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·11. Dezember 2025
Tatjana Haenni bei RB Leipzig: Ein Signal, das überfällig war

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·11. Dezember 2025

RB Leipzig hat Tatjana Haenni zur neuen CEO berufen. Die Schweizerin wird ab Januar die Geschäftsführung leiten und ist damit die erste Frau, die einen Verein im deutschen Profifußball führt. Das ist bemerkenswert. Nicht weil es eine Sensation wäre, sondern weil es so lange gedauert hat.
Der deutsche Fußball feiert sich gern für seine wirtschaftliche Stärke, seine vollen Stadien, seine internationale Strahlkraft. Doch in den Führungsetagen herrschte bis heute eine bemerkenswerte Monokultur. Männer unter sich, Jahrzehnt für Jahrzehnt. Dass ausgerechnet RB Leipzig diese Mauer durchbricht, passt ins Bild eines Klubs, der sich nie um Konventionen geschert hat. Ob das nun gefällt oder nicht.
Haenni bringt einen Lebenslauf mit, der für sich spricht. Als Spielerin absolvierte sie 23 Länderspiele für die Schweizer Nationalmannschaft. Danach arbeitete sie für die UEFA, die FIFA und den Schweizerischen Fußballverband. Zuletzt war sie als Chief Sporting Director für die amerikanische Frauen-Profiliga NWSL tätig. Das ist keine Quotenbesetzung, das ist eine Personalentscheidung auf Basis von Kompetenz.
Oliver Mintzlaff, der nach seinem Abgang aus dem operativen Geschäft in die Red-Bull-Geschäftsführung aufstieg und nun als Aufsichtsratsvorsitzender des eingetragenen Vereins fungiert, sprach von Expertise, Führungsstärke und strategischem Denken. Er erhofft sich frische Impulse. Das klingt nach den üblichen Phrasen, die bei solchen Anlässen fallen. Doch dahinter steckt eine nüchterne Erkenntnis: RB Leipzig braucht neue Ideen.
Die Position war seit Mintzlaffs Weggang im November 2022 vakant. Mehr als zwei Jahre ohne CEO an der Spitze, das ist für einen Klub mit den Ambitionen von RB Leipzig eine lange Zeit. Die Geschäftsführung mit Johann Plenge, Florian Hopp und Marcel Schäfer hat den Laden am Laufen gehalten. Doch eine strategische Klammer fehlte.
Haenni wird diese Rolle übernehmen müssen. Sie wird Strukturen hinterfragen, Prozesse optimieren, den Klub für die steigenden Anforderungen des modernen Fußballgeschäfts rüsten. Ob ihr das gelingt, wird sich zeigen. Die Erwartungen sind hoch, die Fallhöhe ebenfalls.
Was bleibt, ist die Symbolkraft dieser Entscheidung. Der deutsche Profifußball hat seine erste weibliche Klubchefin. Das sollte keine Schlagzeile wert sein, ist es aber. Weil der Sport so lange gebraucht hat, um an diesem Punkt anzukommen. Weil es immer noch Menschen gibt, die bezweifeln, ob Frauen einen Fußballverein führen können.
Tatjana Haenni wird diese Frage nicht beantworten müssen. Sie wird einfach ihren Job machen. Und wenn sie ihn gut macht, wird irgendwann niemand mehr fragen, ob eine Frau das kann. Sondern nur noch, ob sie es gut macht. Das wäre dann echter Fortschritt.









































