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Helge Wohltmann·8. Dezember 2024
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Helge Wohltmann·8. Dezember 2024
Shinji Okazaki kennt sich aus mit Fußballmärchen. Mit Leicester City gewann er 2016 die wahrscheinlich unmöglichste Meisterschaft aller Zeiten. Im Hintergrund schrieb er jedoch schon an einer anderen Erfolgsgeschichte. Er baut sich seinen eigenen Fußballklub in Deutschland.
Gemeinsam mit dem ehemaligen Mainzer Jugendspieler Takashi Yamashita hat er 2013 den FC Basara Mainz gegründet, wo Okazaki zunächst als Berater tätig war. Eine ganz andere Herausforderung als vor tausenden jubelnden Zuschauern die Bälle über die Linie zu drücken, wie er es in der Bundesliga vier Jahre lang für Mainz oder in der Premier League für Leicester getan hatte.
"Ich gehe jetzt zu Sales-Gesprächen und spreche über meine Visionen", sagte der 38-Jährige im Gespräch mit 'transfermarkt.de'. Was man eben so macht, als Besitzer eines Vereins, der langfristig in den Profifußball aufsteigen will.
📸 Alex Grimm - 2015 Getty Images
Noch ist das ein langer Weg. Direkt in den ersten fünf Jahren stieg Okazakis Klub fünf Mal auf und hat es dadurch in die sechstklassige Verbandsliga Südwest geschafft. Dort hängt Basara allerdings seit 2018 fest. Auch in dieser Saison sieht es nicht nach einem Aufstieg aus, nach 19 Spieltagen sind es bereits 14 Punkte Abstand auf die dafür nötigen Spitzenplätze.
Dabei steht Okazaki nun selbst an der Seitenlinie. Im Sommer hat er seine Spielerkarriere beendet und den Trainerjob bei seinem Verein übernommen. Frei nach dem Motto: Ich schicke meinen besten Mann und mache es selbst.
Für ihn geht es aber auch darum, eigene Erfahrungen zu sammeln, damit er sich später einmal seinen großen Traum erfüllen kann und als Coach bei einer Weltmeisterschaft an der Seite stehen kann. "Ich glaube nicht, dass es möglich ist, so schnell Profi-Trainer zu werden", so Okazaki. Er wolle sich Schritt für Schritt entwickeln, "Dinge tun, die andere nicht tun, und Spiele an Orten leiten, an denen Spannung herrscht".
Das ist auch der Hintergedanke bei Basara gewesen. Neben sportlichem Erfolg gehe es vor allem um die Ausbildung von Spielern. Bevorzugt aus Okazakis Heimat. Gemeinsam mit Yamashita hatte er beobachtet, dass japanische Spieler sich in Deutschland oft schwer taten, mit der Kultur nicht klar kamen und bei Misserfolg oft die Schuld bei ihren Klubs oder ihren Trainern suchten.
"Ich schlug Yamashita vor: ‚Warum gründen wir nicht selbst eine Mannschaft und trainieren japanische Spieler?‘ Daraufhin sagte er: ‚Lass es uns machen!‘ Und so wurde Basara geboren", erklärte Okazaki. Immer mehr solle der Klub sich aber auch für deutsche Spieler öffnen.
📸 Juergen Schwarz - 2024 Getty Images
Es wird wahrscheinlich nicht anders gehen, wenn die nächsten Schritte in Richtung Profifußball gemacht werden sollen. Allein für den Aufstieg in die fünfte Liga muss Basara noch einiges entwickeln und beispielsweise drei Jugendmannschaften gründen.
"Es gibt noch viele Hürden zu überwinden, um die nächste Stufe zu erreichen. Deshalb müssen wir viele Leute einbeziehen", sagte Okazaki, der aber darauf achten will, dass der Verein nicht seine Identität verliert: "Wir müssen klar definieren, was Basara ist und was wir damit meinen."
Die Arbeit als Klubbesitzer ist eben eine andere als die als Spieler. Vor allem, wenn man nachhaltigen Erfolg will. Rückschläge müssen eingeplant werden. Leicester City konnte den Titel von 2016 beispielsweise nicht bestätigen, stieg sieben Jahre später sogar in die zweite Liga ab und steckt nach der diesjährigen Rückkehr in die Premier League im Abstiegskampf.
Die Geschichte von Basara zeigt aber, dass Okazaki und Yamashita nichts übers Knie brechen, sich lieber langsam, aber stetig weiterentwickeln. Gegen eine baldige Meisterschaft in der sechsten Liga hätten sie aber sicher auch nichts einzuwenden. Zur Not durch ein weiteres Wunder. Okazaki weiß ja, wie es geht.
📸 Adam Pretty - 2015 Getty Images