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·2. Oktober 2025

Strittige Szenen am 9. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Artikelbild:Strittige Szenen am 9. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Die Elfmeter für Köln, die verwehrten Strafstöße für 1860 (3), Aue und Aachen, der nicht gegebene Treffer für 1860, die gelbe Karte gegen Borgmann, das 3:1 für Cottbus, das 3:0 für Essen, der Platzverweis gegen Plume, ein Nachstochern von Sponsel sowie Foulspiele von Dietz und Karademir. Am 9. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de 14 strittige Szenen genauer angeschaut.

Hintergrund: Babak Rafati war viele Jahre Bundesliga- & FIFA-Schiedsrichter. Insgesamt leitete der heute 54-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit-, 13 Drittliga- und zahlreiche internationale Spiele. Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter seit März 2015 jeden Spieltag die strittigen Szenen, die durch die Redaktion im Vorfeld ausgewählt werden. Zudem ist er Kolumnist und TV-Experte für Bundesliga-Spiele. Im Hauptberuf arbeitet Rafati heute als Mentalcoach für Profifußballer und Manager und ist ein viel gefragter Referent in der freien Wirtschaft, unter anderem bei DAX-Unternehmen zum Thema Stressmanagement und Motivation. Mehr Infos unter babak-rafati.de.


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Szene 1: Nach einer Ecke will Schiedsrichter Lukas Benen ein Handspiel von Maximilian Wolfram (1860) erkannt haben und gibt Elfmeter für Köln. [TV-Bilder – ab Minute 0:15]

Babak Rafati: Beim Kopfball des Angreifers geht die Hand von Wolfram zwar nach oben, ob allerdings ein Kontakt mit dem Ball zustandekommt, ist selbst in den Zeitlupen nicht erkennbar. Auch verändert sich die Flugbahn des Balles nicht, sodass für mich kein Handspiel auszumachen ist. Gerade bei Elfmetern sollte immer die jeweilige Situation klar und deutlich sein. Wenn allerdings Zweifel bestehen, sollte man als Schiedsrichter immer weiterspielen lassen. Somit eine Fehlentscheidung, in dieser undurchsichtigen Szene auf Elfmeter zu entscheiden.

Szene 2: Bei einem Zweikampf im Mittelfeld tritt Florian Dietz (Köln) seinem Gegenspieler Kevin Volland (1860) aufs Bein und verletzt ihn dadurch. Benen belässt es bei Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 1:15]

Babak Rafati: Zunächst hält Dietz im Zweikampf seinen Gegenspieler Volland, was man noch mit der gelben Karte ahnden könnte. Anschließend geht Volland zu Boden, und dabei will Dietz den Ball spielen, tritt aber nur mit den Stollen auf das Bein von Volland. In dieser Szene kann man Dietz zwar keine Absicht unterstellen, allerdings nimmt er in Kauf, die Gesundheit des Gegenspielers zu gefährden, was zu allem Überfluss auch noch eintritt. Auch wenn die Aktion unbeabsichtigt ist, ist bei diesem Trefferbild eine rote Karte unausweichlich, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt. Der Schiedsrichter kann diesen Treffer aus seiner (richtigen) Position nicht sehen, aber der Assistent auf der Seite, auf der das Foulspiel passiert, hätte Abhilfe leisten können.

Szene 3: Einen Schuss von Sigurd Haugen (1860) bekommt Christoph Greger (Köln) im Strafraum an den Arm. Kein Elfmeter, sagt Benen. [TV-Bilder – ab Minute 48:35]

Babak Rafati: Greger geht in Stellung, will Gegenspieler Haugen im Strafraum stellen und blockt dabei den Ball. Wäre der Ball an den rechten Arm gegangen, wäre es ein strafbares Handspiel, da dieser Arm weit vom Körper abgespreizt ist. Wenn in diesem Fall aber der Ball an den linken Arm gegangen sein sollte, was im TV-Bild nicht erkennbar ist, dann muss festgehalten werden, dass dieser linke Arm am Körper angelegt ist, sodass keine Ansicht vorliegt und somit ein mögliches Handspiel nicht strafbar wäre. Eine richtige Entscheidung also, weiterspielen zu lassen und keinen Elfmeter zu geben.

Szene 4: Florian Niederlechner (1860) bringt den Ball im Tor unter, wird jedoch zurückgepfiffen. [TV-Bilder – ab Minute 3:10]

Babak Rafati: Der Verteidiger spitzelt den Ball im Zweikampf zum Keeper. Dabei kommt Haugen ins Straucheln und geht zu Boden. Gleichzeitig wehrt der Keeper den Ball ab, der zuvor vom Verteidiger zum Keeper gespielt wurde, und von da aus prallt der Ball an die Hand des Angreifers. Beim Fallen des Stürmers ist der Arm noch in natürlicher Haltung, allerdings nimmt er in der letzten Bewegung den Arm reflexartig nach rechts zu Hilfe und spielt dabei den Ball. Auch, wenn Haugen in dieser Situation offensichtlich keinen Grund hat, den Ball mit dem Arm zu spielen, räumt er den Ball reflexartig weg, um sich womöglich abstützen zu können. Diese Spielweise wird dann zur Absicht, daher liegt eine richtige Entscheidung vor, den anschließenden Treffer von Niederlechner nicht anzuerkennen.

Szene 5: Im Strafraum geht Florian Niederlechner (1860) gegen Tim Kloss (Köln) zu Fall, erneut zeigt Benen nicht auf den Punkt, sondern gibt Stürmerfoul. [TV-Bilder – ab Minute 1:32:15]

Babak Rafati: Es liegt zwar ein Stürmerfoul vor, allerdings gibt es im Zweikampf unmittelbar zuvor ebenso ein Foulspiel von Kloss an Niederlechner, sodass dieses Vergehen hätte geahndet werden müssen, was zu einem Elfmeter geführt hätte. Somit eine Fehlentscheidung, anstatt auf Elfmeter nach dem ersten Vergehen, erst das zweite Vergehen im Anschluss zu ahnden und final auf Stürmerfoul zu entscheiden.

Szene 6: Eine Flanke von Maximilian Wolfram (1860) bekommt Lucas Wolf (Köln) im Strafraum an den Arm, das Spiel läuft weiter. [TV-Bilder – ab Minute 1:55:50]

Babak Rafati: Bei einer Flanke von Wolfram bekommt Wolf den Ball aus kurzer Entfernung an den Bauch und vielleicht kommt es auch zu einer Berührung mit dem Arm. Allerdings sind beide Arme an den Körper angelegt, sodass selbst bei einer möglichen Berührung mit dem Arm kein strafbares Handspiel vorliegen würde. Somit eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen und keinen Elfmeter zu geben.

Szene 7: Nach einem Foul gegen Florian Niederlechner (1860) tritt Meiko Sponsel (Köln) etwas nach. Benen belässt es bei Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 2:00:30]

Babak Rafati: Zunächst einmal hätte es beim Angriff zuvor einen Freistoß für Köln geben müssen, da Leonhard Münst von Simon Voet durch Beinstellen regelwidrig gestoppt und zu Fall gebracht wird. Daher hätte es einen Freistoß sowie die gelbe Karte gegen Voet wegen Unterbindung eines guten Angriffs geben müssen. Somit eine Fehlentscheidung. Anschließend kommt es an der Seitenlinie zu einem Zweikampf, bei dem Sponsel zunächst Niederlechner foult. Anschließend versucht er den Ball zu spielen, obwohl Niederlechner am Boden liegt. Dabei tritt er zum Ball und es entsteht zum Glück für beide kein Tritt in die Beine. Somit liegt keine Tätlichkeit oder Nachtreten vor, vielmehr ein Nachstochern, das zwar nicht sein muss, aber eben auch nur eine gelbe Karte nach sich zieht. Somit eine richtige Entscheidung.

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Szene 8: Nach einer Ecke bekommt Lucas Scepanik (Aachen) den Ball im Wegdrehen nach einem Schuss von Julian Guttau (Aue) an den Arm. Aue reklamiert Elfmeter, Schiedsrichter Kevin Behrens pfeift nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:23:10]

Babak Rafati: Nach einem Schuss von Guttau dreht sich Scepanik mit dem Körper um, bekommt den Ball an den Arm geschossen und blockt damit das Spielgerät. Dabei ist der linke Arm in natürlicher Haltung. Der rechte Arm allerdings ist im Verhältnis zum linken Arm nicht in natürlicher Haltung, vielmehr wird dieser herausgenommen und damit in Kauf genommen, den Ball mit diesem Arm zu blocken. Somit liegt ein absichtliches Handspiel vor, und es hätte einen Elfmeter geben müssen. Dabei ist zu erwähnen, dass es keine Schutzhand gibt. Es gibt lediglich die Ausnahme, dass wenn der Arm direkt vor das Gesicht gehalten wird und auch ohne Arm der Ball zu 100 Prozent nicht am Gesicht vorbeigeflogen wäre, kein strafbares Handspiel vorliegt. In dieser Szene trifft diese Ausnahme aber nicht zu, da die Hand etwas seitlich vom Gesicht ist. Somit eine Fehlentscheidung, diesen fälligen Elfmeter nicht zu geben. Eine gelbe Karte ist aber nicht erforderlich.

Szene 9: Lucas Scepanik (Aachen) dringt in den Strafraum ein und geht gegen Jannic Ehlers (Aue) zu Fall. Kein Elfmeter, entscheidet Behrens. [TV-Bilder – ab Minute 2:05:55]

Babak Rafati: Bei diesem Abwehrversuch im Strafraum von Ehlers an Scepanik ist alles sauber, und es liegt kein Foulspiel vor. Der Angreifer verstolpert selbst ein wenig beim Versuch den Verteidiger auszuspielen. Somit liegt eine richtige Entscheidung vor, aus bester Position zum Geschehen auf Weiterspielen zu entscheiden.

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Szene 10: Nach einem Foulspiel schießt Axel Borgmann (Cottbus) den Ball weg, unterbrochen war die Partie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Dennoch sieht er dafür von Schiedsrichter Timo Gansloweit die gelbe Karte. [TV-Bilder – ab Minute 1:01:15]

Babak Rafati: Es scheint so, dass der Schiedsrichter das Spiel wegen eines Foulspiels bereits unterbrochen hatte. Dennoch ist die Aktion von Borgmann direkt im Anschluss kein klassisches Ballwegschießen im Sinne der Regel, vielmehr ist er noch in der Aktion und hört womöglich den Pfiff des Schiedsrichters erst gar nicht. In dieser Situation will keiner die gelbe Karte, sodass es hier besser wäre, keine Karte zu zeigen. Das hat der Schiedsrichter zwar womöglich anders gesehen, dennoch ist es eine Fehleinschätzung beziehungsweise eine Fehlentscheidung.

Szene 11: Viktor Bergh (Rostock) geht an der Seitenlinie gegen Justin Butler (Cottbus) zu Fall. Das Spiel läuft weiter, und aus dem Angriff fällt das 3:1. [TV-Bilder – ab Minute 3:45]

Babak Rafati: An der Seitenlinie blockt Butler den Ball in korrekter Weise. Bergh kommt angelaufen, prallt selbstverschuldet gegen seinen Gegenspieler und kommt anschließend zu Fall. Somit liegt kein Foulspiel vor. Daher eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen und den anschließenden Treffer anzuerkennen.

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Szene 12: Yigit Karademir (Osnabrück) bringt Noel Eichinger (Regensburg) zu Fall und ist dabei letzter Mann. Der Schiedsrichter belässt es bei Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 0:20]

Babak Rafati: Zum Zeitpunkt des Foulspiels von Karademir an Eichinger ist ein weiterer Verteidiger (Jannik Müller) in der Mitte. Die entscheidende Frage ist nunmehr, ob dieser noch eingreifen kann. Es gibt Argumente dafür und dagegen, somit ein Grenzfall. Für mich kann Müller zumindest von der Seite etwas stören, sodass regeltechnisch keine glasklare Torchance mehr vorliegt. Daher ist die gelbe Karte für mich die bessere und richtige Entscheidung.

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Szene 13: Aus dem Mittelfeld wird Ramien Safi von Ahmet Arslan in Szene gesetzt und trifft zum 3:0. Hoffenheim reklamiert Abseits, der Treffer zählt. [TV-Bilder – ab Minute 2:10]

Babak Rafati: Zum Zeitpunkt des Zuspiels von Arslan auf Mitspieler Safi steht dieser knapp in der gegnerischen Hälfte im Abseits, sodass der anschließende Treffer, der aus diesem Angriff resultiert, nicht hätte zählen dürfen. Eine Fehlentscheidung, diesen Treffer dennoch anzuerkennen.

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Szene 14: Im Zweikampf gegen Nicklas Shipnoski (Mannheim) schlägt Noah Plume (Havelse) mit dem Ellenbogen nach hinten und trifft Shipnoski. Schiedsrichter Assad Nouhoum belässt es bei Gelb, was zu Gelb-Rot führt. [TV-Bilder – ab Minute 4:20]

Babak Rafati: Nach einer Flanke holt der bereits verwarnte Plume aus, gibt seinem Gegenspieler Shipnoski mit dem Ellenbogen kurz und ansatzlos einen mit und trifft den Verteidiger an der Brust. Das ist kein Schlag oder eine Tätlichkeit, vielmehr eine rücksichtslose Spielweise, die eine gelbe Karte nach sich zieht. Auch die Intensität spielt eine Rolle. Wäre das Ausholen intensiver gewesen, wäre es ein Schlag geworden, was dann die rote Karte unumgänglich gemacht hätte. Somit ist die gelb-rote Karte eine richtige Entscheidung.

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