
Löwenmagazin
·1 October 2025
Evolutionsbedingtes Abwehrverhalten ablegen

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·1 October 2025
Beide Gesellschafter haben zusammen entschieden, sowohl den Trainer, als auch den Geschäftsführer von ihren Aufgaben in der Profifußball KGaA zu entbinden. Entsprechende Abwehrverhalten liegen in der Natur des Menschen. Ein Kommentar der Redaktion.
Es liegt in der menschlichen Natur auf größere Veränderung mit Abwehrverhalten zu reagieren. Vor allem natürlich beim TSV 1860 München – denn dort lehrt die Vergangenheit, dass eine Veränderung oftmals nicht zu Positivem geführt hat. Ob die Entscheidung, sowohl den Trainer, als auch den Geschäftsführer zu entlassen, richtig war, muss man allerdings völlig unabhängig von zukünftigen Entscheidungen bewerten. Die Entscheidung kann falsch sein, zukünftige Entscheidungen jedoch trotzdem funktionieren und damit richtig sein. Genauso wie es andersherum sein kann, dass die Entscheidung richtig war und nun falsche Entscheidungen getroffen werden. Wäre es anders, wäre die Zukunft voraussehbar und die Sache ziemlich langweilig.
Wir, als Redaktion des Löwenmagazins, halten in jedem Fall die Entscheidung im Hinblick auf die Freistellung beider Posten für richtig. Wir können noch nicht sagen, ob wir die folgenden und notwendigen Entscheidungen ebenfalls für richtig halten. Was in jedem Fall nichts bringt, ist der ständige sehnsüchtige Blick nach hinten und der Wunsch, man hätte die eine oder andere Entscheidung nicht getroffen. Das geschieht oft bei den Löwen. Der eine heult der Wildmoser-Zeit hinterher, der andere Bierofka, wieder ein anderer dem Geschäftsführer Pfeifer oder dem Trainer Köllner. Das bringt die Löwen in keiner Weise vorwärts. Die Vergangenheit wiederholt sich nur bedingt. Vor allem aber kann sie nicht zurückgeholt und kopiert werden.
Jede Entscheidung wird erst einmal auf Bedrohlichkeit überprüft. Das ist von der Evolution des Menschen auch so vorgesehen. Weil es sich in unseren Genen gefestigt hat, dass derjenige, der kein Risiko eingeht, überlebt. Das gilt auch im Tierreich. Doch den Menschen unterscheidet ein wesentlicher Punkt von Tieren. Ihn treiben mehr als nur die natürlichen Triebe wie nach Nahrung oder Fortpflanzung an. Ihm geht es auch um Kulturentwicklung und Selbstreflexion. Um sich als Mensch weiterzuentwickeln und sich unter Menschen durchzusetzen, bedarf es Mut. Hierfür benötigt es Menschen, die den Mut haben, über die evolutionsbedingten Ängste hinauszuwachsen. Das sind diejenigen, sehr wenigen, die Führung übernehmen. In der Menschheitsgeschichte verehrte man viele sogar als Helden. Unabhängig davon ist es jedoch klar, dass man dafür über die Grundbedürfnisse hinaus denken und handeln muss.
Wer keine Entscheidungen über die grundlegenden Bedürfnisse hinaus trifft und sich dem natürlichen Abwehrverhalten ergibt, wird vermutlich am Besten überleben. Aber er wird darüber hinaus auch nichts erreichen. Milliarden von Menschen in der Geschichte der Erde überlebten, weil sie sich mit den Grundbedürfnissen zufrieden gegeben haben. Aber die Wikinger (oder später Kolumbus) hätten nicht Amerika entdeckt, wenn sie nicht über die Grundbedürfnisse hinaus Ziele entwickelt hätten. Gleiches gilt für viele andere Entdecker, Pioniere und Erfinder.
Es ist vollkommen normal, dass die meisten Fans ihre Abwehrmechanismen entfalten. Diejenigen, die den TSV 1860 führen, müssen auch tatsächlich erst mal beweisen, dass ihr Mut richtig ist. Und das ist vor allem deshalb schwer, weil die Löwen eine derartige desaströse Vergangenheit haben, bei der man geneigt ist, mehr auf das natürliche Abwehrverhalten zu hören. Die Menschen hätten sicherlich irgendwann aufgegeben einen Seeweg Richtung Westen zu finden, wenn über Jahrzehnte kein einziges Schiff zurückgekommen wäre.
Es sind nicht nur ältere Löwen, die in Abwehrmechanismen verfallen. Aber es fällt auf, dass so mancher lebenserfahrenere Löwe mehr in derartige Muster verfällt und Veränderungen kritisch gegenüber steht. Dabei bekommen sie auch vor allem deshalb mehr Aufmerksamkeit, weil sie mehr Zeit haben und das Internet ihnen ermöglicht, im Stundentakt die Situationen zu bewerten. Was wiederum ein falsches Bild erzeugt.
Wir sind der Meinung, dass viele Löwenfans sich sehr wohl Veränderungen wünschen und auch daran glauben, dass entsprechend unkonventionelle Entscheidungen wichtig sind. Und dass viele auch die Entscheidungen des aktuellen Präsidiums in Abstimmung mit dem Mitgesellschafter positiv ansehen. Und damit wiederum auf entsprechend positive zukünftige Entscheidungen vertrauen. Und das ist auch wichtig.
Kritisch sein sollte man. Und man darf über Entscheidungen auch diskutieren. Aber man sollte in Sachen Stadion, Mannschaft und Profifußball-Gesellschaft nicht immer alles tot reden. Wir wollen ja nicht Amerika entdecken, aber zumindest wollen wir irgendwann mal in die 2. Bundesliga. Weil viele weitere Jahre 3. Liga halten die Löwen ohnehin nicht aus. Dann steigt man ab, weil das Geld ausgeht und keiner mehr Darlehen gibt. Den Status Quo kann man sowieso nicht halten.
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