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·8. September 2025
Luis Suárez und die Entschuldigung als Ritual des modernen Profifußballs

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·8. September 2025
Luis Suárez hat wieder zugeschlagen. Diesmal mit Speichel statt mit Zähnen. Die sechsspieligen Sperre für seine Spuckattacke nach dem 0:3 im Leagues-Cup-Finale gegen Seattle ist dabei fast nebensächlich. Interessanter ist, wie vorhersehbar das Nachspiel ablief: Eskalation, Strafe, Instagram-Entschuldigung. Ein Dreiklang, der im Profifußball zur Routine geworden ist.
Mit 38 Jahren sollte Suárez eigentlich die Weisheit des Alters besitzen. Stattdessen liefert er den Beweis, dass manche Spieler nie erwachsen werden. Seine Karriere liest sich wie eine Sammlung disziplinarischer Entgleisungen: Beißattacken, rassistische Beleidigungen, jetzt Spucken. Die viermonatige Sperre 2014 hat offenbar keine nachhaltige Wirkung gezeigt. Suárez‘ wiederholtes Fehlverhalten schadet nicht nur seinem eigenen Ruf, sondern wirft auch ein schlechtes Licht auf Inter Miami. Ein Team mit Lionel Messi sollte durch sportliche Klasse auffallen, nicht durch Skandale seiner alternden Stars.
Sechs Spiele Sperre sind ein deutliches Signal. Auch die Sanktionen gegen Busquets (zwei Spiele), Aviles (drei Spiele) und Seattles Trainer Lenhart (fünf Spiele) zeigen: Der Fußball geht härter gegen unsportliches Verhalten vor. Die Zeiten, in denen solche Ausraster als Kavaliersdelikte durchgingen, sind vorbei. Dass die MLS sich weitere Strafen vorbehält, unterstreicht diese neue Konsequenz.
Suárez‘ Instagram-Entschuldigung folgte dem üblichen Drehbuch. „Moment großer Anspannung“, „Dinge, die nicht hätten passieren dürfen“, „aufrichtige Reue“ – die Textbausteine kennt man. Diese digitalen Beichtrituale sind zur Pflichtübung geworden, sobald die Strafe verkündet ist. Sie zeigen zwar formale Reue, ändern aber nichts an der verhängten Sanktion und schon gar nichts am eigentlichen Problem: Spieler, die ihre Emotionen nicht kontrollieren können.
Das eigentlich Verstörende ist die Normalität solcher Vorfälle. Ein 38-jähriger Weltklassestürmer spuckt einen Funktionär an, entschuldigt sich auf Instagram, sitzt seine Strafe ab und macht weiter. Der Fußball hat sich an diese Zyklen gewöhnt. Vielleicht wäre es an der Zeit, über härtere Konsequenzen nachzudenken. Nicht nur Spielsperren, sondern empfindliche Gehaltskürzungen oder gemeinnützige Arbeit. Etwas, das wirklich wehtut und zum Nachdenken zwingt. Denn solange die Entschuldigung auf Instagram reicht, wird sich nichts ändern.