeinsame Austragung, kleinere Länder einzubinden, die allein die geforderten Investitionen nicht stemmen könnten. Damit wäre die EM 2036 möglicherweise erneut eine Kooperation zwischen mehreren Nationen – ein Konzept, das zur Philosophie der UEFA passt, den Fußball als gesamteuropäisches Ereignis zu verstehen.
Nachhaltigkeit im Fokus
Ein zentrales Kriterium wird die ökologische Verantwortung sein. Die UEFA fordert von künftigen Gastgebern klare Konzepte zur CO₂-Reduktion, nachhaltigen Mobilität und Nutzung bestehender Stadien. Neubauten sollen nur dort entstehen, wo sie auch langfristig genutzt werden können.
Zudem rücken soziale Aspekte stärker in den Vordergrund: Inklusion, Barrierefreiheit und die Förderung des Amateurfußballs sollen nach dem Turnier spürbare Nachwirkungen entfalten. Für die UEFA wird damit die Frage entscheidend, welches Land nicht nur ein großartiges Fußballfest organisieren, sondern auch einen nachhaltigen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen kann.
Wirtschaftliche Bedeutung
Großturniere sind ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor. Studien vergangener EMs zeigen, dass Milliarden in Infrastruktur, Tourismus und Stadtentwicklung fließen. Doch die Kehrseite ist der enorme finanzielle Aufwand.
Für viele Länder stellt sich daher die Frage, ob die langfristigen Effekte den kurzfristigen Aufwand rechtfertigen. Erfolgreiche Bewerbungen zeichnen sich durch solide Finanzierungskonzepte aus, die auf Partnerschaften zwischen Staat, Kommunen und privater Wirtschaft basieren.
Chancen und Herausforderungen
Die Ausrichtung eines Turniers dieser Größe ist Chance und Belastung zugleich. Während Infrastruktur und internationale Aufmerksamkeit langfristige Impulse setzen können, bergen Bauverzögerungen, Sicherheitskosten oder politische Diskussionen erhebliche Risiken.
Erfahrungen früherer Gastgeber zeigen: Entscheidend ist die frühzeitige und realistische Planung. Wer auf Nachhaltigkeit und Effizienz setzt, kann das Turnier als positives Vermächtnis gestalten. Länder, die hingegen auf Prestigeprojekte ohne dauerhaften Nutzen setzen, riskieren finanzielle Überforderung.
Zeitplan und Ausblick
Offiziell hat die UEFA den Bewerbungsprozess für die EM 2036 noch nicht eröffnet. Beobachter rechnen mit einer Ausschreibung in den kommenden Jahren, sodass eine Entscheidung gegen Ende der 2020er fallen dürfte.
Bis dahin werden viele Nationen ihre Konzepte prüfen und interne Diskussionen führen. Erfahrungsgemäß versuchen Fußballverbände, die nationale Politik und Wirtschaft früh einzubinden, um Unterstützung und Finanzierung zu sichern.
Für Fans beginnt damit eine spannende Phase: die Spekulationen über mögliche Gastgeber, Stadionpläne und den Charakter des Turniers. Ob die EM 2036 in Westeuropa, im Norden oder im Osten stattfindet, bleibt offen – sicher ist nur, dass das Rennen um die Ausrichtung längst begonnen hat.
Fazit
Die Vergabe der Europameisterschaft 2036 ist noch Zukunftsmusik, doch die Weichen werden schon jetzt gestellt. Die UEFA sucht nicht nur das Land mit den besten Stadien, sondern den verlässlichsten Partner – sportlich, organisatorisch, medial und gesellschaftlich.
Welches Land sich am Ende durchsetzt, hängt nicht allein von Infrastruktur und Begeisterung ab, sondern auch von Glaubwürdigkeit, Stabilität und Nachhaltigkeit. Der Gastgeber der EM 2036 wird nicht nur ein Turnier ausrichten – er wird Europas Fußball- und Mediengeschichte um ein weiteres Kapitel bereichern.
Foto: https://unsplash.com/de/fotos/leute-die-fussballarena-beobachten-qowyMze7jqg