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·20. März 2025
Strujić im Interview: "Haben nicht irgendwen besiegt"

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·20. März 2025
Die Besonnenheit und Ruhe, die Aufsteiger Alemannia Aachen bisher stets vor dem Fall in die Abstiegszone bewahrt haben, verkörpert Saša Strujić wohl am allermeisten. Im Interview mit liga3-online.de spricht der 33-Jährige über das Momentum im Abstiegskampf sowie seine Rolle als Aushilfs-Torjäger.
liga3-online.de: Nach zwei Siegen am Stück kletterte die Alemannia auf Rang zwölf, in der Formtabelle (sieben Punkte) steht sogar eine Top 10-Platzierung. Worauf gucken Sie derzeit lieber, Herr Strujic?
Saša Strujić: Auf die Tabelle, die am Ende auch über Abstieg und Klassenerhalt entscheidet. Der Rest ist ein positiver Nebeneffekt. Viel wichtiger als Mannschaft ist dagegen die Gewissheit, dass wir in bestimmten Phasen der Saison zwar nahe am Strich zur Abstiegszone waren, aber eben nie darunter gefallen sind. Das wirkt mir manchmal zu Selbstverständlich für einen Aufsteiger, der elf Regionalliga-Jahre hinter sich hat.
Wie groß ist die Gefahr, dass die anstehende Länderspielpause das mühsam aufgebaute Momentum wieder ins Wanken bringt?
Da bin ich eher entspannt. Wir müssen einfach andersherum denken, die Gefühle und Bilder im Kopf halten. Immerhin haben wir nicht irgendwen besiegt, sondern zwei ambitionierte Teams (Rostock, Ingolstadt; d. Red.) aus dem oberen Drittel. Wenn wir es schaffen, den Tivoli öfter so anzuzünden wie im Rostock-Spiel, brauchen wir uns vor keinem Gegner in den nächsten Wochen zu verstecken.
Dennoch sind Sie abstiegstechnisch ein gebranntes Aachener Kind. Stichworte: Saison 2012/13, finanzielles Chaos und Platz 20!
Ganz aus dem Kopf verbannen lässt sich das nicht, wobei die Vorzeichen damals auch gänzlich anders waren. Der Klub kam aus der 2. Liga runter, hatte dann den typischen Umbruch eines Absteigers – und gefühlt noch einen zweiten während der Winterpause. Die Qualität und der Zusammenhalt unseres Kaders heute sind auf einem anderen Level.
Ihre große Verbundenheit zum Klub und der Region zeigte sich auch darin, dass Sie ihren Wohnsitz während der Zeit beim TSV Steinbach Haiger (2015 – 2023) beibehalten haben. Warum liegt Ihnen die Alemannia so am Herzen?
Ich bin ein Flüchtlingskind, das sich hier vom ersten Moment akzeptiert und herzlich aufgenommen gefühlt hat. Abgesehen von der einen Saison in der U23 des VfL Wolfsburg war Aachen immer meine Heimat. Ich brauche diese Nähe zum Tivoli – egal ob früher als Balljunge zu Bundesliga-Zeiten im alten Stadion oder jetzt mit 33 Jahren.
Wie möchten Sie am Tivoli in Erinnerung bleiben, wenn die Karriere eines Tages vorbei sein wird?
Möglichst als Junge, der hier groß geworden ist und bei der Rückkehr zum Teil einer ganz besonderen Aachener Mannschaft wurde.
Oder aus aktuellem Anlass: Strujic, der Aushilfs-Torjäger mit der linken Klebe?
Wenn ich irgendwelche Überschriften mit "Torjäger" und meinem Namen lese, muss ich meist schmunzeln. Über die Jahre habe ich meine Rolle auf der linken Außenbahn stetig offensiver interpretiert, aber meine fußballerischen Kernkompetenzen bleiben andere. Daher bin ich weit davon entfernt, einem unserer Stürmer den Platz streitig zu machen.
Wackelt wiederum Ihr eigener Stammplatz, nachdem Sie im Zuge einer System-Anpassung zweimal von der Bank gekommen sind?
Es wird immer Partien geben, in denen du dich dem Mannschaftserfolg unterordnen musst. Im Ingolstadt-Spiel komme ich rein und treffe elf, zwölf Minuten später zum 3:0 – es gibt schlechtere "Joker", die du als Trainer ziehen kannst (lächelt).
Ihr Verhältnis zu Coach Heiner Backhaus gilt als sehr eng. Suchen Sie in der Länderspielpause mal das persönliche Gespräch?
Nein, das steht nicht auf dem Plan. Diese Woche sollen alle mal die Köpfe frei bekommen und Kraft für den Endspurt tanken. Der Trainer weiß, dass er für den Klassenerhalt auf mich zählen kann.