Fairness-Schock oder Stilfrage? – Galatasaray führt, Fenerbahçe fällt | OneFootball

Fairness-Schock oder Stilfrage? – Galatasaray führt, Fenerbahçe fällt | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: LIGABlatt

LIGABlatt

·8 November 2025

Fairness-Schock oder Stilfrage? – Galatasaray führt, Fenerbahçe fällt

Article image:Fairness-Schock oder Stilfrage? – Galatasaray führt, Fenerbahçe fällt

Seit Jahren schwelt in der Türkei die Diskussion um Fairness, Schiedsrichterentscheidungen und angebliche Bevorzugungen einzelner Klubs. Nun liefert die Statistik neue Nahrung – oder vielleicht sogar Beruhigung. Denn während Galatasaray aktuell nicht nur sportlich, sondern auch disziplinarisch an der Spitze der Süper Lig steht, kämpfen Fenerbahçe und Beşiktaş mit auffällig hohen Kartenwerten – sowohl national als auch international. LIGABlatt hat die Zahlen der letzten drei Jahre überprüft, verglichen und ausgewertet.

Galatasaray: Tabellenführer mit Stil


OneFootball Videos


Galatasaray hat in dieser Saison nicht nur die meisten Punkte, sondern auch die sauberste Weste der Liga. Nach elf Spieltagen stehen gerade einmal 18 Gelbe Karten und eine Rote in der Bilanz – das ergibt 23 Strafpunkte und Platz 1 in der Fairnesstabelle der Süper Lig. Kein anderes Team in der Türkei tritt derzeit disziplinierter auf.

Der Meister zeigt damit, dass Dominanz und Kontrolle auch ohne Härte funktionieren können. Besonders auffällig: Kein einziger Platzverweis durch Gelb-Rot – ein Indikator für konzentriertes und kontrolliertes Spielverhalten. Ein Zeichen für Reife und Abgeklärtheit des Rekordmeisters oder werden die "Löwen" anders behandelt?

Fenerbahçe: Stark im Spiel, hart im Zweikampf

Denn Fenerbahçe steht sportlich zwar auf Augenhöhe, doch in der Fairness-Wertung hinkt der Erzrivale hinterher. Mit 28 Gelben Karten, einer Gelb-Roten und 31 Strafpunkten belegt der Klub aktuell Rang 11 der Süper Lig-Fairnesstabelle. Damit fällt Fenerbahçe deutlich hinter Galatasaray zurück – und das, obwohl das Team ebenfalls viele Spiele dominiert.

Doch das eigentliche Problem zeigt sich auf internationaler Bühne: In der Europa League 2024/25 landete Fenerbahçe auf dem letzten Platz der UEFA-Fair-Play-Tabelle – 39 Gelbe Karten und zwei Gelb-Rote. Auch in der laufenden Europa-League-Saison 2025/26 liegt das Team erneut weit unten, derzeit auf Rang 34 von 36, mit 17 Gelben Karten in vier Spielen.

Die Statistik zeichnet ein klares Bild: Fenerbahçe spielt intensiv, aggressiv und sucht viele direkte Zweikämpfe. Das bringt Energie, aber eben auch Karten. Und während national der Schiedsrichterstil leicht milder ausfallen mag, zeigt die europäische Bühne deutlich, dass Fenerbahçe in puncto Fairness regelmäßig zu den Schlusslichtern zählt. Die Fairnesstabelle ist auch immer ein Ausdruck davon, wie man sich gegenüber dem generischen Team und den Schiedsrichtern gibt.

Beşiktaş: Zwischen Disziplin und Frust

Beşiktaş bewegt sich aktuell ebenfalls im unteren Drittel der Fairnesstabelle. Nach elf Ligaspielen stehen 26 Gelbe Karten und zwei Rote zu Buche – 36 Strafpunkte, was Platz 14 bedeutet. Besonders auffällig ist, dass die Roten Karten nicht aus wiederholten Fouls, sondern meist aus Frustsituationen resultierten.

Im Rückblick schneidet Beşiktaş dennoch nicht immer schlecht ab: In der Saison 2024/25 rangierten die Schwarz-Weißen mit 63 Gelben, einer Gelb-Roten und drei Roten Karten immerhin auf dem dritten Fair-Play-Rang der Liga – ein guter Wert. Doch in der Vorsaison 2023/24 zählte der Klub mit über 90 Gelben Karten noch zu den unfairsten Teams der Süper Lig.

Internationale Bühne: Zwei Gesichter des türkischen Fußballs

Während Galatasaray in der Europa League 2024/25 mit 22 Gelben Karten und einer Gelb-Roten im soliden Mittelfeld der Fair-Play-Rangliste (Platz 12) landete, belegte Beşiktaş (26/0/0) Platz 14 – also ebenfalls einen unauffälligen, stabilen Bereich. Beide Teams zeigen: Türkische Mannschaften können auch auf internationalem Parkett diszipliniert auftreten.

Ganz anders Fenerbahçe: Seit zwei Jahren steht der Klub am Ende der Fairness-Skala in der Europa League. Das ist kein Zufall, sondern ein wiederkehrendes Muster, das wohl mit dem Spielstil unter Volldampf, hohem Pressing und emotionaler Intensität zusammenhängt. Es ist eine Art Markenzeichen – eines, das allerdings auf der Anzeigetafel Punkte kosten kann, wenn wichtige Spieler durch Sperren fehlen.

Ein Blick zurück: Drei Jahre Fairness im Wandel

Ein Vergleich der letzten drei Süper-Lig-Saisons zeigt, dass sich die Fairnesswerte der "Großen Drei" deutlich verschoben haben.

  1. 2023/24: Galatasaray mit 68 Punkten (Rang 2) diszipliniert, Fenerbahçe (105 Punkte, Rang 15) und Beşiktaş (109 Punkte, Rang 18) deutlich unruhiger.
  2. 2024/25: Beşiktaş fairer (Rang 3), Galatasaray durchschnittlich (Rang 11), Fenerbahçe solide im Mittelfeld (Rang 6).
  3. 2025/26: Galatasaray an der Spitze, Fenerbahçe und Beşiktaş wieder klar dahinter.

Die Entwicklung zeigt, dass "Fairness" nicht konstant ist, sondern mit Trainerphilosophie, Taktik und Mannschaftsdynamik wechselt. Unter Okan Buruk setzt Galatasaray auf Ballkontrolle und Ruhe. Fenerbahçe spielt intensiver, risikoreicher, emotionaler. Und Beşiktaş befindet sich – auch unter wechselnden Trainern – zwischen Disziplin und Unruhe.

Fazit: Fairness ist kein Zufall

Statistische Fairness ist zwar nur ein Teil der gesamten Geschichte. Doch sie ist auch Ausdruck von Selbstkontrolle, Autorität und taktischer Balance. Galatasaray hat es aktuell geschafft, sportliche Dominanz mit Disziplin bzw. Fairness zu vereinen. Fenerbahçe dagegen bleibt kämpferisch – manchmal zu sehr. Und Beşiktaş schwankt, wie so oft, zwischen Routine und Rebellion.

Was bleibt, ist ein deutliches Bild: Die Fairnesstabelle ist kein Beweis für Bevorzugung oder Benachteiligung, sondern für unterschiedliche Spielphilosophien. Und vielleicht ist genau das der eigentliche Reiz des türkischen Fußballs – dass Leidenschaft und Kontrolle, Härte und Eleganz so eng beieinander liegen wie sonst kaum irgendwo.

Foto: Ahmad Mora / Getty Images

View publisher imprint