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Simon Schmidt·12. November 2024
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Simon Schmidt·12. November 2024
Er war ein Kopfballungeheuer, hatte einen guten Abschluss mit seinem starken, aber auch mit seinem schwächeren linken Fuß und stand oft goldrichtig. Kevin Kurányi war ein echter Strafraumstürmer und dazu auch neben dem Platz ein Sympathieträger. Sein Bart war ist legendär, genauso wie die Nutella-Werbungen mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft oder seine Interviews, inklusive seines sympathischen Lispelns.
Der ehemalige deutsche Nationalspieler, dessen Zeit beim DFB abrupt endete, war eine treue Seele und wurde so überall, wo er spielte, zum Fanliebling. Kevin Kurányi wechselte insgesamt nur vier Mal den Verein, das allerdings zu Unzeiten, weswegen er in seiner Karriere nie einen Titel holte.
Kevin Dennis Kurányi Rodríguez ist als Sohn eines Deutschen und einer Panamaerin in Rio de Janeiro geboren und in Petrópolis, einer Stadt im Bundesstaat Rio de Janeiro, aufgewachsen. In Petrópolis und auch einige Jahre in Panama, lernte der spätere Stürmer das Fußballspielen, so richtig begonnen hat die Karriere des Kevin Kurányi aber beim VfB Stuttgart.
📸 Sandra Behne - Bongarts
Hier wurde Kurányi Deutscher Meister in der B-Jugend und Pokalsieger in der A-Jugend. Es sollten allerdings seine letzten Titel bleiben. In seiner Zeit beim VfB Stuttgart war Kurányi Teil der Generation der "Jungen Wilden" und mischte dort unter Felix Magath auch in der Champions League auf. Beim 2:1-Heimsieg des VfB in der CL-Vorrunde 2003 gegen die Weltauswahl von Manchester United erzielte Kurányi einen Treffer. In dieser Zeit wurde er auch zum Nationalspieler.
Seine Trefferquote in der Nationalmannschaft konnte sich auch absolut sehen lassen, Kurányi traf in 55 Spielen 19 Mal. Insgesamt dürfte der Stürmer aber unzufrieden auf seine DFB-Karriere zurückblicken. Von Jürgen Klinsmann wurde er nicht für die Heim-WM 2006 nominiert, seine Nationalmannschaftskarriere zerstörte der in Rio geborene Deutsche selbst. Weil Joachim Löw Kurányi 2008 nicht für den 18-Mann-Kader im Länderspiel gegen Russland berücksichtigte, verließ er noch in der Halbzeit beleidigt das Stadion. Löw lud ihn daraufhin nicht mehr ein.
Als Kurányi sein Karriereende bekanntgab, schrieb er scherzhaft: "Ein paar wertvolle Tipps hätte ich für junge Fußballer auf Lager. Zum Beispiel bei Länderspielen bis auf den Schlusspfiff warten, bevor man das Stadion verlässt." Vielen DFB-Fans dürfte der authentische Stürmer auch wegen der legendären Nutella-Werbungen in Erinnerung bleiben, in denen Kurányi quasi immer eine Hauptrolle sicher hatte.
Es war aber nicht das einzige Mal, dass Kevin Kurányi Pech am Fußballschlappen haben sollte. Schon vor seiner DFB-Ausbootung war der heute 42-Jährige nicht vom Glück verfolgt. Im Sommer 2005 wechselte er von seinem Heimatklub Stuttgart zum FC Schalke. In der Saison 2006/07 wurde dann aber der VfB Stuttgart Deutscher Meister. Die Schwaben schnappten S04 im Saisonendspurt noch den Titel vor der Nase weg, Kurányi ging leer aus.
Auch später erinnert sich trotzdem gerne an seine Zeit auf Schalke zurück: "Die schönsten Erinnerungen eines Schalkers sind immer erfolgreiche Derbys. Ich erinnere mich noch sehr gut an mein zweites Bundesliga-Spiel für Schalke. Wir haben in Dortmund 2:1 gewonnen und ich habe beide Tore gemacht", erklärte Kuranyi gegenüber der `WAZ´. Ein Titel sollte mit Königsblau allerdings nicht mehr hinzukommen, es folgte im Sommer 2010 der Wechsel in die russische Premier Liga zu Dynamo Moskau.
Auch hier fasste Kurányi schnell Fuß und war beliebt, wurde von den Fans so zum Spieler der Saison 2010 gewählt. Ein Blick nach Deutschland dürfte der Multi-Nationale allerdings nur mit einem weinenden Auge gemacht haben. In der ersten Saison ohne ihn gewann der FC Schalke den DFB-Pokal. Kurányi selbst ging vier weitere Jahre für Moskau auf Torejagd, kam in der Liga aber nicht über Platz vier hinaus und verlor 2012 auch noch das Pokalfinale gegen Rubin Kasan. Ein Intermezzo bei der TSG Hoffenheim war die letzte Station des Offensivspielers, der 2017 seine Karriere beendete.
Trotz seiner Titellosigkeit darf Kevin Kurányi auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. In 275 Bundesligaspielen schoss Kurányi 111 Tore, auch in Russland traf er in 123 Spielen 50 Mal. In einem `Spiegel´-Interview zeigte sich der Stürmer zudem mit sich im Reinen. "Es gab zwar verschiedene Angebote, über die ich nachgedacht habe. Zum Beispiel aus Brasilien, meinem Geburtsland. Am Ende des Tages habe ich mich aber für die Familie entschieden. Und für meine Heimat Stuttgart. Ich hatte eine gute Karriere." Eine lustige Pointe setzte der humorvolle Stürmer in seinem Karriere-Abschiedsbrief: "Der Blinde hört endlich auf." Dabei war er so blind ja gar nicht, sondern einfach nur zur falschen Zeit am richtigen Ort.
📸 Christof Koepsel - 2010 Getty Images