
Miasanrot
·23. August 2025
Kompany sieht „drei Themen“: Was kann der FC Bayern noch besser machen?

In partnership with
Yahoo sportsMiasanrot
·23. August 2025
Vincent Kompany feiert mit dem FC Bayern München einen 6:0-Auftaktsieg in der Bundesliga. Doch drei Dinge haben ihm nicht gefallen. Welche könnten das sein?
Sechs Tore erzielt, keines kassiert, perfekt in die neue Bundesliga-Saison gestartet – eigentlich kann der FC Bayern München also hochzufrieden sein.
Aber Vincent Kompany hatte dennoch ein paar Dinge, die ihm nicht gefielen. Angesprochen auf die Leistung seiner Mannschaft, wollte der Belgier fast schon in gewohnter Manier etwas auf die Bremse drücken.
Von Sky danach gefragt, ob dieses erste Spiel „perfekt“ gewesen sei, sagte der Trainer: „Nein, ich habe heute in der Kabine zuerst drei Themen angesprochen, wie wir es heute hätten noch besser machen können.“ Dennoch sei es „ein sehr gutes erstes Spiel in der Allianz Arena“ gewesen.
Gleich drei Dinge, die er als Verbesserungspotenzial ausgemacht hat? Miasanrot begibt sich auf Spurensuche und versucht zu analysieren, welche drei Aspekte Kompany meinen könnte.
Schon vor dem ersten Spieltag hatte Miasanrot analysiert, dass das Pressing der Bayern anfällig ist, wenn der Gegner es schafft, im Spielaufbau über den Dritten nach vorn zu kommen. Bedeutet: Laufen die Münchner hoch an, muss es der Ballbesitz-Mannschaft gelingen, über einen freien Spieler die vordere Reihe auszuhebeln. Dann gibt es Raum – gegen Leipzig sogar David Raum.
Eine Szene in der fünften Minute zeigt genau diesen Punkt, den Kompany mit seiner leichten Kritik unter anderem gemeint haben könnte. Denn seine Mannschaft ist hier nicht gut positioniert.
Serge Gnabry läuft vorne durch, hinterlässt aber ein großes Loch im Mittelfeld. Denn Leipzig zieht die Münchner mit fünf Spielern relativ weit vorn auf dem Platz vertikal auseinander. Gegenläufig lässt sich Xavi Simons sehr tief fallen. Gnabry hat im Leipziger Dreieck keine Chance auf den Ballgewinn, bekommt aber auch keine Unterstützung. Denn Joshua Kimmich reagiert spät, läuft Xavi erst an, als der aufdreht – und zwingt so Dayot Upamecano ebenfalls in die Vertikalbewegung.
Eine Kette an Entscheidungen, die jeweils zu spät kommt, in der die Bayern also zu sehr ins Reagieren kommen anstatt Leipzigs Aufbau selbst durch das Anlaufverhalten zu lenken. Das führt dazu, dass die Leipziger in der Folge immer einen Spieler haben, der einen Tick zu lang am Ball sein kann und gleichzeitig einen Gegenspieler auf sich zieht, der wiederum einen Leipziger frei macht.
Kimmichs Gegenspieler kommt nämlich ebenfalls tief und zieht damit Upamecano aus der Kette, der wiederum zu spät kommt. Leipzig kann durch den Vorwärtsgang des Innenverteidigers zwar nicht neu aufbauen, bekommt den Ball aber auf den freien Innenverteidiger zurückgelegt, der breit am Flügel positioniert ist – und hat zusätzlich nun einen Abwehrspieler des FCB sowie den dazugehörigen Sechser herausgezogen.
Entscheidend ist auch in der zweiten Phase der Laufweg von Xavi Simons, der sofort im Sprint wieder tief geht und damit Kimmich bindet, gleichzeitig aber dafür sorgt, dass Konrad Laimer nicht in den Raum vor sich geht, weil er sich auf einen Tiefenball einstellen muss. Der Österreicher wirkt in dieser Situation verständlicherweise überfordert damit, dass er sowohl Diomande als auch Xavi als auch Raum im Blick haben muss und zögert. Xavi läuft durch auf den Flügel, etwas gegenläufig übernimmt Diomande die Position im Halbraum, wo die Lücke entsteht, weil Laimer und Kimmich nicht optimal abgestimmt sind.
Eine Möglichkeit, die Szene konsequenter zu verteidigen, wäre gewesen, dass Laimer Xavi noch früher übernimmt und Kimmich so den Laufweg von Diomande aufnimmt. Der kann nun aber aufdrehen und den durchlaufenden Raum in die Tiefe schicken. Ein Flügeldurchbruch für Leipzig, der gefährlich wird. Denn auch wenn der Außenverteidiger nicht die Endgeschwindigkeit hat, um diagonal in den Strafraum zu ziehen, verlieren Kimmich und Olise die Zuordnung und Diomande kann angespielt werden.
Zu Gute halten muss man den Bayern, dass sie in der Rückwärtsbewegung immerhin viele Spieler in den Strafraum bekommen und es so nicht zum Abschluss kommt. Schnellere Spieler, die das technisch sauberer ausspielen, hätten hier aber den Führungstreffer erzielen können. Fakt ist auch, dass die Bayern über 90 Minuten gesehen nur wenige solcher Szenen zugelassen haben. Ein zu starker Fokus auf diese Situation, ohne die vielen guten Pressingsituationen zu erwähnen, wäre deshalb falsch.
Trotzdem stecken in der Abstimmung und im Übergabeverhalten viel Verbesserungspotenzial. Womöglich ein Aspekt, der dem Trainerteam noch nicht ganz gefällt.
Nicht ganz zufrieden gewesen ist Kompany vielleicht auch mit der Offensive. Was bei sechs Treffern erstmal abwegig klingt, wird beim Blick auf die Statistiken deutlicher: Die Bayern hatten zwar 19 Abschlüsse, allerdings kamen sieben davon von außerhalb. Eine recht hohe Quote angesichts der doch eher geringen Erfolgschancen. Auch aus möglichen Abprallern entstanden dabei kaum Gefahrensituationen.
Das lag daran, dass die Strafraumbesetzung oft nicht gut war. Zu viele Spieler orientierten sich in der Vorwärtsbewegung in die Tiefe, nur selten war die zweite Reihe besetzt. Dort konnte Leipzig zahlreiche zweite Bälle gewinnen. Auch der Expected-Goals-Wert ist mit nur 1,6 (Opta; die meisten Modelle kommen auf einen ähnlichen Wert) überschaubar.
Bayern hatte eine sehr dominante Anlage, ließ hinten bis auf wenige Ausnahmen nur wenig zu und schaffte es, den Druck nach vorn sukzessive zu erhöhen. Schon in der vergangenen Saison war es aber oft das Problem, dass man die letzten und vorletzten Aktionen nicht optimal ausgespielt bekam – und das war auch diesmal oft der Fall.
Für den Auftakt zeigte der FCB eine ansprechende Leistung, aber wenn Kompany schon über Themen spricht, die nicht so gut geklappt haben, wie er es sich wünscht, dann zählt „Schärfe“ im Offensivspiel wohl dazu. Aus der vergangenen Saison kann man ebenfalls lernen, dass die Münchner nicht immer so effizient sein werden.
Und auch analytisch ist klar, dass Teams ihren xG-Wert mittel- bis langfristig matchen werden. Insofern braucht es noch mehr Klarheit. Wobei in diesem Fall auch dazugehört, dass Leipzig entgegen der nun öffentlich vorherrschenden Meinung keine Laufkundschaft ist und es den Bayern zumindest defensiv lange schwer machen konnte.
Zufrieden sein konnte Kompany weitestgehend mit der Vorbereitung der Angriffe. Die ersten Tore waren herausragend über die Mitte herausgespielt – mit Kombinationsfußball, der zeigt, dass diese Mannschaft richtig gut zocken kann. Ein weiteres Mittel, das in der Vorbereitung schon auffiel, sind Seitenverlagerungen.
Gerade in der vergangenen Saison wurde dieses Mittel fast noch zu selten angewandt. Durch das enge Positionsspiel im Zentrum ergeben sich mitunter große Räume auf den Flügeln. Diese können mit Diagonalbällen schnell bespielt werden.
So richtig funktioniert hat das gegen Leipzig aber noch nicht. Häufig kamen die Bälle etwas zu kurz oder zu lang, sodass die Kontrolle für den Passempfänger schwierig wurde und zu viel Zeit verging. Leipzig konnte dementsprechend schnell genug verschieben oder den Ball rechtzeitig abfangen.
Welche drei Aspekte Kompany genau meinte, als er die insgesamt gute Leistung etwas einordnen wollte, bleibt unklar. Diese drei könnten aber durchaus eine Rolle in der Analyse gespielt haben.
Live