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·4. September 2025
Quo-Vadis Eintracht Frauen

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·4. September 2025
Woran man merkt, dass die neue Saison ansteht? Die innere Unruhe steigt. Man hat oft den Kalender in der Hand. Termine müssen koordiniert werden. Bundesliga, DFB-Pokal und für die Eintracht Frankfurt Frauen natürlich auch die Champions League, die dieses Jahr nicht mit einem Miniturnier für das Team startet, sondern direkt mit einer Zwischenrunde mit Hin- und Rückspiel.
Die Testspiele sind absolviert und wie immer bringen die, dafür sind Testspiele da, nur bedingt tiefere Erkenntnisse, wie das Team aussieht, wie das Zusammenspiel ist und was wir für die neue Saison erwarten können. Man kann aber festhalten, dass die Leistung – insbesondere offensiv – beim letzten Test gegen Olympique Lyon Lust auf mehr macht. Und trotzdem gibt es genug, worüber man bei den Frauen in Frankfurt diskutieren kann. Den großen Umbruch!
Nach vielen Jahren, in denen der Kern der Mannschaft aus den gleichen Spielerinnen und mit Niko Arnautis & Team auch aus dem gleichen Trainer-Staff bestand, wird in Frankfurt mal alles in die Luft geworfen und gut durchgemischt. Und die Fanseele wandelt zwischen Zuversicht „Da sind gute Transfers dabei“ und Skepsis „Wie soll das denn weitergehen?“. Schon früh hat sich abgezeichnet, dass Stammspielerinnen der letzten Jahre gehen werden. Barbara Dunst (Bayern München), Tanja Pawollek (Union Berlin), Stina Johannes (Wolfsburg) und Sophia Kleinherne (Wolfsburg) standen schon sehr früh als Abgänge fest. Schmerzhaft war dann auch der von Sara Doorsoun, die sich trotz kürzlicher Verlängerung den Traum von der Amerikanischen Liga erfüllte. Als dann noch unsere Talente Carlotta Wamser (Leverkusen) und Anna Aehling (Union Berlin) ihre Koffer packten, war Skepsis schon wirklich berechtigt. Es zeichnete sich ab, dass der Umbruch wirklich groß ist und eben nicht nur Stützen der Mannschaft gingen, sondern auch junge Spielerinnen mit Potential. Spielerinnen, die die positive Entwicklung der letzten Jahre mitgetragen und gestaltet haben. Besser wurde das nicht durch die hervorragende EM, die Wamser hingelegt hat, wenn wir von ihrem Blackout als Aushilfstorfrau mal absehen. Genau dieses Ungestüme auf der Außenbahn hatte in den letzten Spielen der abgelaufenen Saison sehr gefallen. Wie würde man sie ersetzen? Zumal zuletzt noch Lara Prasnikar ihr Bündel schnürte, um in Ohio zukünftig auch in der Amerikanischen Liga aufzulaufen.
Jetzt wo die Transferperiode zu Ende geht und der erste Spieltag ansteht, zeichnet sich ein Bild ab. Der Mensch hat ja mit Unsicherheit oft ein Problem und so manches Interview des Managements hat nicht geholfen das zwingend zu zerstreuen. Hier wird – mit Ausnahme des Trainers – an vielen Schrauben gedreht. Selbst die Suche nach einem neuen Stadion für die Champions League ist in Diskussion und zerrt an der Seele und dem Herz der Fans. Es klingt alles professioneller, nach mehr Mitteln, um dann mit den großen Clubs aus England, Spanien und Deutschland mitzuhalten. Es bleibt abzuwarten wie sich das manifestieren wird, aber letztlich müssen wir auf die sportliche Leitung vertrauen und dass sie da einen klaren Plan haben, den sie verfolgen. Es ist dem Fan ja eigen, dass man den Plan kennen möchte, es volle Transparenz gibt, aber wir werden nicht umhinkommen uns überraschen zu lassen.
Wie sieht der Kader also nun aus?
Sophia Winkler stand zeitig nach dem Abgang von Stina Johannes fest und hatte dann das riesige Pech sich noch in der alten Saison das Knie kaputt zu machen. Im Training ist sie wieder, aber das braucht seine Zeit. Mit Lea Paulick haben wir aber eine solide Torfrau, die uns zur Verfügung steht.
Mit Memeti und Krumme kommen Spielerinnen aus der Deutschen Liga, die sich noch mehr zeigen dürfen. Und dann wird es international. Dank der EM in der Schweiz im Sommer keine unbekannten Namen. Alguacil, Blomqvist, Ivelj, Ostenstedt und Teulings kommen fast alle aus anderen Ligen zu uns. Wenn das mal nicht der angestrebte Umbruch ist.
Aber ein Transfer sticht etwas heraus und nicht nur meine Podcastpartnerin Jules ist Feuer und Flamme dafür. Amanda Ilestedt. Die Schwedische Nationalspielerin kommt vom Arsenal FC und bringt sehr viel Klasse mit. In ihrer Nationalmannschaft mit Heldinnenstatus und eigenen Lobliedern ausgestattet, kommt die amtierende ChampionsLeague-Siegerin als Verstärkung für unsere Abwehr und mit reichlich Erfahrung. Potsdam, Bayern, PSG und eben Arsenal sind Stationen mit Klang. Es fällt nicht schwer zu sehen, dass sie eine echte Verstärkung sein wird und eine Rolle als Teamleaderin einnehmen kann.
Und brandaktuell wird unser Sturm durch Haley Raso ergänzt. Die Australierin wechselt aus der Amerikanischen Liga an den Main und bringt weitere internationale Erfahrung mit.
Bei aller Transfer-Euphorie wollen wir aber nicht Spielerinnen vergessen, die weiter bei der Eintracht ihre Leistungen bringen wollen und bestimmt auch werden. Die Acikgöz-Zwillinge sind zurück und haben in den Tests schon gezeigt, dass sie bereit sind nach ihren Kreuzbandrissen durchzustarten. Lührßen, Wolter und Riesen möchten an ihre guten Leistungen der letzten Saison anknüpfen und vielleicht hört man Chiba Chiba-Rufe jetzt noch öfter im Stadion. Senß und Gräwe stehen sicherlich für ein stabiles Mittelfeld und sind wichtig bei der Integration der neuen Kolleginnen.
Freigang, Reuteler (bitte geh nicht Gery) sowie die hoffentlich genesene Anyomi stehen für die Entwicklung der letzten Jahre und dafür, dass die Eintracht auch in Zukunft diesen positiven Trend fortschreiben möchte. Sollte Prasnikar bleiben, spielt sich in diesem Konzert auch mit, aber die Chancen stehen schlecht.
Schwer ein Fazit zu ziehen bei all diesen Veränderungen, aber natürlich überwiegt die Vorfreude auf ein neues Team, eine neue Saison und hoffentlich neue Erfolge. Verlasst Euch aber nicht nur auf mich, kommt ans Brentanobad und überzeugt Euch selbst, dass der Frauenfußball in Frankfurt viel Potential hat, was die steigenden Zuschauerzahlen der letzten Jahre deutlich zeigen. Und wenn Ihr schon da seid, mitsingen und anfeuern ist immer erlaubt, denn bevor die Liga so richtig in Fahrt kommt, wird dort in der Qualirunde der Women’s Champions League mit Real Madrid eine internationale Spitzenmannschaft empfangen. Da geht die Saison mit einer richtigen Herausforderung los. Also, auf zu den Frauen!
Herzlichen Dank an Frank, den SGE_Papa, für diesen Gastbeitrag!
(Titelbild: Juergen Schwarz/Getty Images for DFB)