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·20. August 2025

Pokal ohne VAR: Fußball wie auf dem Schulhof

Artikelbild:Pokal ohne VAR: Fußball wie auf dem Schulhof

Für Gegner des Videobeweises war das Pokalwochenende ein einziges Fest. Endlich rollte der Fußball wie früher, als ja bekanntlich alles besser war: ungestört. Niemand stellte die Entscheidungen der Schiris infrage, so Banane sie auch sein mochten. Der Grund: Im DFB-Pokal gibt’s so früh im Jahr keine Videokontrollen.

In Halle und Essen hatte das besonders schräge Folgen. Die Unparteiischen übersahen Abseitsstellung, Ausbälle, Terroranschläge aufs gegnerische Knie. Augsburgs neuer Trainer Sandro Wagner kann von Glück reden, dass sein FCA in Halle mit 2:0 weiterkam – der Führungstreffer zum 1:0 fiel aus einer dermaßen klaren Abseitsposition, dass selbst importierte texanische Baseballfans sofort den Arm gehoben hätten. Außerdem soll der Ball vor der entscheidenden Flanke im Aus gewesen sein.


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„Soll“ bedeutet: Keiner konnte es checken.

In Essen flog Kelsey Owusu mit seinen Stollen ins Knie von Yan Couto, weshalb der Dortmunder (zum Glück nicht schwerer verletzt) vom Platz getragen werden musste. Der Schiri? Zeigte zaghaft Gelb. Darauf muss man erst mal kommen. Es war, als würde die Polizei Owusu mit 180 in der Tempo-30-Zone nur stoppen, um ihm zu sagen, dass sein hinteres Nummernschild schief angebracht ist.

Im Spiel BFC Dynamo gegen Bochum fielen zwei glasklare Elfmeter für den VfL unter den Tisch. Der HSV kassierte in Pirmasens ein Tor aus stark abseitsverdächtiger Situation. Und, und, und. Die Schiris waren voll retro.

Aber so ist das halt ohne VAR, es gilt das Zu-wenige-Augen-Prinzip. Was am Wochenende für Entscheidungen sorgte, wie man sie sonst nur vom Schulhof kennt.

Pfeift bald einer Elfer nach drei Ecken?

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Nun gibt es wie gesagt viele Menschen, die den Videobeweis aus Prinzip hassen. Sie wollen, dass alles bleibt, wie es ist. Fakten interessieren die Konservativen nicht, sie finden es vielmehr charmant, dass das Nichttor 1966 in Wembley galt und Maradonas Hand Gottes durchgewinkt wurde.

Ich selbst denke da anders. Ich bin, was den Videobeweis angeht, kein Romantiker, sondern Pragmatiker. Ich liebe Technik. Ich schaue mir alte Fußballszenen, wenn sie mir auf Instagram oder YouTube ausgespielt werden, immer mit der VAR-Brille an und frage mich: Hätte der Treffer heute gegolten?

So viel steht fest: Mit VAR hätte Rudi Völler im WM-Finale 1990 Gelb gesehen. So gab es für seine Schwalbe Elfmeter und wir wurden Weltmeister. Naja, immerhin.

Das ist übrigens keine Kolumne gegen Schiedsrichter. Ich habe ich mir sagen lassen, dass sie ihr Bestes geben. In der ARD-Mediathek läuft gerade eine Doku, die das untermalt. „Unparteiisch“ heißt sie und ist beeindruckend. Trotzdem bleibe ich dabei: Nichts ist unparteiischer als eine digital gezogene Abseitslinie.

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