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·7. Dezember 2025
Mainz 05 braucht keinen Retter, sondern einen Realisten

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·7. Dezember 2025

Die Trainersuche in Mainz offenbart das eigentliche Problem des Klubs: Man sucht wieder einmal den Heilsbringer, statt die strukturellen Defizite anzugehen. Sechs Punkte aus dreizehn Spielen sind kein Betriebsunfall, sondern das Ergebnis einer verfehlten Kaderplanung.
Der jetzt ehemalige Trainer Bo Henriksen hat im Februar 2024 ein Wunder vollbracht, als er die Mannschaft vom Abstiegsplatz auf Rang sechs und in die Conference League führte. Dass er jetzt als Schuldiger herhalten muss und entlassen wurde, ist symptomatisch für einen Verein, der seine eigene Identität verloren hat.
Marco Rose könnte mit seiner Erfahrung tatsächlich Stabilität in die Mannschaft bringen. Der ehemalige Mainzer Verteidiger (150 Spiele) kennt den Klub, versteht die Mechanismen eines Abstiegskampfes und hat bei seinen Stationen in Mönchengladbach, Dortmund und Leipzig bewiesen, dass er mit Druck umgehen kann. Doch genau hier liegt das Problem: Rose ist ein Trainer für funktionierende Strukturen, nicht für Trümmerfelder. Seine Spielidee braucht Zeit und Qualität – beides hat Mainz nicht.
Die Trainerwahl ist zweifellos entscheidend, um den drohenden Abstieg zu verhindern. Aber sie ist nur ein Baustein. Wenn Sportdirektor Niko Bungert davon spricht, dass der neue Coach „der Mannschaft Sicherheit geben“ soll, verkennt er die Lage. Diese Mannschaft braucht keine psychologische Betreuung, sondern schlicht bessere Spieler. Das Eigentor von Danny da Costa gegen Gladbach war kein Pech, sondern die logische Konsequenz permanenter Überforderung.
Urs Fischer wäre tatsächlich eine Alternative, die für Kontinuität steht. Der Schweizer hat Union Berlin von der zweiten Liga bis in die Champions League geführt, ein Kunststück, das in der deutschen Fußballgeschichte seinesgleichen sucht. Fischer versteht es, aus begrenzten Mitteln das Maximum herauszuholen. Sein pragmatischer Ansatz könnte genau das sein, was Mainz jetzt braucht: keine Experimente, sondern solides Handwerk.
Doch die eigentliche Frage lautet: Warum ist Mainz überhaupt in dieser Situation? Ein Klub, der noch international spielt, hat es versäumt, die richtigen Lehren aus dem Erfolg zu ziehen. Statt den Kader gezielt zu verstärken, vertraute man auf die alte Garde. Trojäger Jonny Burkardt, ein Erfolgsgarant, wurde nach seinem Wechsel zu Eintracht Frankfurt nicht gleichwertig ersetzt. Statt eine klare Spielphilosophie zu entwickeln, hoffte man auf Henriksens Motivationskünste.
Die Deadline bis Montag, die Bungert in der Trainerfrage gesetzt hat, zeigt die Panik im Verein. Man will Handlungsfähigkeit demonstrieren, wo Besonnenheit gefragt wäre. Ob Rose oder Fischer – beide werden das Grundproblem nicht lösen können: Mainz hat vergessen, was es bedeutet, Mainz zu sein. Der neue Trainer wird kein Retter sein, sondern bestenfalls ein Krisenmanager, der die Scherben zusammenkehrt, die andere hinterlassen haben.









































