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·29. Juni 2023
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Kommentar | Mit Mason Mount verpflichtet Manchester United ohne Frage einen der talentiertesten jungen Spieler in England. Aber zu welchem Preis?
Nach zähen Verhandlungen ist nun ein Durchbruch erzielt worden: Das vierte Angebot von Manchester United in Höhe von 63 Millionen Euro für Mason Mount (24) wurde übereinstimmenden Medienberichten zufolge akzeptiert. Sechs Millionen Euro an erfolgsabhängigen Boni könnten noch dazukommen, laut The Athletic sind diese schwer realisierbar. Dabei ist es jedoch am Ende egal, ob die Red Devils 63 Millionen oder knapp 70 Millionen für Mount auf den Tisch legen. Beide Summen sind zu viel für den 24-jährigen Engländer.
Es steht außer Frage, dass Mason Mount zu den besten Spielern auf der Insel zählt. Nicht ohne Grund hat der Engländer im Alter von 24 Jahren bereits 195 Einsätze für Chelsea und 36 für die Three Lions in seiner Vita stehen. Dazu gewann Mount 2021 die Champions League. An Mount, der bei United einen Vertrag bis 2028 unterzeichnen soll, werden die Red Devils noch lange Freude haben können und der 24-Jährige verfügt darüber hinaus auch über einen gewissen Wiederverkaufswert. Und nicht zuletzt deutet die Sturheit Manchester Uniteds in den Verhandlungen daraufhin, dass Mount zu den absoluten Wunschspielern von Trainer Erik ten Hag zählte, dem die Fans nach einer starken ersten Saison Vertrauen schenken sollten.
Trotzdem hinterlässt die hohe Ablösesumme einen faden Beigeschmack. Denn obwohl für Transfers innerhalb der Premier League andere Gesetze gelten und gerade englische Spieler aufgrund der sogenannten Homegrown-Regel besonders begehrt und dementsprechend teuer sind, kann bei Mount nicht von einem cleveren Deal die Rede sein. Der Engländer hat bei Chelsea nur noch ein Jahr Vertrag und die neue Vereinsführung der Blues um Todd Boehly hatte es sich eigentlich zum Credo gemacht, keine Spieler mehr mit einer Vertragslaufzeit von unter zwei Jahren im Kader zu haben. Dass Mount Chelsea in diesem Sommer verlässt, hat sich nach den gescheiterten Vertragsgesprächen im Februar also bereits lange abgezeichnet. Und trotz einiger Gerüchte um den FC Bayern gab es zuletzt keine ernsthaften Konkurrenten für United um die Unterschrift von Mount. Prinzipiell also eine starke Verhandlungsposition für die Red Devils, die man jedoch nicht nutzen konnte. Hinzu kommt, dass Mount in sportlicher Hinsicht nicht gerade die Saison seines Lebens hinter sich hat. Mit Chelsea landete der 24-Jährige nur auf Rang 12 der Premier League, hinzu kamen Verletzungsprobleme am Saisonende. In wettbewerbsübergreifend 35 Spielen erzielte er drei Tore und bereitete sechs Treffer vor.
Es ist natürlich verständlich, dass Manchester United den Transfer vor Beginn der Saisonvorbereitung über die Bühne bringen und nicht darauf hoffen wollte, den FC Chelsea mit fortschreitendem Transferfenster zum Handeln zu zwingen. Gleichzeitig zahlt man so nun einen üppigen Preis für Mount, während man auf anderen Positionen ebenfalls Verstärkung sucht. Unter anderem im Sturmzentrum oder in der Innenverteidigung will United nachbessern, vor allem da bisherige Ergänzungsspieler wie Harry Maguire (30) den Verein verlassen könnten. Mit Kim Min-Jae (26) befindet sich ein Transferziel der Red Devils im Anflug auf München, im Mittelfeld konkurriert man ausgerechnet mit Chelsea um die Unterschrift von Moises Caicedo (21). Große Baustelle ist außerdem die Torwart-Position, auf der nach dem Ärger um David De Geas (32) neuen Vertrag Unklarheit herrscht. Für die Wunschlösung André Onana (27) müsste United vermutlich auch mindestens 50 Millionen Euro hinblättern.
Blickt auf eine durchwachsene letzte Saison bei Chelsea zurück: Mason Mount. (Photo by Clive Rose/Getty Images)
Mit Blick auf diese Baustellen im Kader darf die Frage erlaubt sein, zu welchem Preis Mount von den Red Devils verpflichtet wurde, die bei der Kaderplanung auch die Rückkehr in die Champions League berücksichtigen müssen. Und über allem schwebt zusätzlich noch der anstehende Verkauf des Vereins. Zwar sollen die Transferpläne der Red Devils davon nicht beeinträchtigt werden, für Ruhe und Gelassenheit dürfte die unsichere Zukunft um den Besitz des Vereins jedoch auch nicht sorgen. So ist Mason Mount zum jetzigen Zeitpunkt für Manchester United trotz seiner zweifelsfreien sportlichen Qualitäten vor allem eins: Ein teurer Spaß.
(Photo by Alex Pantling/Getty Images)