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·20. Dezember 2025
Marokko vor dem Heim-Afrika-Cup: Zwischen Hadern und Hoffnung

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Den Siegestaumel durften die marokkanischen Fußballfans schon einmal „üben“. In einem hart umkämpften Finale setzte sich die B-Mannschaft des Verbandes am Donnerstagabend mit 3:2 nach Verlängerung gegen Jordanien durch und krönte sich zum Champion beim wenig bekannten FIFA-Arabien-Cup. Der Pokal, den – selbstredend – Weltverbandsboss Gianni Infantino mit breitem Grinsen überreichte, er soll für die Nordafrikaner nicht der einzige bleiben in diesem Winter.
Am Sonntag (20.00 Uhr/Sportdigital Fußball) startet der Gastgeber gegen die Komoren hochambitioniert in die Gruppenphase des 35. Afrika-Cups. Und trotz der Fragezeichen rund um die Fitness von Topstar Achraf Hakimi: Marokko gilt vor Beginn der vierwöchigen Kontinentalmeisterschaft als Favorit. „Wir werden alles geben, um den Afrika-Cup zu gewinnen, eine Trophäe, die in meinen Augen viel wichtiger ist als diese“, sagte Hakimi kürzlich am Rande seiner Wahl zu Afrikas Fußballer des Jahres.
Der erst zweite Titel nach 1976 wäre so etwas wie der logische nächste Schritt einer erfolgreichen Entwicklung. Seit vielen Jahren investiert der Staat – auch auf Geheiß von Fußballfan König Mohammed VI. – massiv in den Volkssport. In Stadien und Infrastruktur, aber auch in die Spitzensport- und Talentförderung. Investitionen, die sich in der jüngeren Vergangenheit zunehmend ausgezahlt haben.
Beispiele gefällig? 2022 stieß Marokko sensationell bis ins Halbfinale der WM in Katar vor – als erstes afrikanisches Team jemals. 2024 dann holte man bei den Olympischen Spielen in Paris Bronze, die U20 krönte sich in diesem Jahr gar zum Weltmeister. Und als wäre das nicht schon genug der guten Nachrichten: Für 2030 hat sich der marokkanische Verband, in den Augen der FIFA so etwas wie der Musterschüler auf dem Kontinent, die Co-Gastgeberschaft bei der Weltmeisterschaft gesichert. Der Afrika-Cup nun dient als frühzeitige Generalprobe dafür.
Also alles wunderbar im Land des Gastgebers? Mitnichten. Denn dass für die beiden Großturniere Investitionen im Milliardenbereich anfielen und anfallen – in Casablanca etwa entsteht gerade das größte Fußballstadion der Welt mit 115.000 Plätzen -, sorgt im Land für Unmut.
Im Frühherbst gingen größtenteils junge Menschen auf die Straße und machten ihrem Ärger Luft. Der Tenor: Anstatt Unsummen in den Fußball zu stecken, solle der Staat lieber Probleme im Bildungs- und Gesundheitssektor in Angriff nehmen. In Zeiten sozialer Ungleichheit und gewohnt hoher Jugendarbeitslosigkeit stimme die Prioritätensetzung nicht. Die Reaktion der Staatsmacht fiel heftig aus: Bar jeder Verhältnismäßigkeit nahm die Polizei Massenverhaftungen vor und schaffte es damit, die Proteste bis heute weitgehend verstummen zu lassen.
Schwelen wird der Konflikt während des Turniers sicher weiter, trotzdem hofft ein Großteil der fußballbegeisterten Marokkaner auf sportliche Erfolge beim Afrika-Cup. Abhängen dürfte dieser zu einem Gutteil von der Leistungsfähigkeit von Topstar Hakimi von Paris Saint-Germain. Der Außenverteidiger hatte sich im Champions-League-Duell mit dem FC Bayern nach einem Foul von Luis Díaz Anfang November ernsthaft verletzt, angeblich aber soll der „Knöchel der Nation“ noch im Laufe des Turniers komplett ausgeheilt sein.
„Wir sind sehr zuversichtlich, was Achrafs Teilnahme am Afrika-Cup angeht“, sagte Walid Regragui, der Trainer des Weltranglistenelften im Interview mit dem französischen Online-Portal „Brut“. Weitere Details wolle er zunächst für sich behalten. Doch auch wenn das erste Spiel wohl noch zu früh kommt: Auf dem Trainingsplatz wurde Hakimi schon gesichtet – bestens gelaunt.









































