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·11. Dezember 2025

Frauen-Bundesliga: Weckruf für den DFB

Artikelbild:Frauen-Bundesliga: Weckruf für den DFB

Die Gründung des Frauen-Bundesliga FBL e.V. am Mittwoch in Frankfurt markiert einen Wendepunkt im deutschen Frauenfußball. Nicht weil ein neuer Verband entstanden ist, sondern weil die 14 Klubs damit demonstrieren, dass sie bereit sind, ihren eigenen Weg zu gehen. Auch gegen den DFB, wenn es sein muss.

Katharina Kiel von Eintracht Frankfurt steht nun als erste Präsidentin an der Spitze einer Organisation, die eigentlich in harmonischer Zweisamkeit mit dem Verband hätte starten sollen. Stattdessen tagten die Vereine im Frankfurter Stadion, während der DFB-Campus leer blieb. Die Botschaft ist unmissverständlich: Wir machen das jetzt selbst.


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Der Kern des Konflikts liegt in der Frage, wer künftig das Sagen hat. Das geplante Joint Venture zwischen Ligaverband und DFB sollte die Professionalisierung vorantreiben, beide Seiten mit jeweils 50 Prozent Anteilen. Doch bei der Ausgestaltung der Entscheidungshoheiten gingen die Vorstellungen auseinander. Die Klubs wollten die Kontrolle, der DFB forderte mehr Mitsprache. Ein klassischer Machtkampf, der vorerst keine Gewinner kennt.

Aufgabenliste für Frauen-Bundesliga ist lang

Dabei ist die Ausgangslage eigentlich klar: Der DFB wollte 100 Millionen Euro über acht Jahre in die Liga investieren. Die Vereine selbst stehen vor Ausgaben zwischen 300 und 900 Millionen Euro, um die Bundesliga international konkurrenzfähig zu machen. Mindestgrundgehälter für Spielerinnen, bessere Trainingsbedingungen, angemessene Stadien – die Aufgabenliste ist lang und teuer.

Dass die Klubs trotz dieser finanziellen Herausforderungen den Konflikt mit dem Verband riskieren, zeigt zweierlei: Erstens trauen sie dem DFB nicht zu, die Professionalisierung in ihrem Sinne voranzutreiben. Zweitens haben sie verstanden, dass Abhängigkeit vom Verband langfristig keine Lösung sein kann.

Die Parallelen zur Männer-Bundesliga sind offensichtlich. Auch dort war die Abnabelung vom DFB der entscheidende Schritt zur wirtschaftlichen Eigenständigkeit. Die Frauen-Bundesliga folgt diesem Pfad mit jahrzehntelanger Verspätung, aber immerhin konsequent.

Das Risiko für die Frauen-Bundesliga

Natürlich birgt der Alleingang Risiken. Ohne die zugesagten DFB-Millionen wird die Finanzierung schwieriger. Die Vereine müssen beweisen, dass sie die Vermarktung selbst stemmen können. Sponsoren und Medienpartner wollen Stabilität sehen, keine Grabenkämpfe.

Doch der Mut zur Konfrontation verdient Respekt. Die Frauen-Bundesliga hat erkannt, dass Professionalisierung nicht bedeutet, brav auf Zuwendungen zu warten. Sie bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und eigene Strukturen zu schaffen.

Der DFB sollte diese Entwicklung als Weckruf verstehen. Die Zeiten, in denen man den Frauenfußball als wohlwollend geduldetes Anhängsel behandeln konnte, sind vorbei. Die Klubs haben gezeigt, dass sie notfalls auch ohne den großen Bruder laufen können. Jetzt liegt es am DFB, einen Weg zurück an den Verhandlungstisch zu finden – als Partner auf Augenhöhe, nicht als Kontroll-Instanz.

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