Vor Duell mit den Bayern: Wie Chelsea zurück an die Spitze will | OneFootball

Vor Duell mit den Bayern: Wie Chelsea zurück an die Spitze will | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: Miasanrot

Miasanrot

·16. September 2025

Vor Duell mit den Bayern: Wie Chelsea zurück an die Spitze will

Artikelbild:Vor Duell mit den Bayern: Wie Chelsea zurück an die Spitze will

Der FC Bayern München trifft in der Champions League auf den FC Chelsea. Die Blues feierten zuletzt einige Erfolge – über große Ausgaben und eine besondere Strategie.

Seit der Übernahme durch Todd Boehly im Mai 2022 hat der FC Chelsea über 1,7 Milliarden Euro in Transfers investiert – zum Vergleich: Beim FC Bayern München müsste man für diese Summe bis zur Saison 1999/2000 zurückgehen und alle Transfers zusammenrechnen.


OneFootball Videos


Nach diesen exorbitanten Ausgaben scheint der Klub nun eine Phase der Konsolidierung einzuleiten – oder? Mit Einnahmen von 332,25 Millionen Euro und Ausgaben von 328,15 Millionen Euro weist die Bilanz in dieser Saison zumindest erstmals seit langer Zeit ein positives Vorzeichen auf.

Doch diese Zahl allein erzählt nicht die ganze Geschichte, denn hinter der Strategie steckt ein im Fußballgeschäft nicht unbedingt übliches Finanzmodell, das sportlich Erfolg bringen soll. Mit Platz 12 (Saison 22/23), Platz 6 (Saison 23/24) und Platz 4 in der Saison 24/25 hat man sich jedoch langsamer entwickelt als erwartet.

Im Jahr 2025 scheint es aber bergauf zu gehen. So wurden die Conference League und die neue FIFA Klub-WM gewonnen. Nun soll dieser Erfolgstrend auch auf die Königsklasse ausgeweitet werden.

  1. FC Bayern: Max Eberl reagiert auf Hoeneß
  2. Harry Kane beim FC Bayern: Abgang oder Konstante?
  3. Zur aktuellen Podcast-Folge

FC Chelsea: Eine Strategie wie ein Venture-Capital-Fonds

Die Transferpolitik der Londoner erinnert seit der Übernahme stark an die Risikostreuung eines Venture-Capital-Fonds. Anstatt fertige und teure Stars zu verpflichten, setzte Chelsea auf ein aggressives Scouting-Netzwerk, um die besten jungen Talente der Welt frühzeitig zu binden.

Das Ziel: Der Wert dieser Spieler soll durch gezielte Förderung und Spielzeit massiv gesteigert werden. Die meisten Klubs scouten sehr gezielt, besetzen ihre drei oder vier Planstellen im Kader mit vier oder fünf Spielern und hoffen darauf, dass zwei bis drei von ihnen durchstarten. Überspitzt formuliert kauft Chelsea für diese Planstellen eben 15 Spieler und hofft ebenfalls auf zwei bis drei Durchbrüche. Die restlichen Spieler werden verliehen oder bald wieder verkauft.

Beispiele für diese Philosophie sind diese Neuzugänge:

  • João Pedro (23 Jahre, 63,7 Mio. €)
  • Jamie Gittens (20 Jahre, 56 Mio. €)
  • Alejandro Garnacho (21 Jahre, 46,2 Mio. €)

Diese jungen Spieler bieten ein enormes Entwicklungspotenzial. Transfers wie die von Jorrel Hato (19 Jahre, 44,18 Mio. €), Liam Delap (22 Jahre, 35,5 Mio. €) und Estêvão (18 Jahre, 34 Mio. €) unterstreichen diese Philosophie. Chelsea investiert in die möglichen Stars von morgen und ist bereit, den Kader permanent zu verändern, um flexibel auf den Markt zu reagieren. Dabei geht man auch bewusst das Risiko ein, den Kader immer wieder durcheinander zu bringen.

Miasanrot ist für alle da!

Wir finden: Fußball muss bezahlbar sein. Deshalb bieten wir unseren Content frei zugänglich für alle an. Außerdem verzichten wir bisher auf Werbung, um in der Themensetzung einen Fokus auf Qualität statt Quantität gewährleisten zu können. Unser Konzept baut auf die finanzielle Unterstützung unserer Leser*innen und Hörer*innen. Damit wir auch morgen wieder kritischen, fairen und sachlichen Journalismus rund um den FC Bayern betreiben können, brauchen wir dich!

Der Schlüssel zur FFP-Konformität: Amortisation und Verkäufe

Der Erfolg dieser Strategie hängt jedoch eng mit den Regeln des Financial Fair Play (FFP) zusammen. Chelsea nutzt dafür buchhalterische Methode: Die hohen Ablösesummen für junge Spieler werden nicht sofort verbucht, sondern über die oft sehr lange Vertragslaufzeit hinweg amortisiert, also abgeschrieben. So verteilen sich die Kosten über viele Jahre, was die Jahresbilanz entlastet.

Gleichzeitig sind die Verkäufe von Spielern, deren Wert gestiegen ist oder die aus anderen Gründen abgegeben werden sollen, essentiell. Selbst wenn ein Spieler nicht voll einschlägt, kann er hin und wieder gewinnbringend verkauft werden.

Dies wird durch eine weitere buchhalterische Vorgehensweise begünstigt: Ein für 60 Millionen Euro über acht Jahre verpflichteter Spieler, der nach drei Jahren für 20–30 Millionen Euro weiterverkauft wird, kann in den Büchern immer noch als Gewinn ausgewiesen werden, da die anfängliche Ablöse noch nicht vollständig abgeschrieben ist.

Die jüngsten Verkäufe untermauern diese Strategie:

  • Noni Madueke (23 Jahre, 56 Mio. €)
  • Christopher Nkunku (27 Jahre, 37 Mio. €)
  • João Félix (25 Jahre, 30 Mio. €)

Chelsea: Mehr Strategie als der Ruf nahelegt?

Aber auch junge Spieler wie Djordje Petrovic (25 Jahre), Lesley Ugochukwu (21 Jahre) und Carney Chukwuemeka (21 Jahre) wurden für insgesamt fast 100 Millionen Euro verkauft. Diese Spieler haben nicht nur Einnahmen generiert, sondern auch den Kader verjüngt (Durchschnittsalter 23,4 Jahre, FC Bayern: 26,6 Jahre).

Der Verkauf von Akteuren wie Armando Broja (23 Jahre, 23 Mio. €) oder Kepa (30 Jahre, 5,8 Mio. €) zeigt zudem, dass der Klub bereit ist, sich von Spielern zu trennen, die nicht mehr in die sportliche oder finanzielle Philosophie passen.

Chelsea wird hierzulande gern als Klub dargestellt, der wild und planlos das Geld zum Fenster rauswirft. Und es steht außer Frage, dass die Vorgehensweise ohne einen finanzstarken Investor nicht haltbar und umsetzbar wäre. Dennoch steckt hinter dem Handeln von Boehly durchaus Strategie – ob sie mittel- bis langfristig funktioniert, bleibt abzuwarten.

Mit neuem Trainer zum Erfolg: Sportliche Ausrichtung unter Enzo Maresca

Die Transferstrategie ist natürlich auch eng mit den sportlichen Plänen von Trainer Enzo Maresca verknüpft – und der war vielleicht der wichtigste Transfer der Blues in der jüngeren Vergangenheit. Sein Fokus liegt nicht auf dem Anhäufen von Stars, sondern auf der Schaffung von variablen und flexiblen Angriffsprofilen. Die Neuverpflichtungen sollen die alleinige Kreativlast von Cole Palmer nehmen und das Team unberechenbarer machen.

Ein Schlüsselspieler in diesem System ist João Pedro. Obwohl seine Torquote bei Brighton nicht total herausragend war (10 Tore, 6 Assists in der Premier League 2024/25), schätzt Maresca sein Profil als kompletter Stürmer, der pressingstark ist, sich ins Mittelfeld fallen lassen und so Räume für Mitspieler wie Gittens/Garnacho oder Neto schaffen kann. Diese taktische Vielseitigkeit ist das Fundament für Marescas Spielweise, die auf viele athletische, aber auch spielerische Aspekte setzt.

Auch die Doppelsechs bestehend aus Enzo Fernández und Moisés Caicedo funktioniert unter Maresca plötzlich, nachdem sie zuvor als teurer Flop gesehen wurde. Fast 250 Millionen Euro gab Chelsea für die beiden Spieler aus – sie bilden die Ausnahme in der Transferpolitik von Boehly, der sich sonst eher auf Spieler im Preissegment zwischen zehn und 70 Millionen Euro fokussiert. Beide sind spielstark, athletisch, physisch gut in der Arbeit gegen den Ball und bilden so das Fundament im System des Trainers.

Chelsea befindet sich dennoch in einer Phase des Umbruchs. Inwiefern die initialen, sehr hohen Ausgaben von Boehly sich bezahlt machen, bleibt abzuwarten. Ebenso wie die Frage danach, ob Chelsea in den nächsten Jahren häufiger auf ein Transferplus setzt. Haben Boehly und Co. den Kern einer Mannschaft gefunden, die über mehrere Jahre hinweg erfolgreich sein kann, wird es wohl auch weniger notwendig sein, das ganz große Geld in die Hand zu nehmen. Es scheint, als wäre Chelsea jetzt in einer Phase, in der sich eine Achse im Team bilden könnte.

Vergleich mit dem FC Bayern

Der FC Bayern verfolgt im Gegensatz zum FC Chelsea weiterhin ein klassisches Bedarfsmodell. Transfers sollen konkrete Lücken im Kader schließen, selbst wenn die Spieler älter sind oder hohe Ablösen kosten. Das Ergebnis ist ein schlanker, aber schlagkräftiger Kader. Dieses Vorgehen minimiert die finanzielle Unsicherheit, erhöht aber die Abhängigkeit von einzelnen Verpflichtungen.

Wenn ein Transfer nicht funktioniert oder ein Spieler sich verletzt, wiegt das sportlich schwer. Auch ein Wiederverkaufswert spielt in der Kalkulation des FC Bayern eine geringere Rolle. Ein Beispiel dafür ist der Transfer von Luis Díaz zum FC Bayern, bei dem der Fokus klar auf der sportlichen Qualität in der Gegenwart lag.

Zusammengefasst setzt der FC Chelsea (natürlich auch wegen der größeren finanziellen Möglichkeiten) auf Breite, Bayern auf Präzision. Chelsea kauft „die Zukunft“ in großen Stückzahlen ein, Bayern „die Gegenwart“ in gezielten Schritten. Wer sich am Ende mit seiner Philosophie – auch vor dem Hintergrund völlig anderer finanzieller Dimensionen – durchsetzen kann, wird sich zeigen. Natürlich kann auch jeder mit seinem individuellen Weg erfolgreich sein.

Chelsea im Duell mit Bayern Außenseiter?

Am Mittwochabend gehen die Bayern trotz allem als leichter Favorit ins Rennen. Während die Münchner mit fünf Siegen aus den ersten fünf Pflichtspielen souverän gestartet sind und dabei ihre Partien oft schon zur Halbzeit fast entschieden hatten, kämpft Chelsea noch mit Startschwierigkeiten. Nach dem ernüchternden 0:0 zum Auftakt gegen Crystal Palace musste Trainer Enzo Maresca am vergangenen Wochenende beim 2:2 in Brentford bereits den zweiten Rückschlag innerhalb weniger Tage hinnehmen.

Maresca dürfte seine Mannschaft im gewohnten 4-2-3-1-System auf den Platz schicken, muss aber erhebliche Ausfälle kompensieren. In der Defensive fehlen mit Levi Colwill (Kreuzbandriss), Benoît Badiashile und Romeo Lavia (beide Muskelverletzungen) gleich drei Spieler, die ursprünglich als Stammkräfte eingeplant waren. Auch Mykhailo Mudryk ist nach einer Gelb-Roten Karte gesperrt, während die Neuzugänge Facundo Buonanotte und Raheem Sterling in der Champions League nicht spielberechtigt sind.

Im Sturmzentrum fällt zudem Liam Delap mit einer Oberschenkelverletzung aus. Diese Lücken könnten jungen Akteuren wie Jorrel Hato, Jamie Gittens oder Alejandro Garnacho die Gelegenheit eröffnen, sich in der Startelf zu beweisen. Im offensiven Mittelfeld bleibt Cole Palmer gesetzt, der zuletzt als klarer Taktgeber agierte, flankiert von Pedro Neto auf dem rechten Flügel.

Für den FC Bayern spricht nicht nur die makellose Bilanz, sondern auch die mannschaftliche Stabilität: Trainer Vincent Kompany hat schnell eine funktionierende Struktur gefunden, in der Schlüsselspieler wie Michael Olise, Serge Gnabry und Harry Kane ihre Klasse konstant auf den Platz bringen. Dennoch dürfte es am Mittwoch Abend enger werden als zuletzt, ein Selbstläufer wird es für die Bayern diesmal nicht.

Hier weiterlesen

FC Bayern: Präsident Herbert Hainer tritt auf die Euphorie-Bremse

Machtkampf beim FC Bayern: Hoeneß, Eberl und das Governance-Problem

Manuel Neuer: Das Comeback eines Giganten?

Impressum des Publishers ansehen