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·11. Dezember 2025
MHP-Arena als Festung: Stuttgart zeigt, was auf dem Spiel steht

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·11. Dezember 2025

Mehrere Tausend Einsatzkräfte, Wasserwerfer, Reiterstaffeln, Hundestaffeln, Drohnen zur Überwachung – wenn der VfB Stuttgart am Donnerstagabend Maccabi Tel Aviv empfängt, wird die MHP-Arena zur Festung. Polizeivizepräsident Carsten Höfler spricht von einem breiten Spektrum von Einsatzlagen, zu denen auch terroristische Szenarien zählen. Das Spiel sei ein möglicher Projektionspunkt für Extremisten. Man greife zum großen Besteck.
Das ist keine Übertreibung, das ist bittere Realität.
Der Fußball droht an diesem Abend zur Nebensache zu werden. Und genau das ist das eigentliche Problem. Nicht, weil der Sport wichtiger wäre als die Sicherheit von Menschen. Sondern weil es bezeichnend ist, dass ein Europa-League-Spiel gegen Israels Rekordmeister einen derartigen Ausnahmezustand erfordert. Die Gastmannschaft wird von der Landung bis zum Abflug umarmt, wie es Höfler formuliert. Begleitet von bis zu 2000 mitgereisten Fans. Ihnen gegenüber stehen pro-palästinensische Gruppen, die zu Versammlungen aufgerufen haben.
Stuttgart wird zum Brennglas für einen Konflikt, der weit über den Fußball hinausreicht. VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle hofft auf ein Zeichen für Respekt und ein faires Miteinander. Ein ehrenwerter Wunsch. Aber auch ein frommer. Denn die Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit stimmen nicht optimistisch. Anfang November randalierten Feyenoord-Anhänger in Stuttgart, das jüngste Hochrisikospiel im Europacup hinterließ Spuren. Am selben Tag spielte Maccabi in Birmingham bei Aston Villa – dort blieb es weitgehend friedlich, allerdings waren Gästefans auf der Insel nicht zugelassen.
Höfler betont: Antisemitismus habe in Stuttgart keinen Raum, der Schutz jüdischen Lebens höchste Priorität. Das sind keine Floskeln, das sind Versprechen, die eingelöst werden müssen. Dass mehrere Ultragruppierungen des VfB Stuttgart auf einen Stadionbesuch verzichten, weil ihnen die Sicherheitsmaßnahmen den Spaß verderben, ist bezeichnend. Es zeigt, wie sehr sich die Rahmenbedingungen verschoben haben.
Sportlich geht es für den VfB um viel. Als Tabellenzwölfter trennt die Mannschaft nur ein Punkt von den Top acht. Trainer Sebastian Hoeneß hat an die 0:5-Niederlage gegen Bayern München einen Haken gemacht und kämpft mit massiven Personalsorgen in der Defensive. Sechs Abwehrspieler fehlen wegen Sperren, Verletzungen oder fehlender Spielberechtigung. Die Personalsituation ist angespannt, sagt Hoeneß, aber man werde es gelöst bekommen.
Deniz Undav bringt die Haltung der Mannschaft auf den Punkt: Es darf uns als Spieler nicht interessieren. Das ist professionell gedacht. Aber es ist auch eine Illusion. Denn natürlich interessiert es. Es muss interessieren. Was in Stuttgart passiert, ist mehr als ein Fußballspiel. Es ist ein Test für die Gesellschaft.









































