Nur die Raute
·11. Oktober 2025
„Haben ein gutes Gespür entwickelt“ – Costa erklärt wegweisende Last-Minute-Transfers

In partnership with
Yahoo sportsNur die Raute
·11. Oktober 2025
Kurz vor Schließung des Transferfensters verstärkte der HSV seine Mannschaft nochmals erheblich. Sportdirektor Claus Costa wirkte entscheidend bei der Ankunft von Luka Vuskovic, Albert Sambi Lokonga sowie Fábio Vieira mit. Über das Zustandekommen der jeweiligen Deals sprach er ausführlich.
Schon seit 2019 arbeitet er in der Hansestadt und musste sich zunächst in seiner Rolle als Chefscout und anschließender Beförderung zum Sportdirektor in wesentlich niedrigeren Regalen umschauen. Denn der HSV fand keinen Weg aus der 2. Bundesliga. Erst im siebten Anlauf gelang die Rückkehr ins Oberhaus. Für Claus Costa begann die Transferphase direkt im Anschluss an das Aufstiegsspiel gegen Ulm. „Wir hatten das erste Mal Klarheit für die Bundesliga. Wir waren sehr leidgeprüft im zweigleisigen Planen. Es war natürlich so, dass wir diesen Vorsprung für uns nutzen wollten. Deswegen gab es gar nicht die Zeit, sich mal länger zurückzuziehen“, berichtete er im Interview mit transfermarkt.de.
Recht frühzeitig vollzog der HSV seine ersten Verpflichtungen. Doch angesichts der schwachen Vorbereitungsresultate sowie der Derbypleite gegen den FC St. Pauli herrschten doch starke Zweifel, ob ein wettbewerbsfähiger Kader zur Verfügung steht. „Es war uns immer bewusst, dass es Zeit benötigt, wenn man einen so großen Umbruch in der Mannschaft vollzieht. Wir hatten und haben Überzeugung und Zuversicht in den Prozess“, betonte Costa.
Den Prozess erheblich beschleunigten die Transfers von Luka Vuskovic, Albert Sambi Lokonga sowie Fábio Vieira. Sie hoben die Qualität im Kader auf zentralen Positionen enorm an. „Wir sind natürlich froh darüber, dass uns diese drei Transfers geglückt sind. Die sind allerdings nicht vom Himmel gefallen, das waren keine Zufallstreffer – dahinter steckt viel Arbeit“, betonte der sich in einem engen Verhältnis mit Sportvorstand Stefan Kuntz befindende 41-Jährige.
Sorge, dass der HSV an den oftmals vogelwilden letzten Tagen der Wechselperiode leer ausgehen könnte, besaß er nicht: „Die Erfahrung und Kommunikation machen es aus, um einschätzen zu können: Was ist realistisch und was ein Luftschloss? Ich glaube, dafür haben wir ein gutes Gespür entwickelt, auch wenn wir uns in der Bundesliga in einem höheren Regal annähern mussten.“
Frühzeitig wurde die Leihe von Luka Vuskovic zum Thema, der jedoch die gesamte Vorbereitung bei den Tottenham Hotspur verbrachte. Erst Ende August erfolgte die Freigabe. „Wir hatten immer die klare Intention, ihn zu verpflichten – und er hat sich relativ früh zu uns bekannt. Wir wollten Tottenham Luka nicht wegnehmen und stattdessen eine Win-win-win-Situation kreieren. Wir helfen Tottenham, Luka hilft uns und wir alle helfen ihm“, erklärte Costa, der sich sehr angetan von den bisherigen Auftritten des Innenverteidigers zeigte.
Die Nachfrage bezüglich einer Klausel im Vertrag, die einen Abbruch der Leihe im Winter ermöglich, beantwortete Costa recht vielsagend: „Tottenham ist nicht daran interessiert, uns zu schwächen oder die Leihe kaputtzumachen. Dass sie versuchen, sich für mögliche Worst-Case-Szenarien abzusichern, ist nachvollziehbar.“ Zuvor hieß es in Medienberichten, dass die Klausel nur greift, falls zwei Verteidiger der Nordlondoner längerfristig ausfallen sollten.
Genauso wie Vuskovic war auch Albert Sambi Lokonga schon einige Zeit Thema beim HSV. „Mit Sambi waren wir schon lange im Austausch, unsere Priorität mit Blick auf unser Budget war es aber zunächst, noch einen Innenverteidiger und einen Kreativspieler für die Offensive zu verpflichten. Wir mussten das Gesamtkonstrukt im Auge behalten und haben am Ende mit Arsenal eine gute Lösung gefunden“, führte Costa aus.
Der Belgier soll lediglich 300.000 Euro Ablöse gekostet haben. Kommentieren wollte der Sportdirektor die Zahl nicht. Allzu viel Geld dürfte aber nicht an den FC Arsenal geflossen sein: „Die Abwägung war, wann dieser Transfer zu für uns darstellbaren Konditionen umsetzbar ist. Wenn der Spieler in seinem Verein keine wesentliche Rolle mehr spielt, ist die Bereitschaft am Ende des Transferfensters vielleicht da, Kompromisse einzugehen und zu sagen: Wir sind damit einverstanden, dass er den Verein zu bestimmten Konditionen verlässt.“
Foto: Imago
Daher kam Lokonga genauso wie Fábio Vieira erst am Deadline-Day. Die Chance auf eine Leihe des portugiesischen Spielgestalters, dessen fußballerischen Fähigkeiten direkt herausstachen, ergab sich erst spät: „Es ging eine Tür auf, durch die man nicht früher hätte gehen können. Wir mussten sehr schnell und sehr unbürokratisch agieren. Aber wir konnten uns darauf verlassen, dass wir den Spieler aus der Vergangenheit sehr gut kannten und eigentlich nur auffrischen mussten, was bei ihm in den letzten ein, zwei Jahren los war.“
Vieira erwies sich genauso wie Lokonga und Vuskovic als Soforthilfe. Die drei späten Verpflichtungen könnten möglicherweise ausschlaggebend für den Hamburger Klassenerhalt sein. Allerdings stehen noch 28 Ligaspiele auf dem Programm. Dementsprechend meinte Costa: „Mit solchen Bewertungen bin ich ohnehin ganz vorsichtig, das ist mir für alle Transfers viel zu früh.“
Foto: Getty Images
Live