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·18. September 2025
Serdal Adali zieht Transfer-Bilanz: Besiktas vollzieht radikalen Neustart

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·18. September 2025
Auf einer anberaumten Pressekonferenz imTüpras-Stadion ordnet Besiktas-Präsident Serdal Adali alle Eckpunkte der Sommerphase ein – von 25 Abgängen und zwölf Zugängen über Finanz- und Vertragsdetails bis hin zu sportpolitischen Forderungen und juristischen Prüfungen. „Dieser Kader musste fast von Grund auf neu aufgebaut werden“, so Adali.
Besiktas habe Altlasten und offene Fälle bereinigt. Spieler ohne Perspektive oder Leistungsnachweis wurden abgegeben; an ihre Stelle traten „qualitativ hochwertige, ehrgeizige Spieler“ mit klaren Zielen. Adali kritisiert, dass manche Akteure und Berater „mit dem Geld von Besiktas ein angenehmes Leben in Istanbul“ geführt hätten – ohne sportlichen Gegenwert. Ergebnis: 25 Trennungen, zwölf Neuverpflichtungen für nahezu alle Positionen.
Zum auslaufenden Vertrag von Arthur Masuaku (31) erklärt Adali: Ein Einjahresdeal zu Klubkonditionen wurde abgelehnt, der Spieler forderte „mindestens zwei Jahre und sehr hohes Gehalt“. Besiktas entschied sich für David Jurasek (25), tschechischer Nationalspieler, vor zwei Jahren für 14 Millionen Euro zu Benfica Lissabon gewechselt – ohne Leihgebühr und ohne Kaufpflicht, dafür mit vereinsseitiger Option. Zudem kam Ridvan Yilmaz. Geplante Rechtsverteidiger-Deals platzten „in letzter Phase“ – der Klub habe seine Rechte „bis zum Ende verteidigt“.
Der seit Winter verfolgte Taylan Bulut (U21 Deutschland) wurde nach einer Marktphase der Ungewissheit für sechs Millionen Euro statt vier Millionen Euro verpflichtet – „Investition in einen 19-Jährigen statt Millionen für einen 35-Jährigen“. Auf Wunsch von Sergen Yalcin kam Routinier Gökhan Sazdagi, der „sofort Leistung gezeigt habe“ und die Außenverteidiger-Achse mit stabilisierte.
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Zum Rekordverkauf Gedson Fernandes: Der Spieler hätte „entschlossene Wechselabsicht“ gezeigt – ausgelöst durch ein „sehr starkes“ Angebot aus Russland. Besiktas erwarb zunächst die restlichen Transferrechte von Benfica Lissabon für zehn Millionen Euro, verkaufte Fernandes anschließend für 26 Millionen Euro plus zwei Millionen Euro Boni an Spartak Moskau – inklusive 10 Prozent Weiterverkaufsbeteiligung. „Der höchste Spielerverkauf der Klubgeschichte.“
Parallel kam Orkun Kökcü (24) – „einer der wichtigsten Spieler Europas auf seiner Position“. Die Präsentation vor über 30.000 Fans habe die Erwartungen „schlagartig gesteigert“. Adali wehrt sich gegen „organisierte Negativkampagnen“ in sozialen Medien: „Lasst die Besiktas-Fans glücklich sein.“
Mit Wilfred Ndidi kam Premier-League-Erfahrung; dazu setzen die Schwarz-Weißen auf die Eigengewächse Demir Ege Tiknaz und Kartal Kayra Yilmaz (jeweils neue Dreijahresverträge). „Wir wollten noch einen zusätzlichen Mittelfeldspieler – das klappte nicht. Im Winter bewerten wir neu.“
Für die Spieler Amir Hadziahmetovic, Mohamed Al-Musrati, Jean Onana, Kerem Atakan Kesgin, Bakhtiyor Zaynutdinov, Alex Oxlade-Chamberlain, Ernest Muci und Joao Mario summierten sich die bisherigen Gesamtkosten laut Adali auf 85 Millionen Euro (ohne Gehälter knapp 40 Millionen Euro). „So verstehen wir besser, welche Fehler begangen wurden – und mit welchen Altlasten Besiktas ringt.“
Brisant: Laut Prüfungsausschuss wurden 60 Prozent der für Al-Musrati und Muci fälligen Transferzahlungen an ausländische Finanzinstitute abgetreten – „teils entgegen ursprünglicher Vertragsklauseln“. Adali: „Millionen gehen an Fonds statt an Vereine – das widerspricht dem natürlichen Lauf des Lebens.“ Der Vorgang sei bei der Staatsanwaltschaft; man werde „bis zum Ende verfolgen“.
Arroyo: Kosten bislang ≈1,75 Mio. € (1,2 Mio. € Ablöse, 140 Tsd. € Agent, 400 Tsd. € Unterschriftsprämie). Abgang für 8 Mio. € plus 500 Tsd. € Bonus & 10 Prozent Weiterverkauf – „trotz Fehlpassung mehr als 2 Mio. € Gewinn“. Ricardo wurde verliehen; Bewertung folgt.
Fünf Flügelprofile standen ab Mai auf der Liste; Trainerpriorität lag zunächst auf Defensive/Mittelfeld. Ergebnis: Verpflichtung von Vaclav Cerny, danach Cengiz Ünder und schließlich Jota Silva (Sporting Lissabon-Deal scheiterte am Stichtag, daher Wechselfenster für Besiktas geöffnet). Zu Jadon Sancho sagt Adali: „Gehalt zugesagt, mit Klub geeinigt – doch Sancho wollte seine Karriere nicht in der Türkei fortsetzen.“
Mit zwölf Neuzugängen und einem Durchschnittsalter von 25,5 Jahren sei das Grundgerüst gelegt. „37 Kaderbewegungen in 75 Tagen“ seien erst der Anfang: „Gebt uns drei Transferperioden.“ Ziel: Jährlich vier, fünf präzise Verstärkungen auf der Basis des jetzigen Kerns.
Nach der Ole Gunnar Solskjaer-Trennung („eine Woche zu spät“, Abfindung bis Saisonende) übernahm Sergen Yalcin – sofort mit „spürbarem Impakt“. Stimmung und Selbstvertrauen seien deutlich gestiegen. Zudem wurde Serkan Recber zum Generalkoordinator der A-Mannschaft ernannt.
Nach drei Ligaspielen (zwei Siege) fordert Adali „Glauben, Unterstützung, konstruktive Kritik – und Fokus aufs Spielfeld“. Türkische Spieler sollen als starke Achse vorangehen. „Mit jedem Tag spielt sich das Team besser ein“.
Adali prangert inkonsistente Entscheidungen an: „Elfmeter, Rote Karten, VAR – wir zeichnen alles auf.“ Neben Besiktas seien auch Trabzonspor und Caykur Rizespor benachteiligt worden. Forderung: identische Maßstäbe landesweit. Eigene Sperre: sechs von neun Monaten der Amtszeit.
Zur Szene gegen RAMS Basaksehir: „Großes Glück, dass Kökcü unverletzt blieb.“ Man werde das Strafmaß prüfen, die VAR-Intervention sei „schwer nachvollziehbar“. Die veröffentlichten Dialoge seien „nicht zufriedenstellend“.
Adali kündigt harte Aufklärung an: „Ich werde jeden verfolgen, der auch nur einen Cent von Besiktas veruntreut hat.“ Zur UEFA: Eine Strafe von 900.000 Euro (Vorjahr) sei fällig geworden; aktuell gebe es „keine Probleme“, gleichwohl könnten weitere Sanktionen folgen. „Der Eindruck, wir hätten etwas falsch gemacht, ist nicht richtig.“
Defizite würden geschlossen; Teamchemie brauche Zeit – „Sergen Yalcin wird sie verkürzen“. Quintessenz: sportliche Klarheit, finanzielle Disziplin, juristische Konsequenz – und ein Kader mit Zukunft.