FCBinside.de
·8. September 2025
„Mia san mia“ vergessen? Hoeneß und die unprofessionelle Plauderlaune

In partnership with
Yahoo sportsFCBinside.de
·8. September 2025
Uli Hoeneß und der FC Bayern – das ist eine Beziehung, die den deutschen Fußball geprägt hat. Doch so sehr seine Verdienste unbestritten sind: Was der Ehrenpräsident am Sonntag im „Doppelpass“ ablieferte, war alles andere als hilfreich für den Klub. Ein Kommentar.
Der 73-Jährige polterte in Deutschlands bekanntester Fußball-TV-Sendung munter drauflos. Wie üblich teilte er ordentlich gegen seine Gegner aus. Egal ob Lothar Matthäus oder Markus Babbel, ein Seitenhieb folgte auf den nächsten.
Dass Hoeneß öffentlich über den Sparkurs des Vereins spricht, überrascht niemanden mehr. Doch diesmal ging er noch weiter: Er kritisierte Max Eberl indirekt, indem er dessen Transferwünsche mit Verweis auf die Aufsichtsratsvorgaben abkanzelte. Damit stellte er den Sportvorstand auf offener Bühne bloß – und schuf ein Bild der Uneinigkeit.
Foto: IMAGO
Für Eberl, der ohnehin schon seit Monaten in der Kritik steht, war das ein Bärendienst. Internes Feedback gehört ins Gremium, nicht ins Fernsehen. Wer von außen auf den Rekordmeister blickt, sieht so vor allem eines: ein zerstrittenes Machtzentrum.
Hoeneß macht kein Geheimnis daraus, dass es in den vergangenen Wochen „Auseinandersetzungen und andere Meinungen“ an der Säbener Straße gab. Vor allem zwischen ihm und Eberl. Anders als er oder Ex-Bayern-CEO Karl-Heinz Rummenigge würde Eberl allerdings „ziemlich empfindlich“ darauf reagieren.
Besonders pikant: Der langjährige Bayern-Manager gab seinem Sportvorstand ein Live-TV-Coaching: „Es wäre es auch für Max gut, wenn er endlich begreift, dass man das auf mehrere Schultern verteilt. Ich glaube schon, dass er damit so seine Probleme hat“, analysierte dieser die Arbeit des Chefkaderplaners nach dem Sommer-Transferfenster.
Foto: FC Bayern
Noch gravierender ist die Indiskretion rund um Neuzugang Nicolas Jackson. Hoeneß verriet, dass der Stürmer selbst und sein Berater drei Millionen Euro der Leihgebühr übernommen hätten. Zeitgleich plauderte er aus, dass der Senegalese mindestens 40 Spiele von Anfang an bestreiten muss, damit die Kaufverpflichtung in Höhe von 65 Millionen Euro greift. Laut Hoeneß wird er diese Anzahl an Starteinsätzen allerdings „nie machen“.
Damit stellte er nicht nur vertrauliche Vertragsdetails öffentlich zur Schau, er nahm dem Bayern-Neuzugang zudem auch jegliche Wertschätzung – noch bevor dieser sein erstes Spiel für den Rekordmeister bestritten hat. Wer möchte sich als Profi noch in München verpflichten, wenn man befürchten muss, dass persönliche Verhandlungen am nächsten Sonntag im TV nacherzählt werden?
Hoeneß mag es gut gemeint haben, doch er schwächt mit solchen Auftritten die ohnehin nicht einfache Verhandlungsposition der Bayern auf dem Transfermarkt. Wunschspieler wie Florian Wirtz oder Nick Woltemade wählten bereits andere Vereine. Wer München aktuell als Arbeitgeber betrachtet, liest von Unruhe, Unstimmigkeiten – und einem Ehrenpräsidenten, der selbst intime Details ausplaudert.
Natürlich lebte und lebt Hoeneß von seiner Direktheit, natürlich sind seine Auftritte unterhaltsam. Doch gerade jetzt bräuchte der FC Bayern Geschlossenheit und Vertrauen. „Mia san mia“ heißt eben auch, Dinge intern zu regeln. Hoeneß hat dieses Prinzip im „Doppelpass“ einmal mehr über Bord geworfen.