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·11. Dezember 2025

Wieder und Werder: "Wir sollten demütig bleiben"

Artikelbild: Wieder und Werder: "Wir sollten demütig bleiben"

Verena Wieder ist eine von gleich sechs früheren Leverkusenerinnen im Kader des SV Werder Bremen in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Am Freitag (ab 18.30 Uhr, live bei MagentaSport und DAZN) steht für den Tabellendritten das Topspiel gegen Bayer 04 an. Im DFB.de-Interview spricht die 25 Jahre alte Angreiferin mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Wiedersehen und die Gründe für den Erfolg.

DFB.de: Was hätten Sie geantwortet, wenn Ihnen jemand im Sommer prophezeit hätte, dass der SV Werder vor dem Abschluss der Hinrunde auf Platz drei rangiert, Frau Wieder?


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Verena Wieder: Ich hätte sicherlich überrascht geschaut, auch wenn ich schon damals wusste, dass viel Qualität in unserem Kader steckt. Nicht zuletzt durch den Trainerwechsel und einige Veränderungen war jedoch eine Prognose schwierig. Wahrscheinlich hätte ich gedacht: Wenn alles perfekt läuft, dann ist das vielleicht möglich.

DFB.de: Ist Werder Bremen schon auf dem Weg, ein Spitzenteam der Liga zu werden?

Wieder: Wir sollten demütig bleiben und uns darauf fokussieren, uns kontinuierlich zu verbessern. Wenn uns das gelingt, dann können wir uns in diese Richtung entwickeln.

DFB.de: Die abgelaufene Spielzeit war mit Rang sieben und 29 Punkten sowie der Teilnahme am DFB-Pokalfinale bereits die beste Saison der Vereinsgeschichte. Jetzt stehen schon nach zwölf Spieltagen 23 Zähler zu Buche. Woran machen Sie die positive Entwicklung vor allem fest?

Wieder: Wir haben ein stabiles Spielsystem, stehen defensiv sehr gut. Das ist die Basis, um auch unsere offensiven Qualitäten einzubringen und konstant zu punkten.

DFB.de: Der dritte Tabellenplatz würde am Saisonende die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb bedeuten und sogar die Chance auf die Teilnahme an der Champions League eröffnen. Wie realistisch ist dieses Ziel?

Wieder: Es ist aus meiner Sicht noch zu früh für eine Prognose. Aktuell sehe ich unsere Platzierung als riesige Anerkennung für die gute Arbeit, die wir leisten. Selbstverständlich werden wir jetzt auch alles tun, um uns dort festzubeißen. Vielleicht können wir dann im Frühjahr irgendwann träumen.

DFB.de: Mit Bayer 04 Leverkusen kommt jetzt ein direkter Konkurrent nach Bremen. Wie schätzen Sie Ihnen früheren Verein ein?

Wieder: Ich habe auf beiden Seiten schon einige Duelle zwischen Bayer 04 und Werder erlebt. Es waren eigentlich immer enge und umkämpfte Partien. Das wird diesmal nicht anders sein. Für beide Teams ist es durch die Tabellenkonstellation so etwas wie ein Sechs-Punkte-Spiel, in dem es um einiges geht.

DFB.de: Nicht weniger als sechs ehemalige Bayer-Spielerinnen gehören zum Werder-Kader. Ist das eigentlich Zufall?

Wieder: Auf der einen Seite sicherlich. Ich habe zwar schon in Leverkusen mit Juliane Wirtz, Caroline Siems und Amira Arfaoui zusammengespielt. Unsere Wechsel nach Bremen hatten aber nichts miteinander zu tun. Bei Rieke Dieckmann und Sharon Beck liegt die Zeit bei Bayer 04 ja ohnehin schon länger zurück, und sie waren zwischenzeitlich noch für verschiedene Klubs aktiv. Auf der anderen Seite ist das aber schon ein Zeichen für die extrem gute Arbeit, die seit Jahren bei Werder geleistet wird. Dadurch ist der Verein für ambitionierte Spielerinnen immer attraktiver geworden.

DFB.de: Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Zeit in Leverkusen?

Wieder: Ich war vier Jahre dort, habe viele besondere Menschen kennengelernt, mit denen ich nach wie vor in Kontakt bin. Auch im Team von Bayer 04 sind noch viele Spielerinnen dabei, die bereits zu meiner Zeit dort waren. Von daher wird es schon eine besondere Partie.

DFB.de: Was würde es Ihnen bedeuten, auch nach dem Spiel in der Tabelle vor Bayer 04 zu stehen?

Wieder: Es wäre für uns ein perfekter Abschluss der Hinrunde. Wir hätten dann eine sehr gute Ausgangslage für die zweite Saisonhälfte.

DFB.de: Worauf wird es ankommen?

Wieder: Wir müssen vor allem von der ersten Minute an voll da sein, denn Bayer 04 ist oft in der Anfangsphase erfolgreich. Insgesamt wird es mit Sicherheit ein sehr zweikampfbetontes Spiel. Darauf müssen wir eingestellt sein.

DFB.de: Auch im DFB-Pokal mischt der SV Werder noch mit. Im Viertelfinale geht es zur SGS Essen. Zufrieden mit dem Los?

Wieder: Ich denke, wir können schon zufrieden sein. Schließlich gehen wir dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg vorerst aus dem Weg. Klar, die SGS Essen hat zuletzt gezeigt, dass sie wieder im Kommen ist. Dennoch haben wir die Qualität, um uns durchzusetzen.

DFB.de: Schon am Ende der Vorsaison stand Bremen im DFB-Pokalfinale, unterlag dem FC Bayern München 2:4. Wieviel Lust hätten Sie, erneut im ausverkauften Kölner RheinEnergieStadion aufzulaufen?

Wieder: Die Pokalreise in der vergangenen Spielzeit hat bei uns allen diese Lust geweckt. Es war sensationell, was der gesamte Verein und die Fans abgerissen haben. Es ist unser Ziel, das wieder zu erreichen. Und wir sind auch auf einem guten Weg.

DFB.de: Nach Ihrem Wechsel zum SV Werder verpassten Sie verletzungsbedingt die komplette Hinserie der zurückliegenden Saison. Wie schwierig war es für Sie, in der neuen Heimat anzukommen?

Wieder: Dass ich mich ausgerechnet im Abschlusstraining vor meinem geplanten letzten Spiel für Bayer 04 gegen Werder erneut schwer am Knie verletzt habe, war extrem bitter. Ich wollte in Bremen eigentlich alle sofort überzeugen, war dann aber monatelang in der Reha und nicht bei der Mannschaft. Das war vor allem für den Kopf nicht einfach.

DFB.de: Wie sind Sie mit der Situation umgegangen?

Wieder: Ich saß beispielsweise bei unserem damaligen Highlightspiel gegen Leverkusen auf der Tribüne des Weserstadions. Das tat schon weh, hat mich umgekehrt aber auch noch mehr motiviert, um so bald wie möglich auf den Platz zurückzukehren. Mit dem Pokalhalbfinale in Hamburg und dem Endspiel in Köln habe ich dann nach der Winterpause auch noch einige ganz besondere Höhepunkte miterlebt.

DFB.de: Wie gefällt es Ihnen als Allgäuerin grundsätzlich in Norddeutschland?

Wieder: Diese Frage wird mir in der Tat häufig gestellt. (lacht) Um ehrlich zu sein, habe ich es mir schwieriger vorgestellt, als es dann wirklich der Fall war. Bremen ist eine freundliche und nette Stadt, der SV Werder ein cooler Verein, in dem ich mich sehr wohl fühle.

DFB.de: Bis auf eine Ausnahme gehörten Sie in dieser Saison bislang immer zur Startformation. Wie wichtig ist für Sie das Vertrauen von Trainerin Friederike Kromp?

Wieder: Es ist für mich natürlich sehr wichtig, speziell als Stürmerin, aber auch nach vielen Jahren mit zahlreichen Verletzungen. Mein Körper funktioniert, ich kann dem Team konstant helfen. Das alles gibt mir ein gutes Gefühl.

DFB.de: Wurmt es Sie, dass Sie als Offensivspielerin noch auf Ihr erstes Saisontor warten?

Wieder: Das ist als Angreiferin schon sehr unbefriedigend. Ich mache mich aber nicht verrückt, sondern arbeite weiter an mir. Im Training fallen die Tore. Irgendwann wird es auch wieder im Spiel klappen.

DFB.de: Wie wäre es gegen Bayer 04?

Wieder: Sollte ich mir mein erstes Saisontor für das Spiel gegen meinen Ex-Verein aufgespart haben, dann wäre es kurios. (lacht)

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