MillernTon
·12. Dezember 2025
Vorbericht: FC St. Pauli – 1. FC Heidenheim (14. Spieltag, 25/26)

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·12. Dezember 2025

Das „erste Endspiel“ der Saison steht an: Der FC St. Pauli empfängt den 1. FC Heidenheim und möchte (muss vielleicht sogar) den ersten Sieg seit langer Zeit einfahren.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Der FC St. Pauli spielt gegen den 1. FC Heidenheim am Millerntor. Es ist das Duell von zwei direkten Konkurrenten, die beide zuletzt einen – mal größeren, mal kleineren – Aufwärtstrend verzeichnet haben. Nun geht es am Samstag für beide Clubs nicht nur darum, selbst drei Punkte zu holen, sondern dadurch auch dem jeweils anderen diese eben nicht zu geben. Und reden wir nicht um den heißen Brei herum: Es wäre für den FC St. Pauli extrem wichtig, diese Partie zu gewinnen.
An der personellen Situation hat sich beim FC St. Pauli nichts geändert, sie ist weiterhin gut. Abgesehen von David Nemeth, der laut Alexander Blessin sichtbare Fortschritte macht, und Andréas Hountondji sind alle Spieler einsatzbereit. Nach der Englischen Woche gab es zwar einige Spieler, die aufgrund von „Zipperlein“ in der Trainingswoche etwas kürzertraten (Wahl, Smith, Irvine), einem Einsatz am Wochenende stehe jedoch nichts im Wege, so der FCSP-Cheftrainer auf der Pressekonferenz vor der Partie.
Etwas überraschend erklärte Blessin, dass Andréas Hountondji nicht nur für den FCSP aktuell nicht zum Einsatz kommen wird, sondern auch nicht mit Benin beim Africa-Cup. Der bisher erfolgreichste Torschütze des FC St. Pauli in dieser Saison hat seinem Verband für das Turnier abgesagt und wird stattdessen in Hamburg bleiben. Als Grund nannte Blessin, dass Hountondji seit einiger Zeit immer wieder von verschiedenen körperlichen Problemen geplagt werde. Ob dieser Verzicht die Möglichkeit eröffnet, dass der Angreifer beim letzten Spiel vor Weihnachten dabei sein kann, wurde nicht erklärt.
Der 1. FC Heidenheim pfiff personell in den letzten Wochen auf dem letzten Loch, wenn man die Offensivabteilung des Kaders betrachtet. Mit Sirlord Conteh, Mikkel Kaufmann und Budu Zivzivadze fehlten gleich drei Angreifer. Nun sind alle drei aber mehr oder weniger wieder zurückgekehrt und womöglich auch Optionen für das Spiel am Samstag. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass es bei dem ein oder anderen noch nicht ganz für einem Einsatz für das Spiel reichen wird.
Sicher nicht mit dabei sein wird Leart Paqarada. Das Wiedersehen mit dem ehemaligen FCSP-Linksverteidiger muss leider vertagt werden. Paqarada wechselte im Spätsommer aus Köln nach Heidenheim, riss sich dann aber in den ersten Minuten seines ersten Ligaspiels für seinen neuen Club das Kreuzband und wird noch eine ganze Weile fehlen. Wer wissen möchte, wie schwer dieser Verlust beim FCH wiegt, kann ins „Vor dem Spiel“-Gespräch reinhören. Dort erklärt Nico vom Heidenheimer Fanradio, welch wichtige Rolle Paqarada einnehmen sollte.Wir wünschen weiterhin gute Genesung, Paqa!
Der 1. FC Heidenheim ist alles andere als gut in die Saison gestartet. Zu Beginn setzte es vier Niederlagen in Serie, ehe das Team erstmals dreifach punkten konnte (2:1 gegen Augsburg). In den folgenden sechs Partien gab es zwei Unentschieden und vier Niederlagen. Der FCH stand nach elf Spieltagen ziemlich bedröppelt und trostlos auf Platz 18 der Bundesliga. Dann aber gab es in den letzten beiden Partien jeweils ein fettes Comeback. Gegen Union Berlin und den SC Freiburg erzielte das Team den Siegtreffer jeweils in der Nachspielzeit und holte so in diesen beiden Partien mehr Zähler als in den elf Spielen zuvor. So steht das Team von Trainer Frank Schmidt aktuell auf Tabellenplatz 16, drei Zähler vor dem FC St. Pauli.
Der Blick in die Zahlen zeigt, dass der 1. FC Heidenheim in dieser Saison offensiv zu den schwächeren Clubs gehört (vor Mainz und St. Pauli die drittwenigsten Treffer erzielt). Das Team hat aber allen voran ein Defensivproblem. Kein anderes Team hat mehr gegnerische Abschlüsse zugelassen. Kein anderes Team hat einen höheren gegnerischen xG zugelassen. Heidenheim hat bisher in allen 13 Ligaspielen mindestens einen Gegentreffer kassiert. Das Team ist also alles andere als sattelfest in der Arbeit gegen den Ball.
Das ist in gewisser Weise schon verwunderlich. Denn es ist sicher keine körperliche Wohltat, gegen den 1. FC Heidenheim zu spielen. Seit Jahren zeichnet sich das Team durch eine sehr physische Spielweise aus. Egal, ob es gegnerischen Teams gelingt, das Intensitätslevel der Heidenheimer mitzugehen oder nicht, es ist immer eine unangenehme Angelegenheit. Blessin weiß das, erklärt: „Es wird viele 1-gegen-1-Situationen geben, viele Zweikämpfe – da müssen wir dagegenhalten.“

Frank Schmidt ist seit inzwischen 18 Jahren Trainer des 1. FC Heidenheim, verändert das Heidenheimer Spiel immer nur an kleinen Stellschrauben und sorgt trotzdem dafür, dass der FCH eines der unangenehmsten Teams der Liga ist. (c) Stefan Groenveld
Eines der Markenzeichen des 1. FC Heidenheim ist die mannorientierte Spielweise des Teams. Bei gegnerischen Ballbesitz konzentrieren sich die Heidenheimer Spieler immer auf ihre direkten Gegenspieler. Das allerdings nicht dauerhaft und konsequent über den gesamten Platz, wie es zum Beispiel der FC Bayern München spielt. Heidenheim agiert dosierter, lässt die Gegenspieler oft in unwichtigen Zonen gewähren (ein PPDA-Wert von über 20 (Ligaspitze) zeigt das deutlich an – was ist PPDA?). Dafür knallt es dann so richtig, wenn die gegnerischen Spieler Zonen betreten, in denen der 1. FC Heidenheim sie nicht haben möchte.
Das ist unangenehm für Gegner. Aber diese Spielweise wurde zuletzt oft geknackt. Weil es dem FCH zum einen nicht immer gelang, die direkten Duelle in der Mehrzahl für sich zu entscheiden. Aber auch, weil gegnerische Teams Lösungen gegen die Heidenheimer Spielweise haben. Auch Blessin weiß um Lösungen, der FC St. Pauli hatte sie in der Vorsaison bereits gezeigt, darauf verweist er auch auf der Pressekonferenz. In der Vorsaison gelang es dem FC St. Pauli, das Heidenheimer Pressing mit Positionswechseln vor Probleme zu stellen. Im Hinspiel gelang es, die Doppelsechs aus ihren Positionen zu ziehen, der FCSP öffnete dadurch fast paradiesische Räume vor der FCH-Abwehr. Zudem ist ein weiteres probates Mittel das Spielen von langen, flachen Pässen, die dann von einem Spieler (mit dem Rücken zum gegnerischen Tor) kurz abgelegt werden für Mitspieler (die mit dem Gesicht zum gegnerischen Tor unterwegs sind). Diese Variante wird auch als „Steil-Klatsch“ bezeichnet.
Alexander Blessin betonte auf der PK, wie wichtig es sei, dass gegen Heidenheim die richtige Einstellung vorhanden ist: „Die Bereitschaft, Laufwege zu gehen, um Räume zu öffnen, wird extrem wichtig sein.“ Diese Laufwege müssen klar und gut abgestimmt sein. Und es muss auch ein bestimmtes Maß an Risiko gefunden werden, denn „auch Ballverluste müssen einkalkuliert werden,“ so der FCSP-Cheftrainer, der aber betont, dass man „die ganz, ganz einfachen Ballverluste“ vermeiden müsse. Wie genau der FC St. Pauli die Heidenheimer Defensive knacken möchte, da ließ sich Blessin nicht so richtig in die Karten schauen, die beiden letzten Partien gegen Heidenheim haben aber gezeigt, dass das Team Lösungen hat.Ich möchte an dieser Stelle noch einmal auf die Positionswechsel zu sprechen kommen, betonen, wie wichtig diese gegen Heidenheim sein dürften. Denn es ist geradezu erschreckend, wie gut die Behauptung, dass Heidenheimer Defensivspiel sei durch Positionswechsel zu knacken, mit den tatsächlichen Ergebnissen zusammenpasst: Ausgerechnet gegen jene Teams, die für umfassende Rotationsbewegungen bekannt sind, setzte es herbe Niederlagen (0:3 gegen Mönchengladbach, 0:6 gegen Leverkusen).
Auch mit dem Ball ist der 1. FC Heidenheim kein Team, das für große Überraschungen sorgt. Das Spiel des Teams beruht auf einem klaren Fokus auf Gegenpressing-Momente, das Aufnehmen von zweiten Bällen (nach langen Pässen) und einer Bildung von Überzahl-Momenten auf den Außenbahnen in bestimmten Momenten. Auch hier hat sich unter der Leitung von Schmidt in den Jahren nicht ganz so viel geändert, was aber nicht bedeutet, dass es nicht trotzdem durchaus erfolgreich sein kann. Vielleicht besonders deshalb, weil das Team seit Jahren in den Abläufen ähnlich agiert und daher extrem gut darauf eingestellt ist. Auch hier gilt: Wenn es gegnerischen Teams nicht gelingt, die von den Heidenheimern an den Tag gelegte Intensität mitzugehen, dann wird es gefährlich.Der FC St. Pauli weiß also um die Schwierigkeiten, die der 1. FC Heidenheim dem Gegner bereiten kann, aber eben auch um die Möglichkeiten, die es gegen dieses unangenehme Team gibt.
Jahrelang stand Frank Schmidt nicht nur für einen intensiven und mannorientierten Fußball, sondern auch für eine Viererkette. Davon ist der FCH in der letzten Zeit immer häufiger abgewichen. Zuletzt agierte das Team entweder mit einer etwas offensiveren (3-4-2-1) oder defensiveren (3-5-2) Formation, in beiden Fällen aber mit einer Dreierkette. Diese dürfte es auch am Samstag am Millerntor zu sehen geben und ich tippe darauf, dass sie aus Thomas Keller, Patrick Mainka und Benedikt Gimber besteht.
Vor dieser Dreierkette wird ein körperlich sehr starkes Mittelfeld sein. Etwas fraglich ist, ob aber Julian Niehues, Niklas Dorsch und Jan Schöppner allesamt auf dem Platz stehen. Sollte sich der FCH für die offensivere Formation entscheiden, dann muss einer dieser drei Spieler Platz machen für einen Offensivspieler. Das halte ich aber für unwahrscheinlich, zumal Heidenheim auch dank dieses Trios gegen den SC Freiburg zuletzt einen deutlich stabileren Eindruck als vorher machte. Auf den Außenbahnen sind aktuell Marnon Busch und Jonas Föhrenbach zu finden. Vorne dürften Marvin Pieringer und Mathias Honsak starten. Diese Spieler sind vor allem eines: Bestens miteinander bekannt. Mainka, Busch, Schöppner und Föhrenbach sind allesamt schon mindestens seit fünf Jahren im Club, Dorsch kickte mit drei von ihnen bereits von 2018 bis 2020 in Heidenheim zusammen.

Erwartete Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli gegen 1. FC Heidenheim
FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Mets – Pyrka, Fujita, Sands, Irvine, Oppie – Kaars, Pereira Lage
FCH: Ramaj – Keller, Mainka, Gimber – Busch, Schöppner, Niehues, Dorsch, Föhrenbach – Pieringer, Honsak
Aufseiten des FC St. Pauli stellt sich die Frage, wer in der Offensive am besten gegen die körperlich sehr robusten Heidenheim-Spieler bestehen kann. Ricky-Jade Jones, der körperlich sicher ein guter Gegenpol sein könnte gegen die FCH-Innenverteidigung. ist eher noch kein Startelf-Kandidat. Zumindest äußerte sich Blessin eher reserviert zu dieser Frage auf der PK. Was er aber erklärte: Das man es vermeiden muss, die Stärken der Heidenheimer Spieler zur Geltung kommen zu lassen. Was das bedeutet: Sie möglichst aus den direkten Duellen raushalten, sie durch Laufwege und Aktionen in Situationen zwingen, die ihnen nicht liegen (Sprintduelle oder Zweikämpfe außerhalb der Innenverteidiger-Position). Wie genau das gelingen kann, erklärte Blessin nicht. Aber vieles deutet darauf hin, dass der FC St. Pauli gut daran täte, wenn er Spieler auf dem Platz hat, die vor allem laufstark sind und sich auch in positionsfremden Räumen wohlfühlen. Auch wenn ich dabei unweigerlich an Danel Sinani denken muss, ist davon auszugehen, dass der FCSP seine Startaufstellung im Vergleich zu den letzten beiden Spielen nicht verändern wird.
Sowieso wird es nicht primär darauf ankommen, wer genau auf dem Platz steht, sondern wie gut die Akteure des FC St. Pauli im Offensivspiel aufeinander abgestimmt sind. Und es wird sicher auch zu einem nicht unerheblichen Teil darauf ankommen, wie gut es den Spielern gelingt, mit der durchaus vorhandenen Drucksituation umzugehen. Denn es ist wohl allen klar: Ein Unentschieden in dieser Partie ist eigentlich schon zu wenig für den FCSP. Solch einen Anspruch hat das Team selten bis nie, wenn es in ein Bundesligaspiel geht. Wie also damit umgehen?
Laut Alexander Blessin gehe es vor so einem Spiele darum, eine Balance zu finden: „Es geht um eine gewisse Lockerheit, die ich auch vorleben muss. Aber auch darum, eine gewisse Spannung aufzubauen, diese sukzessive in der Woche zu erhöhen. Ohne Lockerheit wirst du verkrampft und wahrscheinlich eher mal Fehler machen.“Der FC St. Pauli hätte auf jeden Fall schon schlechtere Situationen in dieser Saison haben können, in denen man auf einen direkten Konkurrenten trifft. Denn auf den letzten Spielen und Ergebnissen könne aufgebaut werden, so Blessin:„Es geht darum, die gute Stimmung aus der letzten Woche zu transportieren. Das Gefühl, dass wir nicht abgeschrieben, nicht abgestiegen sind.“Genau dieses Gefühl hätte ich auch gerne nach Abpfiff am Samstag. Weil es höchstwahrscheinlich bedeutet, dass der FC St. Pauli das Spiel gewonnen und den 1. FC Heidenheim in der Tabelle überholt hat.
Forza!// Tim
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