Löwenmagazin
·4. November 2024
In partnership with
Yahoo sportsLöwenmagazin
·4. November 2024
Am morgigen Dienstag hört sich der Verwaltungsrat den Geschäftsführer-Kandidaten Anton Hiltmair an. Warum das so ist und welche Optionen es gibt, möchten wir an dieser Stelle erläutern.
Die Emotionen sind beim TSV 1860 München stets groß. Das gilt auch bei der Personalie rund um den Geschäftsführer-Posten. Gestern hatten wir bereits deutlich gemacht, dass für unsere Redaktion vor allem wichtig ist, dass der Verwaltungsrat nach bestem Wissen und Gewissen eine Entscheidung trifft. Im Sinne des TSV 1860 München hoffen wir, dass diese Entscheidung dann auch von allen mitgetragen wird. Um die Thematik etwas besser zu verstehen, haben wir noch einmal den komplexen Prozess zusammengefasst.
Anton Hiltmair ist ein Kandidat, der laut Medienberichten seitens HAM International favorisiert wird. Deshalb ist er auch eine Forderung im Rahmen eines völlig anderen Vorgangs – nämlich dem Darlehensvertrag im Rahmen der positiven Fortführungsprognose.
Der Geschäftsführer wird grundsätzlich vom Beirat der TSV 1860 Geschäftsführungs GmbH bestellt. In diesem Beirat haben beide Gesellschafter jeweils zwei Vertreter. Der e.V. ist mit Präsident Robert Reisinger sowie mit Verwaltungsrat Nicolai Walch vertreten, HAM International mit Saki Stimoniaris und Andrew Livingston. Wird im Beirat für einen Kandidaten keine Mehrheit erzielt, kann der e.V. via 50+1 den Geschäftsführer bestimmen und damit HAM International überstimmen. Unabhängig ob die e.V.-Vertreter gemeinsam mit HAM International für einen Kandidaten stimmen oder den Geschäftsführer über 50+1 bestellen, müssen sie gemäß Satzung des e.V. zuvor beim Verwaltungsrat die Zustimmung einholen (vgl § 11.3.6 der Satzung).
Bei Anton Hiltmair ist die Lage etwas komplexer. HAM International fordert im Darlehens-Vertrag zur Sicherstellung der positiven Fortführungsprognose explizit ihn als Geschäftsführer. Diese Forderung wurde auch vom Präsidium unterschrieben. Allerdings explizit mit dem Zusatz, das diese Zustimmung vorbehaltlich der Zustimmung durch den Verwaltungsrat sei. Weil ja tatsächlich laut Satzung seitens der e.V.-Beiräte erst ein Geschäftsführer bestellt werden kann, wenn der Verwaltungsrat vorher zugestimmt hat.
Am morgigen Dienstag wird sich Anton Hiltmair deshalb dem Verwaltungsrat vorstellen. Stimmt der Verwaltungsrat dieser Personalie zu, muss Präsident Reisinger im Beirat für Hiltmair stimmen, weil er HAM International genau das vertraglich zugesichert hat. Dann wäre Hiltmair demnächst tatsächlich der Geschäftsführer.
Stimmt der Verwaltungsrat der Personalie nicht zu, darf Reisinger im Beirat nicht für Hiltmair stimmen, weil die Satzung das so vorsieht. Dann sind im Rahmen des Beirats der Geschäftsführungs GmbH alternative Kandidaten zu prüfen. Und dann beginnt ein neuer Prozess. Wird ein Kandidat gefunden, müssen die e.V.-Vertreter auch für diesen Kandidaten vorab den Verwaltungsrat um Zustimmung bitten. Erst dann können sie gemeinsam mit den HAM-Vertretern den Geschäftsführer bestellen oder eben via 50+1 die Bestellung umsetzen.
Der Verwaltungsrat entscheidet also, ob Anton Hiltmair nun Geschäftsführer der Profifußball KGaA wird. Dabei ist es im Grunde völlig irrelevant, was das Präsidium vorab unterschrieben hat. Es wurde nicht versprochen, dass man Hiltmair zum Geschäftsführer macht, sondern das man der Personalie zustimmt, wenn man das “ok” seitens des Verwaltungsrates bekommt.
Ob der Verwaltungsrat sich für oder gegen Hiltmair entscheidet, wissen wir nicht. Wir wollen es auch nicht erörtern und vorab diskutieren. Als Redaktion eines ehrenamtlichen Fanmagazins erhoffen wir uns, wie bereits mehrfach erwähnt, eine Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen. Und wir hoffen auch, dass möglichst viele Mitglieder und Fans dem Verwaltungsrat entsprechend vertrauen.
Kritisch sehen wir, dass die Personalie Teil der Darlehensverhandlung war und aktuell noch ist. Drohszenarien oder auch nur angedeutete Drohszenarien sind da wenig hilfreich. Wünschenswert wäre es, dass die Profifußball KGaA einen Geschäftsführer bekommt, der von beiden Gesellschaftern als die richtige Personalie wahrgenommen wird und dementsprechend auch von beiden Seiten unterstützt wird. Zumal es wünschenswert wäre, dass man nicht aus klubpolitischem Kalkül jemanden befürwortet oder ablehnt, sondern aufgrund einer objektiven Einschätzung seiner Qualifikationen.