Rund um den Brustring
·7. November 2025
Reingekämpft

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·7. November 2025

Dank einer Leistungssteigerung nach der Pause gewinnt der VfB das Heimspiel gegen Feyenoord und fährt damit einen immens wichtigen Sieg ein. Es scheint, als sei die Mannschaft endlich in der Europa League angekommen.
Dieser Hackenpass. An der Seitenauslinie, mit dem Rücken zum Spielfeld und ohne einen Blick darauf, wieviel Gegenspieler auf einen Ballverlust lauern. Als ich den am Donnerstagabend sah, hatte ich schon eine schlimme Vorahnung, die glücklicherweise — mal wieder — nur ein Vorahnung blieb. Mit 2:0 schlug der VfB den niederländischen Tabellenführer aus Rotterdam am Donnerstagabend und das, obwohl es danach lange nicht aussah. Denn gerade in der ersten Halbzeit musste man wie am vergangenen Samstag in Leipzig oder vor zwei Wochen in Istanbul das Gefühl kriegen, das gewisse Gegner für einen VfB, der nicht wirklich alles auf den Platz bringt, eine Nummer zu groß, zu schnell, zu effizient sind. Und gleichzeitig stellt sich die Frage, warum die Mannschaft im Brustring vor diesen Gegnern einen solchen Respekt zeigt, dass sie kaum in der Lage ist, diese mit schnellen Angriffen zu überraschen, weil sie den Ball dann sicherheitshalber doch noch einmal querspielt.
Gleichzeitig muss man festhalten, dass der VfB am Donnerstagabend ein weiteres Heimspiel ohne Gegentor bestritt. Mochte man das gegen St. Pauli oder Heidenheim noch auf die Schwäche des Gegners schieben, so war der Aufwand, das eigene Tor sauber zu halten, gegen Feyenoord erheblich größer. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn wir gegnerische Angriffe schon allein dadurch unterbinden, dass wir den Ball nicht so leichtfertig bereits im Mittelfeld hergeben oder indem wir nicht solche Pässe wie den eingangs beschriebenen spielen — oder keine Freistöße auf der Strafraumgrenze verursachen. Gleichzeitig hat der VfB aber erneut bewiesen, dass er in der letzten Reihe viel wegverteidigen kann, was ja schon Istanbul die Basis für einen Punktgewinn gewesen wäre, aber durch den Schiedsrichter und Angelo Stillers Leichtsinnigkeit verunmöglicht wurde. Am Donnerstag war der Schiedsrichter zwar auch nicht gerade auf Seiten des VfB sondern stoppte durch viele unnötige Pfiffe immer wieder den Spielfluß, aber selbst besagter Freistoß aus 16 Metern fand sein Ziel nicht.
Auf dieser Defensivleistung konnte die Mannschaft aufbauen und Rotterdam nach der Pause — und der Korrektur in der Aufstellung vom kurzfristig eingesprungenen Vagnoman zu Jamie Leweling — die Gäste immer weiter hinten rein drängen, ohne selber in Gefahr zu geraten. Ein Punkt wäre eigentlich schon ein Erfolg gewesen, aber als Bilal El Khannouss die Flanke des starken Lorenz Assignon an die Unterlatte wuchtete, von der der Ball ins Tor fiel, rastete die Cannstatter Kurve berechtigterweise komplett aus. Denn die Führung hatte sich abgezeichnet, durch die Steigerung, zu der die Mannschaft nach der Pause in der Lage war. Zwar dominierte sie Feyenoord nicht, es war aber genau das Quäntchen mehr Einsatz und Mut, das vielleicht in Istanbul fehlte und in diesem Fall das Spiel in Richtung des VfB kippen ließ. Der dann, wie so häufig nach einem befreienden Tor, richtig gut aufspielte und beim nahezu perfekt ausgeführten Konter zum 2:0 von Deniz Undav seine ganze Qualität zeigte. Also doch kein imposter syndrom, ist der VfB in dieser Saison endlich so richtig in Europa angekommen?
Auf jeden Fall hat die Mannschaft die unnötige Niederlage in Basel damit wieder ausgeglichen und ist vor den restlichen vier Spielen nur noch zwei Siege von mutmaßlich für die Teilnahme an den Playoffs notwendigen zwölf Punkten entfernt. Ihr unterlaufen immer noch Phasen, in denen sie stark ins Wanken gerät und wie in Leipzig auch mal stolpert generell zeigt der Trend aber nach oben. Auch wenn er bis Ende des Jahres mit Spielen gegen Bayern und Dortmund nochmal auf die Probe gestellt wird. Mit der gegen Rotterdam gezeigten Leistung der zweiten Halbzeit können wir aber mit Selbstvertrauen ins Heimspiel gegen Augsburg gehen und dann mit einer guten Ausgangsposition in allen Wettbewerben in die Länderspielpause. Es scheint, als hätte sich die Mannschaft nicht nur in das gestrige Spiel reingekämpft, sondern so langsam auch in die schwierig begonnene Saison.
Zum Weiterlesen: Der Vertikalpass lobt: “Dass sie dran blieben, dass sie an einen Treffer glaubten, muss man der Mannschaft hoch anrechnen. Die alte Floskel “über den Kampf zum Spiel” fällt einem da ein. Aber es gab kein Spiel gegen Rotterdam, nur Kampf. Fast.”
Titelbild: © Alexander Hassenstein/Getty Images
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