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·30. Dezember 2025

„Ruhig bleiben, Kurs halten“: Axel Hefer zieht Bilanz zu 2025

Artikelbild:„Ruhig bleiben, Kurs halten“: Axel Hefer zieht Bilanz zu 2025

Hinter den Königsblauen liegt ein emotionales Jahr. Im Interview mit schalke04.de blickt der Aufsichtsratsvorsitzende Axel Hefer auf die zurückliegenden zwölf Monate zurück und spricht dabei unter anderem über wegweisende Entscheidungen, Leitplanken für den Vorstand, zentrale Themen und Rahmenbedingungen sowie die Zusammenarbeit der Gremien.

Axel, wenige Tage vor dem Jahreswechsel: Wie fällt Dein Rückblick auf 2025 aus? 2025 war hoch emotional – im Guten wie im Schlechten. Die Rückrunde der vergangenen Saison war absolut enttäuschend und in Teilen schwer zu ertragen. Gleichzeitig haben wir diese Phase genutzt, um wegweisende Entscheidungen zu treffen, von denen wir heute profitieren. Unter dem enormen Druck im Sommer ruhig zu bleiben und den eingeschlagenen Weg durchzuhalten, war nicht einfach – es war ein Wendepunkt für Schalke. Wir haben bewusst standgehalten.


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Wie hat sich diese Haltung konkret in Eurer Rolle als Aufsichtsrat gezeigt? Indem wir in einer extremen Druckphase keine Kurzschlussreaktionen zugelassen haben. Wir haben das bestehende Team bewusst und mit Plan ergänzt, Vertrauen ausgesprochen und auf Kontinuität gesetzt. Natürlich gab es auch kontroverse Diskussionen – das gehört dazu. Aber wir waren überzeugt von dieser Konstellation: klare Rollen, nachgewiesene Kompetenz und ein gemeinsamer Plan. Ohne diese Ruhe wären Erfolge wie die Anleihe, die Trendwende in der Vermarktung oder die sportliche Stabilisierung kaum möglich gewesen. Kontinuität und Stabilität sind für mich die Basis für nachhaltigen Erfolg auf Schalke.

Hand aufs Herz: Hast Du mit dem sportlichen Comeback so gerechnet? Nein, in dieser Form war das im Sommer nicht zu erwarten. Nach der schlechtesten Platzierung der Vereinsgeschichte haben wir selbstkritisch analysiert, wie es so weit kommen konnte. Diese Gespräche haben schon im Herbst 2024 begonnen, als wir alle gespürt haben: So kann es nicht weitergehen! Wir haben Fehler klar benannt und daraus Konsequenzen gezogen. Entscheidend war, Mannschaft und Fans wieder zusammenzubringen. Diese Einheit trägt Schalke – auf und neben dem Platz. Mit Geduld, Geschlossenheit und den richtigen Entscheidungen ist uns eine erste Trendwende gelungen. Jetzt geht es darum, diesen Trend zu stabilisieren.

Welche Leitplanken habt ihr dem Vorstand für 2025 mitgegeben? Wir denken nicht in einzelnen Spielzeiten, sondern langfristig. Wir haben einen klaren Plan, den wir gemeinsam durchziehen. Wir wollten gerade im Sport weg von kurzfristigen Ad-hoc-Entscheidungen, hin zu einer klaren Philosophie und datengestützten Entscheidungen. Darüber hinaus wollten wir eine Mannschaft auf und neben dem Platz sehen – ein Miteinander statt eines Gegeneinanders.

Was waren darüber hinaus zentrale Themen und Rahmenbedingungen? In der Vermarktung ging es in den vergangenen knapp zwei Jahren darum, Umsätze zu stabilisieren und perspektivisch wieder zu steigern – das ist keine leichte Aufgabe im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld. Ein klarer Fokus liegt auf Partnern aus der Region. Finanziell arbeiten wir Schritt für Schritt daran, mehr Handlungsfreiheit zu gewinnen, um mittelfristig mehr Mittel in den Sport zu lenken.

Die Bestellung von Frank Baumann war die sichtbarste Entscheidung des Aufsichtsrats. Wie wichtig war dieser Schritt? Sehr wichtig. Wir haben eine Person gesucht, die den Sport langfristig führt und entwickelt. Frank bringt Struktur und gibt wichtige Impulse für den Lizenzbereich, die Knappenschmiede und den Fußball der Frauen – immer im Team. Gleichzeitig konnte sich Matthias stärker auf die Themen Strategie, Vermarktung und Fankultur fokussieren. Genau dort haben wir 2025 spürbare Fortschritte gesehen. Diese Aufgabenteilung macht den Club besser.

Wie drücken sich die positiven Entwicklungen in Matthias‘ Bereichen aus? In der Vermarktung haben wir rund 20 neue Partner gewonnen, viele davon aus der Region. Parallel wurden wichtige Verträge verlängert, adidas, VELTINS und HRS sind drei Beispiele. Strategisch wurden mit der Schalke-DNA im Sport und der regionalen Ausrichtung der Vermarktung wichtige Weichen gestellt. Projekte zur Analyse und Verbesserung des Spieltags-Erlebnisses – zum Beispiel in Form des Biergartens und des Winterdorfs – sind sehr gut angelaufen. Beim komplexen und mittlerweile in Teilen populistisch aufgeladenen Thema „Fans und Sicherheit“ haben wir basierend auf unseren Vereinswerten eine klare Haltung entwickelt und uns positioniert.

Wie blickst Du auf den Bereich Finanzen nach der erfolgreichen Anleihe? Der Erfolg der Unternehmensanleihe gibt uns Handlungsspielraum, weil wir keine festgeschriebenen Tilgungen leisten müssen, sondern flexibler planen können. Christina Rühl-Hamers und ihr Team haben hervorragende Arbeit geleistet. Trotz 2. Liga haben wir Verbindlichkeiten reduziert und das Sportbudget stabil gehalten. Jetzt geht es darum, weiter vernünftig zu wirtschaften und Schritt für Schritt mehr Mittel in den Sport zu lenken – ohne Schnellschüsse.

Wie bewertet ihr im Aufsichtsrat die Zusammenarbeit im Vorstand? Wir sind sehr zufrieden. Klare Rollen, großes Vertrauen, auch kontroverse Debatten – und am Ende stehen gemeinsame Entscheidungen im Sinne des Vereins. Das Trio hat sich schnell gefunden, es gibt keine Eitelkeiten. Jeder bringt seine Kompetenz ein. So muss Schalke geführt werden. Diese Geschlossenheit tut dem Verein spürbar gut.

Welche Entscheidungen waren für Dich die wichtigsten Wegmarken 2025? Vier Punkte stechen heraus: die Trainerentscheidung mit Ruhe und zum richtigen Zeitpunkt zu treffen – nämlich für den Sommer und nicht wieder im laufenden Spielbetrieb. Miron Muslic passt sportlich und menschlich sehr gut zu Schalke. Dann die Wiederbesetzung des Sportvorstands und damit Komplettierung des Vorstands mit einem absoluten Fachmann und Teamplayer. Die dritte wichtige Entscheidung war die Entwicklung einer klaren Spielphilosophie, auf deren Grundlage wir nicht nur potenzielle Trainer ausgesucht haben, sondern die uns auch klare Anforderungsprofile an unsere Neuzugänge liefert. Und schließlich die Umstellung im Scouting: ein ausgewogenes Zusammenspiel aus Daten-, Live- und Video-Scouting. All das verhindert Aktionismus und zahlt auf unseren langfristigen Weg ein.

Was steht 2026 besonders im Fokus? Die strategischen Leitplanken bleiben unverändert. Deshalb muss ich mich an einigen Stellen wiederholen: Die Vermarktung soll weiter stabilisiert und die Partnerstruktur ausgebaut werden, besonders regional. Sportlich wollen wir konsequent entlang der Spielidee arbeiten, die Verzahnung mit der Knappenschmiede stärken und einen erfolgreichen Transfersommer hinlegen – unterstützt von unseren hauseigenen Datensystemen. Finanziell wollen wir weitere Handlungsfreiheit gewinnen, damit mehr im Sport ankommt. Schritt für Schritt.

Dein persönliches Schlusswort an die Schalkerinnen und Schalker? Danke für Eure unglaubliche Unterstützung – zuhause und auswärts. Lasst uns den Weg weiterhin gemeinsam gehen. Wir bauen dabei auf Euer Vertrauen und auf Eure Geduld. Ein guter Rutsch ins neue Jahr und Glück auf!

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