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·6. Juni 2025

Wer ist Jannik Robatsch? – Ein Spielerprofil

Artikelbild:Wer ist Jannik Robatsch? – Ein Spielerprofil

Mit Jannik Robatsch hat der FC St. Pauli einen talentierten Linksfuß für die linke Abwehrseite verpflichtet, der herausragende Fähigkeiten besitzt.(Titelfoto: FC St. Pauli)

Jannik Robatsch ist nach Arkadiusz Pyrka der zweite Sommer-Neuzugang des FC St. Pauli. Erneut ist es jemand für die Fünferkette. Und erneut wurde ein Spieler mit viel Potenzial verpflichtet, der aber vielleicht etwas brauchen wird, um das notwendige Level zu erreichen.


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The Story So Far

Jannik Robatsch wurde am 28. Dezember 2004 in Villach geboren. Wenn man es mit dem Geburtsdatum in den Profifußball schafft, hat man den „relative age effect“ immerhin schon mal erfolgreich überwunden – es erklärt dann vielleicht auch gleich mit, warum es als erstes U-Nationalteam dann die U21 wurde und Robatsch nicht schon jünger für den ÖFB debütierte.

Doch der Reihe nach: Bereits mit vier Jahren schnürte der damals noch kleine Jannik für ATUS Velden erstmals die Buffer. Mit 13 Jahren ging es zum Wolfsberger AC, aber noch vor Ende der Saison ging es zurück nach Velden. Im Februar 2020, inzwischen 15 Jahre alt, wechselte er dann bereits zu Austria Klagenfurt. Die Saison 20/21 brachte ihm die ersten Einsätze im Herrenbereich, für den am Saisonende 16-Jährigen standen immerhin zehn Einsätze in der 5. Liga für die II. in der Saisonbilanz. In der Folgesaison bestritt er bereits 17 Partien und feierte den Aufstieg in die 4. Liga.

Durchbruch im Profibereich mit 18 Jahren

Für die Profis der Austria feierte er im August 2022 sein Debüt im ÖFB-Pokal, spielte aber sonst weiter bei der II. Mannschaft. Die ersten Monate der Saison 2023/24 verpasste er verletzt, im November 2023 aber gab er dann auch in der 1. Bundesliga sein Profidebüt und kam dort im Saisonverlauf noch auf insgesamt 13 Einsätze, zumeist als Einwechselspieler.

In der Spielzeit 2024/25 war Jannik Robatsch bereits fester Bestandteil der Austria, kam bei 35 Pflichtspielen auf 30 Einsätze, davon 27 in der Startelf. Während er überwiegend in der Innenverteidigung eingesetzt wurde, kam es auch vereinzelt zu Einsätzen als linker Verteidiger oder im linken (defensiven) Mittelfeld.

Wenige Karten und Tore, ein paar prominente Namen – und ein Abstieg

Für einen Innenverteidiger erhält Robatsch recht wenige Karten: In 46 Spielen in der Bundesliga und dem Pokal sah er siebenmal Gelb, einen Platzverweis gab es für ihn noch nicht. Toreschießen ist nicht seine Hauptaufgabe, immerhin zwei waren es aber in der abgelaufenen Saison. Eines davon, in der 112. Minute der Verlängerung im Pokalspiel beim Wolfsberger AC zum 2:2. Der Treffer hätte durchaus wertvoll sein können – allerdings verschoss er als zehnter Schütze seines Teams dann den Strafstoß im Elfmeterschießen, was das Spiel beendete.

Als die österreichische Bundesliga ihre Hauptrunde mit 22 Spielen abgeschlossen hatte, lag Austria Klagenfurt mit 21 Punkten aus 22 Spielen noch auf Rang 9 von 12. In der anschließenden Abstiegsrunde (offiziell „Qualifikationsrunde“ genannt) aber werden die Punkte halbiert – und in den verbliebenen zehn Spielen holte die Austria nur noch vier Punkte und fiel noch auf den letzten Platz zurück. Der Abstieg dürfte sicher zur Wechselbereitschaft von Jannik Robatsch beigetragen haben. Nicht nur bei Robatsch selbst, sondern auch bei Austria Klagenfurt – arge Finanzprobleme machen dem Club zu schaffen.

Schaut man auf den sonstigen Kader der Austria, hält sich der Promi-Faktor in Grenzen, lediglich der Ex-Frankfurter Martin Hinteregger dürfte hier etwas mehr Bekanntheit genießen – diese ja aber nicht nur aufgrund der sportlichen Vergangenheit. Trainiert wurde Robatsch im Profibereich größtenteils von Peter Pacult. Als sich besagter Abstiegskampf zuspitzte, folgte auf ihn im April Carsten Jancker – er konnte den Abstieg aber eben auch nicht mehr verhindern.

Social Media? Nee, eher nicht so. Ein privater Insta-Account, mehr nicht.Die ehrliche Freude im Kreis des Teams (Facebook) über seine Nominierung für die U21 Österreichs (2:0 gegen die Schweiz im März 2025) ist da fast schon die einzige Ausnahme, abgesehen von ein paar Interviews nach Spielen.

Das sagen die Zahlen

Bei all dem, was nun folgt, gilt es immer zu berücksichtigen, dass Jannik Robatsch gerade einmal 20 Jahre alt ist. Entsprechend sind Leistungsschwankungen völlig normal, sie gehören zur Entwicklung dazu. Im Scouting ist es daher meist sinnvoll, bei jungen Spielern zu schauen, wie die Bestleistung ist, also wozu ein Spieler maximal fähig sein kann. Das wird dann gerne als das Potenzial von Spielern eingeschätzt. Die Hoffnung: Auch wenn junge Spieler Fehler machen, ändert es nichts daran, dass sie irgendwann auf hohem Level spielen und dieses auch halten können, sich stabiliseren. Und das gilt es auch bei Jannik Robatsch zu beachten.

Artikelbild:Wer ist Jannik Robatsch? – Ein Spielerprofil

Kern-Statistiken von Jannik Robatsch der Saison 24/25 (26. Spieltag), dargestellt als Perzentile im Vergleich zu allen Innenverteidigern der Bundesliga in Österrreich. (Erklärung: Die Länge des dunkel gefärbten Teils des Pizzastücks zeigt, wie viele Prozent der anderen Spieler auf dieser Position schlechtere Werte oder oder maximal den gleichen Wert haben. Komplett dunkel heißt: Keiner ist besser. Zudem sind die Absolutwerte in Zahlen angegeben.)

Der Blick in die Zahlen zeigt, dass Jannik Robatsch besonders gegen den Ball bereits sehr stabil ist. Er führt viele direkte Duelle, sowohl am Boden als auch in der Luft, und gewinnt den überwiegenden Teil davon. In der abgelaufenen Saison gab es in Österreich nur zwei Innenverteidiger mit einer besseren Quote bei den Defensivduellen. Zudem fing er relativ viele gegnerische Pässe ab, mehr als der durchschnittliche Innenverteidiger, was ein guter Indikator für eine intelligente Spielweise sein kann, genauso wie die Tatsache, dass er auf mehreren Positionen spielen kann. Das sind herausragende Zahlen bei den „Grundtugenden“ von Innenverteidigern.

Ganz anders sehen die Zahlen aus, wenn es ums Passspiel geht. Die Anzahl an gespielten Pässen von Jannik Robatsch ist insgesamt gering, was sicher auch mit der Klagenfurter Spielweise zusammenhängt. Die Erfolgsquoten seines Passspiels sind ausbaufähig. Robatsch hat mit knapp mehr als 41 Prozent die niedrigste Erfolgsquote aller Innenverteidiger bei langen Bällen vorzuweisen.

Das sagt der visuelle Eindruck

Damit kommen wir zurück zum Potenzial: Denn beim Blick auf die Fähigkeiten von Jannik Robatsch ist es verwunderlich, dass er im Passspiel so wenig erfolgreich ist. Er verfügt für einen Innenverteidiger nämlich über eine gute Ballbehandlung, kann auch unter Druck spielerische Lösungen finden. Das ist allerdings nicht immer der Fall, zuweilen ist der erste Kontakt ausbaufähig, auch die Arbeit unter Pressingdruck ist nicht immer sauber. Zudem hat er auch gezeigt, dass er längere Pässe dank technischer Fertigkeiten ganz gut spielen kann. Das aber hat er, so zeigen es die Zahlen, in der letzten Saison (zu) selten zeigen können.

Was im Videoscouting deutlich wird: Warum er so viele Zweikämpfe gewinnt. Jannik Robatsch besitzt mit 1,90 m Gardemaß für einen Innenverteidiger. Er weiß diesen Körper in direkten Duellen klug einzusetzen, obwohl er körperlich sogar etwas (zu) drahtig wirkt. Diese „Drahtigkeit“ macht er mit gutem Timing in den Bodenduellen wett. Auch in Luftduellen ist er stabil. Zudem kann er auch situativ gut nach vorne verteidigen, agiert mutig bei der Defensivarbeit. Dieser Mut kann auch als Spielintelligenz interpretiert werden. Robatsch kann gut antizipieren (wie sich ja auch durch die Vielzahl abgefangener Pässen zeigt), kann so gefährliche Situationen auch ohne Zweikampf entschärfen. Die Anzahl abgefangener Pässe zeigt aber noch etwas anderes an: Jannik Robatsch ist für Innenverteidiger ein verhältnismäßig schneller Spieler, besonders auf den ersten Metern.

Alexander Blessin hebt bei Jannik Robatsch ebenfalls die Stärken in der Arbeit gegen den Ball hervor: „Er nutzt seine Physis geschickt und geht keine unnötigen Risiken ein.“ Zudem erklärt der FCSP-Cheftrainer, dass Robatsch „mit seiner Größe auch ein Faktor bei Standards“ sei und entsprechend auch offensiv für Torgefahr sorgen kann. Blessin betont, dass Jannik Robatsch „seine größten Stärken“ in der Innenverteidigung habe, aber auch auf der Außenbahn eingesetzt werden könne.

Das sagt das Global Soccer Network

Jannik Robatsch ist laut den Datenexpert*innen vom Global Soccer Network ein „Innenverteidiger mit Balleroberer-DNA“, der auch als absichernder Sechser eingesetzt werden kann. Seine Fähigkeiten in der Defensivarbeit werden von GSN positiv hervorgehoben (stabil in Zweikämpfen, gutes Stellungsspiel und taktische Disziplin). Sein aktueller GSN-Index wird auf 55,2 beziffert, was durchschnittliche Zweitligaqualität bedeutet. Der potenzielle Index liegt bei 64,8, womit er Bundesliga-Durchschnitt erreichen würde.

Ich muss ganz ehrlich sein: Basierend auf den Zahlen und den Videos hätte ich eine höhere Einstufung erwartet. Aber das Global Soccer Network schätzt die Fertigkeiten von Jannik Robatsch im Spiel mit dem Ball nicht so hoch ein. Sein erster Kontakt sei zu oft unsauber, im Spielaufbau agiere er sicherheitsorientiert, wenig progressiv und kreativ, unter Gegnerdruck werde er oft hektisch und spiele dann unkontrollierte Bälle. Das Fazit vom Global Soccer Network: Robatschs „technischer und kreativer Rückstand im Aufbau schließt jedoch aus, dass er St. Pauli 2025/26 unmittelbar verbessert.“ Er stelle keinen direkten Qualitätszuwachs für die Bundesliga-Startelf dar.

Im Schatten von Karol Mets zu Bundesliganiveau

Das muss Jannik Robatsch aber ja auch nicht unbedingt sofort. Als linksfüßiger Innenverteidiger, der auch bereits als Linksverteidiger und Sechser spielte, sollte er jedenfalls ziemlich gut zur Spielidee von Alexander Blessin passen, der von seinen äußeren Innenverteidigern ja gerne fordert, sich oft auch offensiv einzuschalten. Es ist ziemlich klar, welche Rolle für Jannik Robatsch nun erstmal vorgesehen ist: Im Schatten von Karol Mets kann und soll er sich weiterentwickeln. Was auch erklärt, warum die Zeit von Siebe Van der Heyden am Millerntor nach nur einem halben Jahr endet. Diese Zeit, um sich hinter Mets zu entwickeln, sollte ihm zugestanden werden. Denn der Sprung in die Bundesliga ist sehr groß, zumal Robatsch erst eine Saison als Stammspieler auf österreichischen Bundesliganiveau gespielt hat. Mit 20 Jahren ist aber eben auch noch viel Zeit, um nun beim FC St. Pauli diese Schritte zu vollziehen.

Als sofortige Verstärkung kann Jannik Robatsch also vorerst wohl nicht bezeichnet werden. Es ist aber zu hoffen, dass er langfristig eine Verstärkung werden kann. Vielleicht muss er das auch schnell werden. Dann nämlich, wenn Karol Mets nicht wie geplant im Sommer wieder ins Training zurückkehrt. Denn da die linke Innenverteidiger-Position idealerweise mit einem Linksfuß besetzt werden sollte, bleiben nach dem Abgang von Siebe Van der Heyden nur noch „Aushilfs-Innenverteidiger“ Lars Ritzka und eben Jannik Robatsch übrig. Es könnte also auch recht kurzfristig zu Einsatzzeiten kommen. Das erklärt auch Andreas Bornemann im Zuge der Verpflichtung: Aufgrund seiner Erfahrung in der österreichischen Bundesliga traue man Robatsch zu „direkt in den Wettbewerb um Einsatzzeiten einzusteigen.“ Doch der FCSP-Sportchef schränkt auch etwas ein, dass man ihm „angesichts seines jungen Alters aber auch die nötige Zeit geben, sich an unsere Spielweise und das Tempo der Bundesliga zu gewöhnen.“

Ich persönlich schätze Jannik Robatsch höher ein als das Global Soccer Network, zumal er eigentlich über alle Grundvoraussetzungen verfügt, die man benötigt, um ein richtig, richtig guter Innenverteidiger zu werden. Aber ich habe auch oft die Tendenz, bei Neuzugängen alles etwas zu positiv zu sehen, muss mich immer noch daran gewöhnen, dass der FCSP nun Bundesliganiveau benötigt. Doch selbst wenn ich die rosarote Brille ablege, so sehe ich in Jannik Robatsch trotzdem einen jungen und sehr talentierten Spieler, dessen Weg hin zum Bundesliganiveau auf jeden Fall möglich erscheint, sogar kurzfristig.

Herzlich Willkommen am Millerntor, Jannik Robatsch!// Tim

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