REAL TOTAL
·3. November 2025
Trents emotionale Heimkehr – nur als Ersatz?

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Nur fünf Monate nach dem Abschied aus Liverpool kehrt Trent Alexander-Arnold in seine Heimatstadt zurück – Fotos: Getty Images
Fast zwanzig Jahre hat er den Traum eines jeden fußballverrückten Jungen auf dieser Welt gelebt. Ein Leben lang in seiner Stadt, bei seinem Klub, einem der größten der Welt, und das noch enorm erfolgreich. Ein Leben lang? In diesem Fall nicht ganz. Trent Alexander-Arnold wurde in Liverpool geboren, im Alter von gerade einmal sechs Jahren hatte er sich der Jugendakademie des Liverpool Football Club angeschlossen und mit 18 feierte er sein Profidebüt bei den Reds. Bei jenem Klub, der die nordenglische Stadt wohl noch mehr symbolisiert als die Beatles. Und dann wurde Trent selbst zu einem Symbol, zu einer prägenden Figur einer der erfolgreichsten und emotionalsten Epochen in der Geschichte des englischen Rekordmeisters – der Klopp-Ära. Unter dem deutschen Coach spielte der Rechtsverteidiger seit seinem Debüt für die erste Mannschaft 2016 bis zum Ende der Saison 2023/24, als Klopp freiwillig seinen Rücktritt verkündete.
Trent 2004 als sechsjähriger Jugendspieler des FC Liverpool und 15 jahre später als CL-Sieger – Fotos: Getty Images
Mit 18 Jahren debütiert, mit 20 im Champions-League-Finale, mit 21 die Königsklasse gewonnen und mit 22 einer der Helden der ersten englischen Meisterschaft der Reds nach 30 Jahren – jene Klopp-Jahre verliefen wie im Rausch. Doch als der Meistertrainer, für Trent eine Art Vaterfigur, ging, schien auch für das LFC-Kid eine Ära zu Ende zu gehen. Zwar gewann der englische Nationalspieler in seiner letzten Spielzeit unter Neu-Coach Arne Slot noch einmal die Premiere League, spielte jedoch weit unter seinem vorherigen Niveau, verlor sogar zwischenzeitlich seinen Stammplatz. Und irgendwann im Laufe dieser letzten Saison 2024/25 entschied der heute 27-Jährige: nicht ein Leben lang!
Als Alexander-Arnold am 5. Mai 2025 offiziell verkündet hatte, den FC Liverpool nach 20 Jahren zu verlassen, waren bereits seit mindestens sechs Monaten Gerüchte über einen Wechsel zu Real Madrid fast alltäglich medial im Umlauf, sodass es keine wirklichen Zweifel darüber gegeben hatte, wohin es den Rechtsfuß ab Sommer ziehen wird. Und das nahmen ihm die Fans der Reds übel, sehr übel. Wochenlang wurde der jahrelange Liebling im Frühjahr über diverse soziale Netzwerke, aber auch in Anfield von den Anhängern angefeindet und ausgepfiffen. Ausgerechnet zu Real Madrid, jenem Klub, der Liverpool und Trent so häufig wehgetan hat, so oft Träume hat platzen lassen – in erster Linie in den beiden CL-Endspielen 2018 und 2022. Ohne Real Madrid wäre die Klopp-Ära, wäre die Trent-Ära noch größer gewesen.
Die allgemeine Hysterie um TAA beruhigte sich erst kurz vor dem letzten Auftritt für seinen Klub am letzten Spieltag, und dabei spielte Jürgen Klopp keine geringe Rolle. Bei einer Benefizveranstaltung des Klubs im Mai äußerte die deutsche Vereinsikone seinen Unmut über das Verhalten der Fans und appellierte: „Ich sage nicht, dass ihr nicht wütend oder enttäuscht sein dürft, aber ich sage, dass ihr nicht vergessen solltet. Dieser Verein vergisst nicht, das sind nicht wir. Ich habe das Spiel gesehen und die Pfiffe gehört. Ehrlich: Ich hätte in diesem Moment nicht enttäuschter sein können.“ Klopps Worte verfehlten nicht ihre Wirkung und das Eigengewächs wurde bei der letzten Partie versöhnlich und freundlich verabschiedet. Am Ende flossen viele Trönen – vor allem bei Trent selbst.
Trent für Real
Beim Champions-League-Rekordsieger, der Liverpool im Sommer kolportierte zehn Millionen Euro nur dafür überwiesen hatte, damit Alexander-Arnold bereits bei der FIFA Klub-WM das weiße Trikot tragen kann, fügte sich der Rechtsverteidiger vor allem beim Turnier in den USA recht schnell und gut ein. Einige Male konnte der Brite mehr als nur andeuten, wieviel er vor allem im Spiel nach vorne unter Real Madrids neuem Trainer Xabi Alonso beitragen kann. Als dann die Saison im August begann, führte der Coach der Königlichen auf der Position des Rechtsverteidigers eine Art Job-Sharing zwischen dem Neuzugang und dem wieder fit gewordenen Kapitän Daniel Carvajal ein, was ebenfalls recht ordentlich funktionierte. Doch dann bremste Trent in seinem ersten Champions-League-Auftritt für Real eine Verletzung aus: Im Heimspiel gegen Olympique Marseille am 16. September musste der frühere Liverpool-Liebling bereits nach fünf Minuten wegen einer Oberschenkelverletzung ausgewechselt werden, die ihn anschließend wochenlang außer Gefecht setzte. Um dann doch rechtzeitig fit zu werden. Rechtzeitig zur großen emotionalen Rückkehr nach Hause.
Als Ende August die Paarungen der Ligaphase der Champions League ausgelost wurden, war es vermutlich ein Streich des Schicksals, dass Trent Alexander-Arnold mit seinem neuen Klub am vierten Spieltag (5. November, 21 Uhr) ausgerechnet zu seiner alten Liebe reisen muss. Oder darf. Fakt ist: Wenn Real am Dienstag an der Anfield Road aufläuft, ist das für einen Blanco ein noch viel bedeutenderes Spiel als für alle anderen. TAA kommt nach Hause. Ob er auch auflaufen wird, ist jedoch ziemlich fraglich, denn trotz des erneuten Ausfalls von Carvajal und der Tatsache, dass Alexander-Arnold fit und bereit ist, spricht derzeit viel dafür, dass Xabi Alonso wie schon in den letzten Spielen auf Federico Valverde als Rechtsverteidiger setzen wird, und der Rückkehrer zunächst nur auf der Bank in seinem alten Wohnzimmer nehmen wird. Zu gut hat es Valverde zuletzt gemacht und zu wichtig ist das Spiel, als dass Reals Trainer den Briten, der seit über sechs Wochen ohne Spielpraxis ist, ausgerechnet in Liverpool ins kalte Wasser werfen würde.
Trent bei Liverpool (2006-2025)
Und dann wäre da auch noch die Gefühlsebene, die nicht zu verachten ist. Für Trent wird es eine emotionale Ausnahmesituation sondergleichen werden – er kehrt nur wenige Monate nach dem so schwierigen und komplexen Abschied in die Stadt und das Stadion zurück, in denen er buchstäblich sein ganzes bisheriges Leben verbracht hatte. Vor dem Wiedersehen mit der alten Liebe hat der 27-Jährige mit dem TV-Sender Amazon Prime über seine Erwartungen und Gefühle gesprochen: „Wie ich empfangen werde, ist die Entscheidung der Fans. Ich werde den Verein immer lieben, ich werde immer ein Fan des Vereins bleiben. Ich werde immer dankbar sein für die Chancen und die Dinge, die wir gemeinsam erreicht haben – sie werden mich mein Leben lang begleiten. Egal was passiert, meine Gefühle gegenüber Liverpool werden sich nicht ändern. Ich habe dort Erinnerungen, die mich ein Leben lang begleiten werden, und egal, wie ich empfangen werde, wird sich daran niemals etwas ändern“, verdeutlichte der Verteidiger, wie emotional schwierig die Reise in die Heimat werden könnte. Und wer weiß, womöglich will es das Schicksal doch, dass Trent Alexander-Arnold als direkter Akteur dazu beiträgt, dass Real Madrid seiner großen Liebe wehtut. Wieder einmal.
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