90PLUS
·11. September 2020
In partnership with
Yahoo sports90PLUS
·11. September 2020
Der Saisonstart in La Liga steht unmittelbar bevor. In Teil fünf unserer 90PLUS-Saisonvorschau stellen wir Real Madrid, Athletic Club, Eibar und SD Huesca genauer vor.
Letzte Saison: Meister
Nummer 34! Wie schon 2017 holte Real Madrid unter Zinedine Zidane (48) die Meisterschaft. Auch wenn es während der Saison einige Ergebnisdellen gab, wusste Spaniens Rekordmeister die Schwächen von Erzrivale FC Barcelona auszunutzen.
Vor allem gegen Saisonende drehten die Königlichen auf. Lagen sie mit Restart noch zwei Punkte hinter den Katalanen, blieben sie im Anschluss bis Saisonende ungeschlagen und gewannen acht der neun Spiele. Lediglich am letzten Spieltag, als man bereits als Meister feststand, gab es bei Absteiger Leganés ein 2:2.
So gut es allerdings in La Liga lief, so durchwachsen waren die Leistungen in den Pokalwettbewerben. Im Viertelfinale der Copa Del Rey musste man sich Anfang Februar Real Sociedad vor eigenem Publikum, das damals noch anwesend war, spektakulär 3:4 geschlagen geben. Und auch in der Champions League, Reals Leib- und Magenwettbewerb, kamen sie zum zweiten Mal in Folge nicht über das Achtelfinale hinaus. Beide Begegnungen mit Manchester City gingen 1:2 verloren. Damit verpasste man auch das K.O.-Turnier in Lissabon. Dafür gewann man ein anderes, die Supercopa – im Elfmeterschießen gegen Stadtrivale Atlético.
Es mag vielleicht ein wenig untergegangen sein, aber Real Madrid hat in dieser Transferperiode noch keinen Spieler verpflichtet. Müssen sie auch nicht. Der Kader strotzt nur so vor Talent. Um genau zu sein, hat dieser Kader soviel Talent, dass Real es sich leisten kann, dieses mit anderen Vereinen zu teilen. Die Königlichen haben das Modell des FC Chelsea adaptiert und verleihen ihre größten Talente quer durch Europa.
So lief die Leihe von Achraf Hakimi (21) bei Borussia Dortmund im Sommer aus, dafür darf Reinier Jesus (18) dort Profierfahrung sammeln. Hakimi wurde währenddessen für 40 Millionen Euro an Inter Mailand verkauft.
Dasselbe Spiel auch im Falle des Ex-Frankfurters Jesús Vallejo (23) der wieder zurück nach Granada darf oder Takefusa Kubo (19). Nach seiner überzeugenden Leihe bei RCD Mallorca kann er mit Villarreal erstmals Europapokalluft schnuppern.
Damit hat Real Madrid in der Transferpolitik die 180-Grad-Wende erfolgreich vollzogen. Wo vor zehn Jahren noch im selben Transferfenster Cristiano Ronaldo (35), Karim Benzema (32), Xabi Alonso (38) und Kaká (38) verpflichtet wurden, setzt man nun auf die Toptalente Europas. So wird auch der Name Eduardo Camavinga (17) verstärkt mit den Königlichen in Verbindung gebracht. Real Madrid hat die Zeichen der Zeit erkannt und ist dabei, sie bestmöglich umzusetzen.
2018 gewann Real Madrid zum dritten Mal in Folge die Champions League, mit Cristiano Ronaldo und Zidane an der Seitenlinie schien es, als bedürfte es höherer Mächte, um diese Mannschaft aus dem Turnier zu befördern. Doch mittlerweile schnürt der Portugiese die Fußballschuhe für Juventus.
2018/19 merkte man der Mannschaft das Fehlen Cristiano Ronaldos in besonderem Ausmaß an. Die Folge: Zidane wurde zurückgeholt, die “Königlichen” leisteten sich eine Übergangssaison auf hohem Niveau. Die Achse aus gestandenen Vereinslegenden wie Sergio Ramos (34), Luka Modric (35), Toni Kroos (30) und Karim Benzema (32) wurde um junge und talentierte Spieler erweitert. Dabei setzt Real bevorzugt auf ein 4-3-3, ist aber bemüht, sehr flexibel zu agieren.
Insbesondere Karim Benzema blühte auf, seitdem er in der Offensive deutlich mehr im Fokus steht. Der Franzose ist treffsicher, ein enormer Gewinn für das Kombinationsspiel und setzt auch im Pressing Akzente. Er wird auch in der kommenden Saison eine Schlüsselrolle einnehmen können. In der Defensive muss Zidane an einigen Stellschrauben drehen. Insgesamt war die Real-Defensive zwar die beste der Liga, punktuell waren aber Konzentrationsschwächen und Unzulänglichkeiten zu beobachten. Hier herrscht noch Optimierungsbedarf.
Die Belastungssteuerung erwies sich in der vergangenen Saison als große Stärke von Zidane. Die jungen Spieler kamen zu vielen Einsatzminuten, teils auch in den großen Partien. Damit zeigt Real erfolgreich, wie man den den Weggang eines eigentlich Unersetzbaren zumindest ansatzweise kompensieren kann: im Kollektiv.
Oder Real Madrid besinnt sich ausnahmsweise mal wieder auf seine Urtriebe zurück und holt einen großen Namen ins Bernabéu. So geschehen im Sommer 2019, als Eden Hazard (29) mit der Europa League im Gepäck für 100 Millionen Euro von Chelsea kam. Die vergangene Spielzeit verlief allerdings nicht nach dem Gusto des Belgiers. Verschiedene Verletzungen machten ihm zu schaffen und so gelang es Hazard kaum, sein volles Potential auszuschöpfen.
Daher steht er in seinem zweiten Jahr in Madrid unter besonderer Beobachtung. Zum einen, weil das in diesem Verein bei jedem so ist, der sich dazu entschließt, die Nummer 7 zu tragen. Zum anderen, weil er sein Preisschild nicht rechtfertigen konnte.
In Topform gehörte Eden Hazard regelmäßig zu den besten Spielern der Premier League. Bei Real Madrid soll er mithelfen, die Lücke zu schließen, die Cristiano Ronaldo bei seinem Abgang hinterlassen hat. Das Potential dazu hat er, jetzt muss Hazard die PS nur noch auf den Rasen des Bernabéu bringen.
Aufgrund der vielen Unwägbarkeiten beim FC Barcelona ist Real Madrid in der kommenden Saison mehr denn je Titelfavorit. Den Abgang von CR7 scheint die Mannschaft – im Rahmen der Möglichkeiten – weggesteckt zu haben. Nun müssen sie nur noch beweisen, dass sie auch ohne ihn für große Abende in Europa sorgen können.
Letzte Saison: 11. Platz
Der Athletic Club geht in seine nächste Saison in La Liga und will auch 2020/21 auf sich aufmerksam machen. Die Basken spielen seit 1928 ununterbrochen in der höchsten spanischen Spielklasse. Achtmal wurde der Klub spanischer Meister, dazu gesellen sich 23 Siege in der Copa del Rey. Athletic ist also durchaus als Traditionsklub zu bezeichnen.
Besonders macht diesen Verein, dass nur baskische Spieler im Kader stehen. An dieser Philosophie hat sich bis heute nichts geändert. Die Möglichkeiten auf dem Transfermarkt sind dadurch zwar begrenzt, was zu Schwankungen der Kaderqualität führt, insgesamt schadet es der Mannschaft aber keinesfalls. In der Vorsaison belegte Athletic den elften Rang, bestach vor allem durch eine kompakte Defensive. In der neuen Saison erhoffen sich die Verantwortlichen um Trainer Gaizka Garitano (45) eine Weiterentwicklung und einen Platz in der oberen Tabellenhälfte.
Dadurch, dass nur Basken verpflichtet werden können, ist die Mannschaft für gewöhnlich sehr eingespielt und wird nicht von großer Fluktuation im Kader bedroht. Das trifft auch auf diesen Transfersommer zu. Mikel San José (31) und Beñat Etxebarria (33) haben den Verein nach Vertragsablauf verlassen, sind aber auch die einzigen nennenswerten Abgänge, welche die Basken zu verzeichnen haben.
Ansonsten tat sich insgesamt sehr wenig. Die Eingespieltheit ist Trumpf, die Basis der letzten Saison soll verfeinert werden. Mit Oihan Sancet (20), Jokin Ezkieta (23) und Dani Vivian (21) sollen drei Spieler aus der zweiten Mannschaft, die in den Profikader integriert wurden, den Konkurrenzkampf beleben. Allerdings könnte sich noch etwas tun. Da mit Benat und San José zwei erfahrene Defensivspieler abgeben wurden, soll hier nachgelegt werden.
Wunschspieler des Klubs ist dabei offenbar Javi Martinez (31) vom FC Bayern München. Die Gespräche zwischen den Vereinen laufen, mit Martinez soll man sich bereits einig sein. Einziges Problem: Die Ablöseverhandlungen stocken und der Spanier kann sich – außerhalb von La Liga – auch andere Ziele vorstellen.
Mit der vergangenen Saison war man beim Athletic Club soweit zufrieden. Die Defensive war das Prunkstück. 38 Gegentore in 38 Spielen bedeuteten einer sehr gute Bilanz. Die Mannschaft spielte sehr disziplinert, jeder Spieler wusste genau, was er zu tun hatte. Eine kompakte und sehr engmaschige Grundordnung im 4-2-3-1-System war die Basis für den defensiven Erfolg.
Dem gegenüber standen allerdings nur 41 eigene Treffer. Die Entlastung nach vorne war zu gering, zudem fehlte ein verlässlicher Knipser. Inaki Williams (26) ist zwar ein enorm wichtiger Spieler für die Offensive, mit acht Torbeteiligungen hatte der Stürmer, der seit April 2016 ausnahmslos in jedem Spiel (!) zum Einsatz kam, allerdings nicht die Top-Quote vorzuweisen.
Das liegt primär daran, dass Williams einerseits im Pressing aktiv ist, andererseits aufgrund seiner Sprintstärke nach Ballgewinnen sofort schnell nach vorne geschickt wird. Die kraftraubenden Sprints sorgen dafür, dass im letzten Drittel nicht selten die Konzentration fehlt. Dadurch werden seine Aktionen ungenau. Zudem ist Inaki auf Unterstützung von Spielern wie Iker Muniain (28) angewiesen, die nicht immer im erforderlichen Rahmen erfolgt.
Ein weiterer Faktor ist, dass noch immer kein Ersatz für den erfahrenen Torjäger Aritz Aduriz (39) gefunden wurde. Nach seinem Karriereende fehlte im Zentrum ein Zielspieler. Asier Villalibre (22) und Kenan Kodro (27) können diese Rolle nicht vollumfänglich erfüllen. Und so muss neben dem Neuzugang im Mittelfeldzentrum auch im Angriff weiter gescoutet werden. Entweder muss noch ein Knipser für das Sturmzentrum her oder aber ein flexibel einsetzbarer Offensivakteur, der für Entlastung sorgt.
Abgesehen davon gibt es wenig Probleme. Die Defensive um Inigo Martinez (29) und Unai Nunez (23) ist sehr gut aufgestellt, zweikampf- und aufbaustark. Auch auf den Außenverteidigerpositionen ist Qualität vorhanden, Torhüter Unai Simon (23) ist überdies ein sicherer und starker Rückhalt. Athletic bringt bereits vieles mit, um wieder eine gute Saison zu spielen, zumal Raul Garcia (34) in der Vorsaison eine derart wichtige Rolle einnahm, dass man feststellen muss, dass er in seinem höheren Alter durchaus noch einmal aufgeblüht ist.
Der 26-jährige Inaki Williams ist wie bereits erwähnt der Spieler, den die Akteure bei Athletic nach dem Ballgewinn zuerst suchen. Der pfeilschnelle Angreifer ist der ideale Konterspieler, denn neben seiner Schnelligkeit sticht auch noch die gute Physis hervor. Er kann nicht nur in den Rücken der Abwehr vorstoßen, sondern den Ball dann auch für nachrückende Spieler behaupten. Und: Er ist sehr zuverlässig, verpasste seit einer gefühlten Ewigkeit kein Ligaspiel mehr.
Wichtig wird sein, dass er in der kommenden Saison effizienter wird und noch mehr Tore schießt. Manchmal fehlt es ihm an der nötigen Cleverness im letzten Drittel. Ein treffsicherer Stürmer, der das Zentrum bearbeitet und seine Position dort hält, würde Inaki Williams in einigen Spielen zudem entgegenkommen.
Athletic ist eingespielt, im Kader hat sich nicht allzu viel verändert. Gelingt es, noch die ein oder andere Ergänzung zu verpflichten, steht einem erneuten Abschneiden im oberen Mittelfeld der Tabelle nichts im Weg. Noch ist der Transfermarkt ja für einige Wochen geöffnet.
Letzte Saison: 13. Platz
Die SD Eibar durfte nach einer langen und anstrengenden Saison den Klassenerhalt feiern. Der baskische Klub konnte sich in der vergangenen Spielzeit keine Verschnaufpause erlauben und musste in ständiger Abstiegsangst leben. Nach einem schwachen Start fanden sich los Armeros kurzzeitig auf den Abstiegsrängen wieder. Ab dem siebten Spieltag konnte sich die Mannschaft von Trainer Jose Luis Mendilibar (59) zwar über genau diesen Plätzen halten, aber ein vernünftiges Punktepolster hatte Eibar nie vorzuweisen.
So rettete man sich immer wieder mit vereinzelten Siegen vor einem kompletten Absturz. Die Coronapause kam dem ewigen Underdog zugute. Nach der Pause zeigte sich die Mannschaft deutlich kompakter und konnte starke 15 Punkte sammeln. Am Ende belegte Eibar einen zufriedenstellenden 14. Platz.
Dass sich Eibar überhaupt bereits seit 2014 in La Liga halten kann, ist ein riesiger Erfolg für den Kleinstadtklub. Diese Saison merkte man den Basken allerdings zunehmend an, dass sie an ihrem Limit spielten. Eibar spielte für die eigenen Verhältnisse zumeist ordentlich, aber es reichte oftmals einfach nicht. Die Mendilibar-Elf ist dafür bekannt, einen intensiven Spielstil zu pflegen und jagt ihre Gegner 90 Minuten über den Platz. Im Regelfall spielt Eibar ein 4-4-2 und läuft den Gegner hoch und aggressiv an. Dabei ist es auch egal, wer ihnen gegenübersteht. Anders können los Armeros gar nicht spielen. Ihr Pressing ist allerdings auch sehr gut organisiert und kaum besser auszuführen.
Das Problem dabei: Treffen sie auf Mannschaften, die ihr Pressingverhalten aushebeln können, nutzen diese die angebotenen Räume aus. Deshalb verlor Eibar auch gerne mal Spiele, die man hätte gewinnen müssen. Dass es ingesamt trotzdem die richtige Strategie war, ist unbestritten. Nicht nur der Klassenerhalt, sondern auch Erfolge wie zum Beispiel gegen Sevilla (3:2), Villarreal (2:1), Valencia (1:0) und Atletico Madrid (2:0) geben Mendilibar Recht. Eibar ist an guten Tagen ein unangenehmer und nerviger Gegner. Immer wieder überraschen sie damit Teams, die auf dem Papier deutlich stärker sind.
Werden zur Abwechslung mal die Basken selbst früh angelaufen, offenbaren sich direkt ihre spielerischen Schwächen. Das Innenverteidiger-Duo Pedro Bigas (30) und Paulo Oliveira (28) können damit nicht umgehen und schaffen es nicht unter Druck sauber aufzubauen. So wird ein langer Ball nach dem anderen geschlagen und Eibar muss zu oft dem Ball nach Verlusten nachjagen.
Ein anstrengender und ermüdender Ansatz. Die Mannschaft kann ohnehin nur wenig mit Ballbesitz anfangen. Sie sind spielerisch limitiert und fühlen sich wohler, wenn sie schnelle Konter ausspielen können. Lange und saubere Ballbesitzsequenzen sieht man von Eibar selten. Im Spiel reagiert die Mendilibar-Elf lieber als zu agieren. Angesichts des niedrigen Budgets des Klubs nicht wirklich überraschend.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die Heimstärke der Basken. Im kleinen Ipurua (8.164 Plätze) holte Eibar den Großteil der gewonnen Punkte und stemmte sich mit aller Macht gegen die Ligakonkurrenten. Die Spiele vor leeren Rängen werden der Mannschaft weh tun. Noch schmerzhafter werden jedoch die zahlreichen Abgänge sein, die Eibar erlitt. Der frühere Mainzer Pablo de Blasis (32), Mittelfeldspieler Gonzalo Escalante (27, Lazio), Stürmer Charles (36, Pontevedra), Sebastian Cristoforo (27, nach Leihe zurück zur Fiorentina) und Fabian Orellana (34, Real Valladolid) verlassen den Klub. Allesamt ablösefrei. Dazu hat Kapitän Ivan Ramis (35) nach anhaltenden Verletzungsproblemen seine Karriere beendet. In der letzten Saison verpasste er fast alle Partien.
In der Offensive fehlen Mendilibar somit viele wichtige Akteure. Insbesondere der Abgang von Orellana ist gefährlich für los Armeros. Die Basken waren im letzten Drittel oftmals vom chilenischen Nationalspieler abhängig. Er erzielte acht Tore und bereitete sieben weitere Treffer vor. In beiden Statistiken war er der beste Akteur der Mannschaft. Auch die sechs Tore vom routinierten Charles werden Eibar fehlen. Cristoforo und Escalante bildeten in der Rückrunde regelmäßig das Mittelfeld Eibars. Letzterer war Führungsspieler und in Abwesenheit von Ramis sogar Kapitän.
Los Armeros haben somit wichtige Stützen des Teams verloren, ohne finanziell dafür entlohnt zu werden. Ihr knappes Budget reicht auch nicht, um auf dem Transfermarkt nun vernünftig nachzulegen. Mit Recio (29) wurde nun ein Mittelfeldspieler für die Zentrale vom Ligakonkurrenten Leganes ausgeliehen. Dazu hat Eibar für rund zwei Millionen Euro Damian Kadzior (28) von Dinamo Zagreb verpflichtet. Zu diesem später mehr. Weitere Neuzugänge konnten sie noch nicht vermelden und es sieht auch nicht danach aus, dass die Spanier noch Kracher präsentieren könnte.
Die Mannschaft von Jose Luis Mendilibar ist diszipliniert, toll organisiert und spielt intensiven Fußball. Aber die Konkurrenz schläft nicht und in diesem Sommer wurde Eibar stark geschwächt. Es könnte eine sehr harte Saison werden.
Hoffnung macht Neuzugang Kadzior. Der 28-Jährige spielt am liebsten als Rechtsaußen, kann aber auch als Mittelstürmer eingesetzt werden. Beim kroatischen Meister Dinamo Zagreb war er Stammspieler und konnte in der vergangenen Saison je zehn Tore und Vorlagen zum Titelgewinn beisteuern. Er hat das nötige Endprodukt, was Eibar nach dem Abgang von Orellana fehlt, aber auch die defensiven Qualitäten, um im System von Mendilibar zu funktionieren. Kadzior könnte schnell zum entscheidenen Spieler der Offensive werden.
Es spricht nicht gerade viel für Eibar, aber das war fast nie der Fall in den vergangenen Jahren. Los Armeros werden den Ligakonkurrenten wieder einen großen Kampf liefern und sich als unangenehmer Gegner präsentieren. Dieses Mal könnte es allerdings nicht für den Klassenerhalt reichen. Die Mannschaft ist schlechter aufgestellt, als in der vergangenen Saison.
Letzte Saison: Aufstieg
Huesca geht als amtierender Zweitligameister in die erst zweite La Liga Saison der Vereinsgeschichte und allein das ist schon bemerkenswert. Zum einen, weil Huesca tatsächlich den direkten Wiederaufstieg geschafft hat, und zum anderen, weil Huesca einzig und allein am letzten Spieltag die Tabellenführung innehatte, während Vize-Meister Cadiz an 38 von 42 Spieltagen an der Tabellenspitze stand.
Doch zunächst nochmal zum ersten Aspekt: In der Saison 2017/18 schaffte Huesca ziemlich überraschend zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte, in der dritten Saison nach dem Aufstieg aus der dritten Liga, den Aufstieg ins spanische Oberhaus. Dort gab es für den kleinen Verein aus Aragonien allerdings kaum etwas zu holen. Mit nur 33 Punkten aus 38 Spielen und einem Rückstand von acht Punkten ging es direkt zurück in die zweite Liga – trotz Trainerwechsels und großer Transferbemühungen im Winter.
Damit trat auch das ein, was wohl die meisten erwartet haben: Ein schnelles Erwachen aus dem großen Traum. Doch das kleine Huesca (die Stadt hat nur rund 50.000 Einwohner und das Stadion fasst nicht mal ganz 8.000) schien sich nicht damit abfinden zu wollen und nun sind sie, abermals relativ überraschend, wieder da und wollen einen weiteren Versuch wagen.
Betrachtet man die zurückliegende Saison aber nochmal etwas genauer, so muss man den Erfolg ein wenig qualifizieren. Huesca ist mit nur 70 Punkten Meister geworden. Eine Ausbeute, die in keiner der vorherigen zehn Saisons zur Zweitliga-Meisterschaft gereicht hätte. In acht dieser zehn Spielzeiten hätten 70 Punkte nicht einmal für den direkten Aufstieg gereicht und in der Saison 2011/12 hätte Huesca damit sogar die Play-Offs (Platz 3 bis Platz 6) verpasst.
Nur 55 erzielte Tore, bei 42 Gegentoren und einer Tordifferenz von +13 unterstreichen diesen Eindruck, ebenso wie die Tatsache, dass kein anderes Team, das es in die Top 10 geschafft hat, so häufig verloren hat: Gleich 14 Mal verließ man als Verlierer das Spielfeld. Der erste Absteiger, Deportivo La Coruña, hat nur einmal häufiger verloren und lediglich zwölf Tore weniger geschossen.
Positiv ausgelegt, hat es Huesca geschafft in einer extrem ausgeglichenen Liga Meister zu werden, während eine negative Auslegung die Sicht vom schlechtesten Zweitliga-Meister der jüngeren Geschichte nahelegen und ein schwieriges Jahr in La Liga prognostizieren würde.
Doch bevor wir tatsächlich eine Prognose abgeben wollen, sollte zunächst einmal die Mannschaft etwas näher vorgestellt werden. Der wohl prominenteste Spieler in den Reihen Huescas ist mit Sicherheit der Ex-Mainzer Shinji Okazaki (34), der in der letzten Saison mit zwölf Toren auch der beste Torschütze Huescas war. Er kam im bevorzugten 4-3-3-System von Trainer Michel zumeist als einzige echte Spitze zum Einsatz.
Der Angreifer musste seinen Platz zum Saisonende aber vermehrt an Rafa Mir (23) abtreten, dem in nur 18 Einsätzen immerhin neun Tore gelangen. Mir kam im Winter auf Leihbasis von den Wolves und bleibt noch bis Sommer 2021, sodass es nicht unwahrscheinlich ist, dass Okazaki sich vermehrt mit einer Rolle als Joker zufriedengeben muss.
Ansonsten besteht die Achse der Mannschaft vor allem aus Torwart Alvaro Fernandez (22), seines Zeichens spanischer U21-Nationalspieler, Abwehrchef und Kapitän Jorge Pulido (29) und den beiden erfahrenen Mittelfeldspielern Mikel Rico (35) und Pedro Mosquera (32). Mit dem Ex-Schalker Pablo Insua (26) und dem BVB-Leihspieler Sergio Gomez (20), der zumeist auf dem rechten Flügel eingesetzt wird, stehen zudem noch zwei ehemalige Bundesligaspieler im Kader einer weitestgehend wenig prominenten Truppe.
Große Transferbemühungen stellten die Aragonier bisher auch nicht an. Linksverteidiger Gaston Silva (26) kam ablösefrei von CA Independiente aus Argentinien, Andres Fernandes (33) kam als erfahrene Nummer 2 vom FC Villarreal und der bereits erwähnte Insua wurde fest verpflichtet, während Gomez‘ Leihe bis zum kommenden Sommer verlängert wurde. Auf der Abgangsseite findet man unterdessen vor allem ausgelaufene Leihen, was vor allem dazu führt, dass es dem Kader derzeit noch an Tiefe fehlt, um in La Liga bestehen zu können.
Vor allem in der Innenverteidigung, auf der Rechtsverteidiger-Position, im zentralen Mittelfeld und auf den offensiven Flügeln müsste noch nachgelegt werden. Die Folgen der Corona-Krise sind an dieser Stelle aber natürlich besonders spürbar, sodass Huesca sicherlich nicht bereit sein wird ein allzu großes finanzielles Risiko einzugehen, um den Klassenerhalt zu erzwingen. Transfers am Ende der Wechselperiode, wenn die Preise womöglich etwas fallen, und weitere Leihdeals dürften daher das ideale Mittel sein. In dieses Schema passt auch der offensive Rechtsverteidiger Pablo Maffeo (23), der auf Leihbasis vom VfB Stuttgart kommen soll und gleich zwei der soeben präsentierten Schwachstellen adressieren könnte.
Der 22-jährige Torwart und spanische U21-Nationalspieler ist womöglich das größte Talent in den Reihen Huescas und dürfte im spanischen Oberhaus mehr denn je im Fokus stehen. Ein komplett neues Erlebnis ist es dennoch nicht für ihn, schließlich feierte er bereits in der Saison 2016/17 sein La Liga Debüt für seinen Ausbildungsverein Osasuna, als er zur Pause für den verletzten Mario Fernandez eingewechselt wurde. Weitere Einsätze kamen allerdings nicht dazu, sodass er zur AS Monaco weiterzog, die ihn dann wiederum an Extremadura verlieh und schließlich im Sommer 2019 für 300.000 Euro an Huesca verkaufte. Dort wurde er sofort Stammspieler, kassierte nur 35 Gegentore in 36 Einsätzen und blieb in zwölf Spielen ohne Gegentor.
Alvaro Fernandez ist ein sehr mutiger Torwart mit einem Hang zu durchaus spektakulären Paraden. Mit 1,86m ist er nicht der Größte, doch mit seiner Sprungkraft weiß er das gut auszugleichen. Er wird dem Zuschauer wohl zwangsläufig ins Auge fallen, vielleicht sogar mehr, als es ihm selbst lieb wäre.
Zum jetzigen Zeitpunkt fällt es schwer eine gute Prognose abzugeben, da zu erwarten ist, dass Huesca bis zum Ende der Transferperiode noch aktiv werden wird. Nichtsdestotrotz sprechen die Voraussetzungen und die Basis der Mannschaft klar dafür, dass es erneut nur auf Abstiegskampf hinauslaufen kann. Der Klassenerhalt wäre, Stand jetzt, durchaus überraschend. Daher dürfte am Ende ein Resultat zwischen Platz 16 bis 20 herausspringen.
(Photo by PIERRE-PHILIPPE MARCOU/AFP via Getty Images)