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·17. November 2025

WM-Quali: Vincenzo Montella äußerst sich zur Kaderwahl vor Spanien-Spiel

Artikelbild:WM-Quali: Vincenzo Montella äußerst sich zur Kaderwahl vor Spanien-Spiel

Vor dem letzten Spiel derGruppe E in der Qualifikation zur FIFA-Weltmeisterschaft 2026 hat sich Nationaltrainer Vincenzo Montella ausführlich zur Lage der türkischen Nationalmannschaft geäußert. Auswärts wartet mit Europameister Spanien der wohl schwerste Gegner der Gruppe, dennoch präsentiert sich der Italiener kämpferisch und überzeugt von seinem Weg. „Wir wissen, dass wir Spanien mit unserem Glauben, unserem Ehrgeiz, unserem Willen und unserem Fußball schlagen können. Warum sollte das nicht möglich sein?„, erklärte Montella und gab zugleich Einblicke in seine umstrittenen Kader- und Aufstellungsentscheidungen.

„Wir sind nicht hier, um ein Freundschaftsspiel zu bestreiten“

Montella machte von Beginn an klar, dass die Partie in Spanien für ihn mehr ist als nur ein Auslaufen nach dem bereits gesicherten Playoff-Ticket. „Das ist ein sehr wichtiges Spiel für uns. Wir sind nicht hierhergekommen, um ein Freundschaftsspiel zu bestreiten. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, das wir bestreiten„, stellte der Nationaltrainer klar. Er betonte den hohen Konkurrenzdruck innerhalb des Kaders: „Der Wettbewerb innerhalb der Mannschaft ist sehr groß. Morgen werden wir zusammen mit den Spielern, die auf dem Platz stehen, alles tun, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.“


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Rückblickend zeigte sich Montella zufrieden mit dem bisherigen Weg durch die Gruppe. Abgesehen vom ersten Duell mit Spanien habe die Türkeiwährend der gesamten Gruppenphase gut“ gespielt. Besonders stolz ist er auf die offensive Entwicklung: „In den letzten fünf Spielen haben wir 15 Tore geschossen. Gab es in letzter Zeit eine solche Phase? Ehrlich gesagt, kann ich mich nicht daran erinnern„, sagte er und verwies darauf, dass man direkten Rivalen wie Georgien gleich zweimal besiegen konnte.

Taktische Lehren aus dem ersten Spanien-Spiel

Der Respekt vor Spanien bleibt bei aller Zuversicht groß. Montella bezeichnete den kommenden Gegner als „derzeit die Nummer eins der Welt„. Im ersten Aufeinandertreffen, so der Trainer, habe sein Team einen entscheidenden Fehler gemacht: „Im ersten Spiel haben wir folgenden Fehler gemacht: Wir waren nicht ausgeglichen. Wir hätten ausgeglichen spielen müssen.“ Gerade gegen eine Mannschaft, die „auch in Sachen Ballbesitz die Nummer eins“ sei, müsse das Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive stimmen.

Dennoch will Montella der eigenen Spielidee treu bleiben. „Wir werden unseren eigenen Angriffsfußball spielen, aber wir sind uns Spaniens bewusst. Wir sind mit gebündelter mentaler Energie angereist„, erklärte er. Die Erfahrung aus der UEFA Nations League, in der die Türkei in die A-Liga aufgestiegen ist, soll dabei helfen: Spiele auf diesem Niveau seien nun häufiger, das sei „sehr spannend“ und ein wichtiger Baustein in der Entwicklung des Teams.

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Sevilla, persönliche Geschichte und ein Hauch von Ungerechtigkeit

Für Vincenzo Montella ist die Partie in Sevilla auch emotional aufgeladen. „Für mich ist dies eine besondere Stadt, aber gleichzeitig war Sevilla auch der Ort, an dem ich in meiner Karriere als Trainer die größte Ungerechtigkeit erlebt habe„, sagte der Italiener ohne ins Detail zu gehen. Diese persönliche Vorgeschichte mischt sich mit seiner generellen Vorliebe für große Spiele.

Schon als Spieler habe er solche Duelle geliebt: „Auch während meiner Zeit als Fußballspieler waren solche Spiele meine Lieblingsspiele. Bei diesen Spielen ist der Adrenalinspiegel sehr hoch„, erklärte Montella. Nun wolle er diese Energie auf seine Mannschaft übertragen und die Partie in Spanien als weiteren Schritt im Reifeprozess der Türkei begreifen.

Arda Güler und die Vision von der nächsten Weltklasse-Generation

Besonders ausführlich sprach Montella über Arda Güler, der für ihn ein Symbol der neuen Generation ist. „Wir sehen jeden Tag, wie talentiert Arda ist. Er ist ein Spieler, der sich sehr schnell weiterentwickelt. Er zeichnet sich durch seinen Ehrgeiz und seine Mentalität aus„, lobte der Nationaltrainer. Seine Hoffnungen formulierte er deutlich: „Ich hoffe, dass er in seiner Position der Beste der Welt werden kann, denn er hat das Potenzial dazu. Das wünsche ich mir von ganzem Herzen.“

Diese Aussagen fügen sich in Montellas generelle Linie ein: Junge, hungrige Spieler frühzeitig an das A-Team heranführen und ihnen in entscheidenden Phasen Vertrauen schenken. Der Aufstieg in die Nations League A und regelmäßige Duelle mit starken Gegnern sollen genau diesen Prozess beschleunigen.

Systemkritik: Qualifikationsmodus und Gelbsperren-Management

Neben Spiel und Personal nahm Montella auch das Format der WM-Qualifikation in den Blick. Er zog einen Vergleich mit anderen Kontinenten: „Auf dem amerikanischen Kontinent gibt es nur eine Gruppe, und es ist einfacher, sich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. In Zukunft könnte man auch in Europa zu einem solchen System übergehen. Das würde zu einem attraktiveren Fußball führen. Ich halte das derzeitige System nicht für sehr fair.“

Pragmatisch zeigte er sich im Umgang mit Spielern, die knapp vor einer Gelbsperre stehen. „Es erscheint mir logischer, Spieler, die kurz vor einer Gelben Karte stehen, gegen Spanien nicht aufzustellen. Das ist eine pragmatische Lösung„, erklärte Montella. Damit deutete er an, dass nicht nur das Spanien-Spiel, sondern auch die folgenden Playoff-Partien in seiner Planung eine Rolle spielen.

Umstrittene Nominierungen: Vural, Akcicek, Kutucu und die „Nähe zum TFF“

Ein Schwerpunkt der Pressekonferenz waren die diskutierten Kadernominierungen. Montella griff das Thema selbst auf: „Die letzte Frage möchte ich stellen, weil ich sie von Ihnen erwartet habe, Sie sie aber nicht gestellt haben„, begann er, und erklärte dann, warum Yusuf Akcicek und Isak Vural hochgezogen wurden. „Wir haben Yusuf Akcicek wegen der Verletzung von Emirhan Topcu nominiert, weil wir glauben, dass er eine Zukunft in der Nationalmannschaft hat. Isak Vural ist ebenfalls ein Spieler, den wir seit langem aufmerksam verfolgen. Ich halte ihn für einen Spieler mit Zukunft„, sagte Montella.

Er erinnerte daran, dass es auch bei Kenan Yildiz zunächst Spekulationen gegeben habe. „Es ist sehr wichtig, dass die Spieler, denen wir eine Zukunft bei uns zutrauen, Zeit mit uns verbringen„, betonte er. Seine Entscheidungen treffe er „nicht, um irgendjemanden zufriedenzustellen„, sondern mit Blick auf die Zukunft der Nationalelf.

„Ich treffe meine Entscheidungen nicht, um jemanden zufrieden zu stellen“

Montella stellte mehrfach klar, dass er seine Kaderentscheidungen unabhängig von externen Erwartungen trifft. „Ich treffe meine Entscheidungen nicht, um einen Verein oder einen Spieler zufriedenzustellen. Das mag Ihnen vielleicht nicht gefallen, aber so ist es nun einmal„, sagte er in Richtung der Journalisten. Als Beispiel nannte er frühere Nominierungen, etwa einen Spieler von TÜMOSAN Konyaspor für ein Länderspiel in Kayseri, die man getroffen habe, „weil wir es für notwendig hielten und davon überzeugt waren„.

Gleichzeitig unterstrich er, wie genau der Trainerstab die heimischen Ligen verfolgt. „Eigentlich verfolgen wir alle Spiele. Wir sehen alle„, betonte Montella und nutzte die Gelegenheit, Samsunspor zu gratulieren, das die Türkei in Europa vertrete. Entscheidungen würden immer mit Blick auf die Zukunft getroffen, auch wenn der Fußball „immer von Veränderungen geprägt“ sei.

Fall Ahmed Kutucu: „Wir haben Ahmed einberufen, weil er uns nahesteht“

Besonders viel Diskussionsstoff lieferte die Nominierung von Ahmed Kutucu. Montella stellte klar, dass der Stürmer ein Spieler sei, an den der Trainerstab glaube: „Auch Ahmed Kutucu ist ein Spieler, an den wir glauben und den wir mögen. Er hat mit uns gearbeitet und weiß, was wir verlangen„, erklärte der Coach. Die Verletzung von Aral Simsir, der laut Mannschaftsarzt „nicht laufen kann„, habe den Handlungsdruck erhöht. Man habe zudem Kerem Aktürkoglu nicht zusätzlich riskieren wollen.

Aufsehen erregte Montellas Begründung, als er offen zugab: „Ahmed Kutucu wurde ebenfalls einberufen, weil wir ihn als Spieler kennen. Seine Nähe zum TFF war ausschlaggebend. Wir haben Ahmed einberufen, weil er uns nahesteht. Nicht, um einen Verein oder bestimmte Personen zufriedenzustellen.“ Gleichzeitig hob er seine Flexibilität hervor: Kutucu sei ein Spieler, „der sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite spielen kann„. Der Nationaltrainer verwies auch auf die Schnelligkeit der Nachnominierung: „Noch bevor es Mittagessen gab, war der Spieler bei uns. Wir wissen, dass er auf dem Platz kämpfen wird, wenn wir uns entscheiden, ihn einzusetzen.“

Blick nach Spanien – und weit darüber hinaus

Zum Abschluss der Pressekonferenz spannte Vincenzo Montella den Bogen von der kurzfristigen Herausforderung in Spanien zur langfristigen Entwicklung der Nationalmannschaft. Seine Entscheidungen seien stets von einer klaren Linie geprägt: Talente früh integrieren, Stammkräfte gezielt steuern und die Mannschaft Schritt für Schritt an Topniveau gewöhnen. „Ich versuche, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen„, sagte er. Dass sich seine Meinung nicht ständig ändere, bedeute nicht, dass er nicht offen für Entwicklungen sei – im Gegenteil: „Fußball ist immer von Veränderungen geprägt. Man muss seine Entscheidungen immer erklären.“

Ob seine umstrittene Aufstellung und die mutigen Kaderentscheidungen bereits in Sevilla belohnt werden, wird sich auf dem Platz zeigen. Klar ist jedoch schon jetzt: Montella scheut weder sportliche noch kommunikative Verantwortung – und setzt alles daran, die Türkei bei der WM 2026 mit einem gereiften, konkurrenzfähigen Team an den Start zu bringen.

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