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·28. Dezember 2025
Türkischer Fußball braucht mehr als Härte: Das System hat mit diesem Wettskandal versagt

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·28. Dezember 2025

Der türkische Fußball versinkt im Sumpf. 29 Haftbefehle, 24 Personen in Polizeigewahrsam, prominente Namen auf der Liste der Verdächtigen – was sich derzeit in der Türkei abspielt, ist keine Randnotiz mehr. Es ist ein Erdbeben, das die Grundfesten einer der leidenschaftlichsten Fußballnationen Europas erschüttert.
Die Dimension dieser dritten großen Razzia im laufenden Ermittlungsverfahren lässt sich kaum überschätzen. 14 aktive Spieler stehen im Verdacht, auf Spiele gewettet und Ergebnisse manipuliert zu haben. Dazu ein ehemaliger Funktionär von Galatasaray Istanbul, einem der größten Traditionsklubs des Landes. Wenn selbst die Spitze des türkischen Vereinsfußballs in den Fokus der Ermittler gerät, dann hat das System versagt.
Besonders brisant: Unter den Festgenommenen befindet sich Erden Timur, der frühere Präsident von Galatasaray. Dazu der Vizepräsident des Erstligisten Eyüpspor und sogar ein Vertreter des türkischen Fußballverbands TFF. Die Korruption hat offenbar alle Ebenen durchdrungen – vom Spielfeld über die Vereinsführungen bis hinein in die Verbandszentrale. Das ist kein Einzelfall, das ist ein Strukturproblem.
Die Staatsanwaltschaft spricht von verdächtigen Geldflüssen auf Bankkonten, die auf illegale Wettgeschäfte hindeuten. Sechs Verdächtige sollen konkret das Ergebnis der Partie Kasimpasa gegen Samsunspor im Oktober 2024 beeinflusst haben. Spieler, die auf den Sieg des Gegners ihrer eigenen Mannschaft setzen – es gibt kaum einen größeren Verrat am Sport und an den eigenen Fans.
Die TFF hat reagiert, das muss man anerkennen. Rund 150 Schiedsrichter wurden wegen Wettverstößen suspendiert und dauerhaft aus dem Verkehr gezogen. 25 Profis aus der Süper Lig erhielten Sperren, dazu fast 1000 Spieler aus den unteren Ligen. Bereits Anfang November wurden sechs Schiedsrichter und der Präsident von Eyüpspor inhaftiert. Die Zahlen sind erschreckend – und sie zeigen zugleich, dass die Behörden diesmal nicht wegschauen wollen.
Doch Härte allein wird nicht reichen. Der türkische Fußball braucht einen kulturellen Wandel. Die Verflechtungen zwischen Wettanbietern, Funktionären und Spielern müssen aufgebrochen werden. Transparenz bei Finanzen, unabhängige Kontrollinstanzen, konsequente Strafverfolgung – ohne diese Maßnahmen wird sich der Kreislauf wiederholen.
Die Türkei hat eine der enthusiastischsten Fankulturen der Welt. Diese Fans verdienen einen sauberen Wettbewerb. Was sie derzeit erleben, ist das Gegenteil: ein Sport, der von innen heraus ausgehöhlt wird. Die Ermittlungen laufen seit Monaten, und ein Ende ist nicht absehbar. Das ist die bittere Wahrheit.









































