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·22. Dezember 2025

Strittige Szenen am 19. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Artikelbild:Strittige Szenen am 19. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Die nicht gegebenen Elfmeter für Rostock (2), der Schubser von Borchers gegen Michel, das 2:0 für Aue, das 2:2 für Ulm, der Treffer für Havelse, ein Jubel von Strauss sowie ein Foulspiel von Bormuth. Am 19. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de acht strittige Szenen genauer angeschaut.

Hintergrund: Babak Rafati war viele Jahre Bundesliga- & FIFA-Schiedsrichter. Insgesamt leitete der heute 54-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit-, 13 Drittliga- und zahlreiche internationale Spiele. Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter seit März 2015 jeden Spieltag die strittigen Szenen, die durch die Redaktion im Vorfeld ausgewählt werden. Zudem ist er Kolumnist und TV-Experte für Bundesliga-Spiele. Im Hauptberuf arbeitet Rafati heute als Mentalcoach für Profifußballer und Manager und ist ein viel gefragter Referent in der freien Wirtschaft, unter anderem bei DAX-Unternehmen zum Thema Stressmanagement und Motivation. Mehr Infos unter babak-rafati.de.


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Szene 1: Im Strafraum geht Florian Carstens (Rostock) gegen Philipp Menzel (Saarbrücken) zu Fall. Zunächst gibt Schiedsrichter Michael Bacher Ecke, dann Elfmeter und schließlich Abstoß. [TV-Bilder – ab Minute 1:45]

Babak Rafati: Nachdem Menzel den Ball unfreiwillig abprallen lässt, laufen Carstens und er selbst zum Ball. Dabei ist der Angreifer zuerst am Ball. Menzel kommt einen Moment zu spät, trifft klar und eindeutig den Fuß des Angreifers und bringt ihn dadurch zu Fall. Der Keeper will sicherlich zum Ball, aber in der Vorwärtsbewegung trifft er unumstritten den Fuß des Angreifers – und das sehr wirksam, auch wenn der Angreifer hierbei etwas theatralisch fällt. Das ist dennoch ein Foulspiel, und somit hätte es einen Elfmeter geben müssen. Warum es schlussendlich so konfus seitens des Schiedsrichterteams zugeht – erst Ecke, dann Elfmeter und schließlich Abstoß – ist nicht nachvollziehbar. Am Ende steht eine Fehlentscheidung da. Erwähnenswert ist, dass bei der Zeitangabe 2:03-2:04 aus der Schiedsrichterperspektive, der von hinten draufschaut, die Szene wie eine Schwalbe aussieht. Allerdings sieht man bei der Zeitangabe 2:08-2:10 von der Hintertorkamera den klaren und wirksamen Treffer von Menzel an Carstens. Die Wirksamkeit des Treffers ist auch gut daran erkennbar, dass selbst der Keeper von diesem Treffer zu Fall kommt. Es ist auch festzuhalten, dass wenn ein Torhüter in den unmittelbaren Zweikampf mit dem Stürmer geht, immer auch riskiert wird, einen Moment zu spät am Ball zu sein und es zu solchen Treffern mit der Folge eines Foulspiels kommen kann.

Szene 2: Robin Bormuth (Saarbrücken) läuft in einen Abstoß von Hansa-Keeper Benjamin Uphoff (Rostock) rein, kommt aber ohne Karte davon. [TV-Bilder – ab Minute 1:09:00]

Babak Rafati: Bormuths Spielweise, den Keeper am Abschlag zu hindern und den Spielfluss zu unterbinden – und das auch noch in der vermutlich letzten Aktion der ersten Halbzeit – ist regelwidrig und stellt zudem eine Unsportlichkeit dar. Somit ist neben dem Freistoß eine gelbe Karte zwingend erforderlich. Eine Fehlentscheidung, darauf zu verzichten und die gelbe Karte nicht zu zeigen.

Szene 3: Im Strafraum geht Christian Kinsombi (Rostock) im Duell mit Robin Bormuth (Saarbrücken) zu Fall. Kein Elfmeter, sagt Bacher. [TV-Bilder – ab Minute 2:09:10]

Babak Rafati: Diese Spielweise von Bormuth, sich zwischen Ball und Gegner zu stellen, ist regelgerecht und stellt kein Foulspiel dar. Somit liegt eine richtige Entscheidung vor, keinen Elfmeter zu geben. Allerdings ist die Aktion von Kinsombi auch kein Foulspiel, sondern ein Zusammenprall, der in dieser Form zwangsläufig passiert. Hier wäre es besser und richtig gewesen, weiterspielen zu lassen, anstatt auf Stürmerfoul zu entscheiden.

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Szene 4: Nach einem Laufduell geht Mads Borchers (Ingolstadt) gegen Diego Michel (Mannheim) zu Boden. Als er wieder aufsteht, schubst er Michel zu Boden. Schiedsrichter Assad Nouhoum belässt es bei Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 1:38:35]

Babak Rafati: Nach einem Zweikampf steht Borchers auf und schubst seinen Gegenspieler Michel leicht weg. Dieser macht mehr daraus, als tatsächlich vorliegt, hilft nach und lässt sich sehr theatralisch fallen. Das ist eine Unsportlichkeit von Borchers, aber keinesfalls eine Tätlichkeit, sodass die gelbe Karte vollkommen richtig ist. Das ganze drumherum dauert natürlich zu lange. Hier wäre es besser gewesen, schneller zu entscheiden, damit es nicht so hektisch wird und eine Rudelbildung auslöst.

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Szene 5: Bei einer Ecke klärt Ekin Celebi (Aue) den Ball, der nach Ansicht des Linienrichters allerdings zuvor hinter der Torlinie war. Schiedsrichter Felix Weller entscheidet auf Tor. [TV-Bilder – ab Minute 2:35]

Babak Rafati: Ob der Ball tatsächlich im Tor ist oder nicht, ist zunächst nicht klar erkennbar. Für mich ist der Ball tendenziell mit vollem Umfang hinter der Torlinie. Somit meiner Einschätzung nach eine richtige Entscheidung, auf Tor zu entscheiden. Der zweite Verteidiger, der den Ball nicht erreicht, ist mit seinem rechten gelben Schuh in etwa auf der Torlinie. Der Ball wird aber von einem anderen Verteidiger geklärt, und dessen Fuß, mit dem er den Ball klärt, ist deutlich weiter entfernt von diesem gelben Schuh, sprich dem Fuß des Mitspielers. Somit ist der Ball meiner Einschätzung nach im Tor

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Szene 6: Bei einem Zweikampf mit Franci Bouebari (Essen) im Strafraum ist Paul-Philipp Besong (Ulm) zuletzt am Ball, dennoch gibt Schiedsrichter Patrick Alt Ecke für Ulm, die zum 2:2 führt. [TV-Bilder – ab Minute 3:00]

Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf ist Besong klar zuletzt am Ball, sodass es einen Abstoß hätte geben müssen. Das muss ein Assistent einfach sehen. Womöglich hat er aber die Ausholbewegung von Bouebari mit dem Fuß zum Ball so gewertet, dass er glaubte, gesehen zu haben, dass eben dieser den Ball gespielt hat. Das ist aber nicht der Fall, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt, eine Ecke zu geben, die in der Folge auch noch unglücklicherweise zu einem Tor führt.

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Szene 7: Nach einem weiten Schlag von Keeper Tom Opitz (Havelse) kommt Lorenzo Paldino (Havelse) an den Ball. Aachen reklamiert Abseits, das Spiel läuft weiter. Kurz danach fällt das 1:0. Schiedsrichter Sebastian Hilsberg gibt den Treffer. [TV-Bilder – ab Minute 2:10]

Babak Rafati: Zum Zeitpunkt des weiten Schlags von Keeper Opitz ist nicht erkennbar, ob Paldino im Abseits steht oder nicht. Hier wäre eine andere Kameraperspektive erforderlich, sodass nicht zweifelsfrei beurteilt werden kann, ob der anschließende Treffer regulär ist oder nicht. Der Ball ist einfach schon einige Sekunden unterwegs, als Paldino eingeblendet wird. Dieser Zeitpunkt ist dann nicht mehr maßgeblich für eine Bewertung einer Abseitsposition.

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Szene 8: Der bereits verwarnte Felix Strauss (Regensburg) jubelt provozierend in Richtung der Cottbus-Fans. Schiedsrichter Justin Hasmann ahndet die Szene nicht. [TV-Bilder]

Babak Rafati: Solch eine Provokation vom bereits verwarnten Strauss ist regeltechnisch eine Unsportlichkeit und muss mit der gelben Karte bestraft werden, was in diesem Fall die Ampelkarte für Strauss zur Folge hätte. Die Frage dabei ist nur, ob das jemand im Schiedsrichterteam sieht, denn es könnte sein, dass sich diese Szene abseits des Geschehens abspielt. Wenn es jemand von ihnen gesehen haben sollte, wäre es eine Fehlentscheidung, diese Provokation ungeahndet zu lassen.

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