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Lennard Bacher·27. Juli 2025
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Lennard Bacher·27. Juli 2025
Heute treffen im Finale der Frauen-Europameisterschaft 2025 zwei echte Schwergewichte aufeinander. Der amtierende Titelverteidiger aus England kämpft gegen den Gigant Spanien um den Titel. Die Kader beider Nationen sind mit Superstars des Frauen-Fußballs besetzt. Doch während bei den Spaniern im Halbfinale gegen die DFB-Frauen wieder die vermutlich beste Spielerin der Welt, Aitana Bonmati, den Unterschied machen konnte, wurden die Engländerinnen von einer Spielerin in das Finale getragen, den zuvor sicherlich nicht jeder auf dem Schirm hatte. Die Rede ist natürlich von Michelle Agyemang.
Nachdem die 19-Jährige bereits im Viertelfinale mit ihrem Joker-Tor den Karren der Lionesses aus dem Dreck ziehen konnte, war die Stürmerin auch im Halbfinale gegen Frankreich in allerbester Feuerwehrfrau-Manier zur Stelle. Nach ihrer Einwechslung traf Agyemang in der sechsten Minute der Nachspielzeit zum 1:1 und rettete die Engländerinnen in die Verlängerung, die durch ein spätes Tor von Chloe Kelly ebenfalls an England ging.
📸 MIGUEL MEDINA - AFP or licensors
So richtig kurios wird es, wenn man sich ansieht, wie viel Erfahrung Michelle Agyemang gebraucht hat, um die tragende Rolle des Edel-Jokers der A-Nationalmannschaft einzunehmen. Nämlich gar keine. Mit all ihren Einsätzen bei der Europameisterschaft hat die Arsenal-Spielerin gerade einmal vier Länderspiele absolviert und dabei drei Mal getroffen. Das ist allerdings kein Zufall.
Sarina Wiegmann, die englische Nationaltrainerin, sagte schon vor dem Turnier, dass Agyemang etwas mitbringen würde, was sie sonst nicht hat. Die Nationaltrainerin der Lionesses betonte dazu, dass die Stürmerin eine solche Wucht habe, dass sie als Super-Sub definitiv den Unterschied machen könne. Ihre Mitspielerin Lucy Bronze sagte über die 19-Jährige, dass sie eine wahre "Angstmaschine" für die gegnerischen erschöpften Abwehrreihen sei, wenn sie mit voller Power in die Partie eingewechselt wird.
📸 SEBASTIEN BOZON - AFP or licensors
Diese liebevoll getaufte "Angstmaschine" hat aber auch eine Vergangenheit mit Sarina Wiegmann, die über das Verhältnis von Trainerin und Spielerin hinaus geht. Beim Seitenlinien-Debüt der englischen Übungsleiterin war die damals 15-Jährige Agyemang als zurückhaltendes Ballmädchen im Wembley und konnte ein 4:0 der Engländerinnen gegen den Nachbarn aus Nordirland bestaunen.
Vier Jahre später hat sich die Position von Agyemang geändert, die Zurückhaltung aber nicht. So jubelt sie bis heute nicht ausgefallen oder auffällig, weil sie es sich für sie irgendwie unangenehmen und beinahe peinlich anfühlt. Wenngleich es natürlich jeder Spielerin frei steht, ein Tor so zu feiern, wie sie es möchte, könnte die Zurückhaltung beim Jubeln an diesem Sonntag natürlich schwer werden.
📸 Eddie Keogh - 2025 Getty Images
Obwohl die Engländerinnen mit Spanien einen richtigen Brocken vor sich haben, werden sich die Lionesses bis zur letzten Sekunde niemals aufgeben. Nicht solange man Michelle Agyemang hat, die jederzeit reinkommen kann, um die spanische Abwehrreihe in Angst und Schrecken zu versetzen. Wann Sarina Wiegmann die englische Geheimwaffe auspackt, wird sich zeigen. Sollte sie wieder zuschlagen, kann man gespannt sein, ob sie sogar in einem der potenziell größten Momente ihrer Karriere dezent und schüchtern zum Superstar des Turniers wird.
📸 Eddie Keogh - 2025 Getty Images