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·20. November 2025

Unser WM-Kader: Ohne engagierte Amateurvereine nicht denkbar

Artikelbild:Unser WM-Kader: Ohne engagierte Amateurvereine nicht denkbar

Bösingen, Brauweiler und Bad Krözingen fahren zur WM nach Kanada, Mexiko und in die USA. Sie gehören zu den aktuellen Top 11 des Amateurfußballs – genau wie Olching, Woltmershausen, Tudorf, Mühlenberg, Kümmersbruck, Forstenried, Schnaittach und Bierstadt. Nie gehört? Spieler der Nationalelf haben dort ihre ersten Schritte gemacht haben, lange bevor sie gegen die Slowakei im Kader standen.

Natürlich bekam später jeder von ihnen den Feinschliff an anderen Orten. Aber entscheidend war zunächst, die Freude am Fußball zu entwickeln und zu behalten. Wer – wie ich – viele Jahre die Jugendarbeit begleitet, erlebt unzählige Talente. „Wenn der kein Profi wird, dann niemand!“ Diesen Satz hören wir oft. Und am Ende kommt es doch ganz anders.


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Warum Talent allein nicht reicht und Vereine mehr brauchen

Denn selbst hochbegabte Spieler stoßen auf Hindernisse. Schlechte Jugendarbeit gehört zu den größten: Trainer, die nicht altersgerecht arbeiten, nur auf Ergebnis spielen oder Kinder so überfordern, dass sie nach wenigen Jahren aufgeben. Wir wissen nicht, wie viele potenzielle Profis wir schon vor dem 10. Lebensjahr verloren haben. Aber wir ahnen: Es dürften viele sein.

In Ballungsräumen fehlen häufig Plätze – Talente finden gar keinen Verein. Einige wechseln die Sportart und werden dort erfolgreich, aber längst nicht alle. Auch Eltern spielen eine große Rolle: Manche sind übermäßig ehrgeizig, andere haben aufgrund von Arbeit oder mehreren Kindern kaum Zeit, sich einzubringen – vor allem die vielen allein Erziehenden.

Hinzu kommt das Thema Geld. Trainer merken schnell, wenn ein Kind in zu kleinen Schuhen spielt, ohne Frühstück zum Spiel kommt oder im Winter friert. Doch Hilfsfonds oder solidarische Gemeinschaftstöpfe gibt es noch viel zu selten. Dabei sollte Fußball allen Kindern offenstehen. Von Verbandsfunktionären hört man dazu allerdings selten Initiativen.

Ein Appell für Solidarität, Elternarbeit und echte Förderung

Der Fußball rühmt sich seiner einfachen, niederschwelligen Wurzeln – die Realität sieht für viele Kinder aus armen Familien anders aus. Deshalb plädiere ich für mehr Solidarität in Vereinen. Jugendleitungen sollten Eltern vermitteln, wie wertvoll Gemeinschaft auf Augenhöhe ist. Bevor Eltern nichtsnutzig am Trainingsplatz herumstehen, könnten die verschiedenen Teams sich gegenseitig unterstützen – etwa mit Nachhilfe. Noch immer müssen Kinder pausieren, weil ihre Noten schlecht sind. Wir wissen alle, das ist falsch, denn sportliche Betätigung hilft beim Lernen. Gemeinsam könnten wir verhindern, dass solche Maßnahmen nötig werden.

Natürlich muss das organisiert werden. Doch hier könnte aktive Elternarbeit ansetzen. Nicht jede Mutter, jeder Vater ist fürs Training geeignet, aber viele können organisieren, in Mathe, Geografie oder Englisch helfen. Meine Kollegin Susanne Amar schreibt seit Jahren über Elternarbeit im Fußball – die Themen gehen ihr nicht aus.

Ob aus einem Kind später ein Profi oder gar Nationalspieler wird, weiß niemand. Gerade deshalb könnten wir in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung ein Zeichen setzen für:

  • mehr Mitmenschlichkeit
  • mehr Verantwortungsbereitschaft
  • ein solidarisches Zusammenleben
  • unsere Zukunft: Kinder und Jugendliche

Manche halten mich für einen Fußballromantiker. Aber was sollte man denn sonst sein? Auch wenn die Nationalelf mit Spielern aus klassischen Amateurvereinen die WM-Endrunde erreicht hat: Das Potenzial der Jugendarbeit in Deutschland ist noch lange nicht ausgeschöpft – und das gilt nicht nur für den Fußball.

Im eigenen Interesse: Profivereine müssen sich einbringen

Darum appelliere ich auch an aktuelle Profis und ihre Klubs: Engagiert euch stärker im Jugendfußball. Das Modell „Die Kleinen entdecken Talente, die Großen übernehmen sie, wenn sie den Zeitpunkt für richtig halten“ reicht nicht aus. Warum beschließen die Profis und ihre Vereine nicht einen Solidarfonds zur Förderung der Jugendarbeit in Amateurvereinen? Damit könnten etwa Trainerfortbildungen finanziert werden und dadurch die Ausbildung verbessert werden. Illusorisch? Der Gesamtmarktwert aller Bundesligaspieler liegt bei 4,66 Milliarden Euro – da müsste doch etwas möglich sein.

Auflösung: Welche Spieler stammen aus welchen Orten? Bad Krozingen (Baumann), Bösingen (Kimmich), Brauweiler (Wirtz), Olching (Pavlovic), Woltmershausen (Woltemade), Tudorf (Nübel), Mühlenberger SC (Anton), Kümmersbruck (Brown), Forstenried (Adeyemi), Schnaittach (Leweling), Bierstadt (Dahmen)

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