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Justus Pludra·4. Oktober 2025
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Justus Pludra·4. Oktober 2025
„Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“ Ein Zitat das mit Jürgen Wegmann von einem Ex-Bundesliga-Stürmer stammt und schon ein paar Jahrzehnte als ist. Gesagt haben könnte es aber auch ein aktueller Profi, der für das Verhindern von Toren bezahlt wird. Viel zu lachen gab es für ihn auf der Arbeit zuletzt allerdings nicht. Das dürfte auch seine Chefs zeitnah unruhig machen.
Einen Namen machte sich Kauã Santos vor ziemlich genau einem Jahr. Im Hexenkessel von Besiktas Istanbul wehrte der junge Keeper zunächst beim Stand von 0:0 einen Elfmeter ab und stellte auch anschließend mit mehreren spektakulären Paraden sicher, dass seine Frankfurter Eintracht einen 3:1-Sieg aus der Türkei entführen konnte.
Nur sechs Tage später verlängerte die SGE mit dem designierten Nachfolger von Kevin Trapp deshalb schnell den Vertrag bis Juni 2030. Als der Ex-DFB-Torwart im Frühjahr erneut verletzt ausfiel, lieferte sein Konkurrent wieder ab und verdammte Trapp auch nach dessen Genesung zum zuschauen - vorerst.
Denn im Rückspiel des EL-Viertelfinals gegen Tottenham riss das Kreuzband von Kauã Santos und ein Masterplan in der Chefetage. Dort war bis dahin die Zukunftsmusik der kleinsten Violine der Welt schon deutlich zu hören. Der 1,97-Meter-Hüne von der Copacabana war auch dem besten Weg der nächste SGE-Exportschlager zu werden.
📸 KIRILL KUDRYAVTSEV - AFP or licensors
Noch kurz zuvor hatte die 'Bild' berichtet, dass die Adler mindestens 60 Millionen Euro für ihr Torwart-Juwel haben wollen. Für diese Position ist das (noch) ein stolzer Preis. Nur für Kepa (80 Mio.) und Alisson (72,5 Mio.) wurde jemals mehr bezahlt. Investiert wurden in Hessen anno 2023 dafür läppische 1,6 Millionen Euro. Frei nach dem Erfolgsrezept von Manager Markus Krösche wurde im Winter 2024 deshalb angeblich das erstbeste Angebot, in dem Fall von Manchester United, für den Shootingstar abgelehnt.
Der sollte lieber noch eine Weile durch das Auktionshaus Deutsche-Bank-Park fliegen und dann an den Höchstbietenden abgeben werden. Konkurrenz belebt dabei ebenso das Geschäft, wie die fehlende Handlungsnot der Frankfurter. Kauã Santos besitzt schließlich noch einen langfristigen Kontrakt.
Länger hat ein Sportler für gewöhnlich allerdings auch etwas von einem Kreuzbandriss, sechs bis zwölf Monate Regenerationszeit sollten da schon eingerechnet werden. Zumindest wenn die schwere Verletzung operativ behandelt wird. Nach eingehenden Untersuchungen wurde in Frankfurt deshalb die Möglichkeit geprüft, Kauã Santos mit einer intensiven Reha ohne OP schneller wieder fit zu bekommen.
Über zwei Ecken holten sich die Frankfurter deshalb auch die Meinung von einem portugiesischen Experten ein, der eng mit Cristiano Ronaldo zusammenarbeitet. Der nickte die ungewöhnliche Idee ab und siehe da: Nur 151 Tage nach der Verletzung stand Kauã Santos wieder auf dem Platz.
In der Zwischenzeit hatte sich darüber hinaus die Konkurrenzsituation am Main entspannt. Trapp erkannte im Sommer die Zeichen der Zeit und seilte sich erneut nach Paris ab. Der neu verpflichtete Michael Zetterer kam unter der Prämisse aus Bremen sich im Zweifel hinter dem talentierten Kollegen anstellen zu müssen.
Der ungeplante Extrapunkt im Masterplan schien ein Feature und kein Fehler zu sein, als Kauã Santos am vierten Spieltag gegen Union Berlin sein Comeback zwischen den Pfosten feierte. Die Partystimmung war allerdings schnell verflogen. Gegen die Berliner setzte es vier Gegentore, eine Woche später gegen Gladbach auch und in der Champions League musste der 22-Jährige zuletzt sogar gleich fünf Mal hinter sich greifen.
Viel persönliche Schuld traf den Schlussmann dabei nie. Doch auch der spendierfreudigste PL-Klub wird einen Igel in der Tasche haben, wenn er sieht dass der potenzielle Neuzugang sich momentan im Schnitt über vier Gegentore pro Partie fängt. (Un-)Passenderweise wartet als Gegner heute der FC Bayern München, die in der Liga bisher gut vier Tore pro Spiel schießen.
Besonders in der Bankenstadt ist den Verantwortlichen natürlich bekannt, dass die Kurse bei Spekulationsobjekten auch mal fallen. Der so schön geschmiedete Plan - Stand heute - geht aber so richtig in die Hose. Wie schnell sich so ein Stand ändern kann, wissen sie in Frankfurt allerdings spätestens seit Niko Kovac.
📸 OSCAR DEL POZO - AFP or licensors