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·15. September 2025
Glück im BVB-Spiel, Pech in der Trikotwahl

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·15. September 2025
Bei Borussia Dortmund greift in Sachen Geschmack die 50-plus-1-Regel: Finden 50 Personen etwas schön, wird immer Person 51 die Entscheidungsgewalt haben. Und die hat keine Ahnung von Schönheit.
Ich rede vom neuen BVB-Auswärtstrikot. Wer auch immer es auswählte, hatte einfach Pech. Es ist ein geschmacklicher Außenpfostenschuss.
Zum besseren Verständnis: Am Samstag in Heidenheim trugen Borussia Dortmunds Spieler ein Jersey, das nur ganz entfernt an Borussia Dortmund erinnert. Obwohl die Fans seit Jahrzehnten stolz auf ihren schwarzgelben Teint sind, breitet sich plötzlich ein hellgraues Grau auf den Puma-Trikots aus. Kreuz und quer schießen außerdem schwarze und gelbe Zacken in dieses Grau – als sei beim Herstellungsprozess angebranntes Hühnerfrikassee ausgelaufen.
Das BVB-Trikot ähnelt meinen verzweifelten Aufzeichnungen im Mathe-Unterricht, als Vektorrechnung dazukam.
Die Fans des Tabellenzweiten sind zurecht entsetzt. Sie hielten in Heidenheim Banner mit Aufschriften wie „Das grausamste Trikot der Liga!“ oder „Grau bleibt im Leben alle Theorie“ hoch. Immerhin gewannen die Dortmunder 2:0, weil die Heidenheimer ständig die Blicke von ihren Gegenspielern abwenden mussten.
Glück im Spiel, Pech in der Trikotwahl.
Andere Bundesligaklubs machen es etwas besser. Bei den Bayern gibt es zwar auch immer wieder Diskussionen um das jeweils neueste Trikot. Als grundsätzlicher Wendepunkt gilt aber der Moment, als Sammy Kuffour auf dem Marienplatz „Wir wollen rot-weiße Trikots“ sang, was die Fans sehr begrüßten. Das ist ein Vierteljahrhundert her, und sie bekamen ihren Willen.
Vielleicht sollte BVB-Kapitän Emre Can mal zum Borsigplatz fahren und singen: „Wir wollen zumindest einigermaßen erträgliche Auswärtstrikots!“
Beim Hamburger SV entschieden die Mitglieder angesichts sich häufender Geschmacksfails in Pink kürzlich per Satzungsänderung: „Die Spielkleidung der Teams des HSV e.V. soll nur noch aus den Vereinsfarben blau, weiß und schwarz sowie den Farben der Stadt (rot und weiß) bestehen.“ So macht man das. Allerdings muss man festhalten: In Pink spielte der HSV besser.
Es gab übrigens einen legendären pumaesken Vorstoß, die Designs der Bundesligatrikots aufzupeppen – der inzwischen verstorbene Farbexperte Friedrich-Ernst von Garnier stellte 1974 im ZDF-Sportstudio seine Ideen vor. Diese Bilder haben sich tief in die Hirne aller Fußballfans der Boomergeneration gefressen.
Vor der Saison 2018/19 stellte außerdem eine Jury der Mediadesign Hochschule in Düsseldorf ein Ranking der Bundesligatrikots unter modischen Gesichtspunkten auf. Der VfL Wolfsburg gewann vor Frankfurt und Stuttgart, Hannover wurde Vierter.
Wolfsburg belegte in dieser Saison nur Platz sechs, Frankfurt sieben, der VfB und Hannover stiegen ab. So viel dazu.
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